1. ∂αѕ яαυѕ¢нєη ∂єѕ ωαℓ∂єѕ

3 1 0
                                    


~~~~~∂αѕ яαυѕ¢нєη ∂єѕ ωαℓ∂єѕ~~~~~

Es war eine kalte Mai-Nacht, als Tomma das Haus ihres Freundes Paul verließ und sich auf den Weg nach Hause machte.

Eigentlich war dies nichts Ungewöhnliches, fast alle zwei Tage besuchte die 17-Jährige ihre bessere Hälfte und meistens brachte er sie auch mit seinem Auto wieder zu ihrem Haus zurück, jedoch hatte Paul bei einem Fahrrad-Unfall eine Fraktur an seinem Fuß erlitten, was ihn nun daran hinderte, selbst zu fahren.
Es war bereits spät und Tomma entschied sich dazu, den Gehweg durch den Wald zu nehmen, welcher in etwa eine halbe Stunde beanspruchte. Die einzige andere Möglichkeit wäre, mit dem Auto auf der Schnellstraße zu fahren, welche um das Waldstück, das sie zu Fuß durchqueren würde, führte. Dies würde sie ungefähr gleich viel Zeit kosten, wie der Waldweg und außerdem hatte Tomma weder ein Auto zur Verfügung, noch einen Führerschein, also musste sie sich alleine einen Weg durch die Dunkelheit nachhause bahnen.

Eigentlich hatte Tomma kein Problem damit, nachts durch den Wald zu gehen, da sie schon seit frühen Kindertagen mit ihrer Familie das einsame Haus an der Schnellstraße bewohnt hatte. Es stand auf einer riesigen Wiese, welche sich auch noch auf der gegenüber liegenden Seite der Straße einige dutzend Meter weit erstreckte und war eigenhändig von Tommas Vater, ihrem Onkel und weiteren Unterstützern vor 16 Jahren erbaut worden. Für vier Leute erschien das Haus zwar groß, aber im Vergleich zur Wiese und dem umliegenden Wald war es winzig klein. Auf der Straße fuhren kaum Autos, vor allem nicht nachts und Tommas Eltern liebten die Einsamkeit in der Natur, die sie an ihrem Wohnort genießen konnten. Tomma und ihr großer Bruder Eric waren mit zunehmendem Alter immer weniger begeistert von der Lage ihres Hauses geworden, da es eine halbe Ewigkeit dauerte, in die Nächste, halbwegs große Stadt zu kommen, um Einkäufe zu erledigen, Freunde zu treffen, oder in die Schule zu gehen.

Trotzdem liebte Tomma diesen Ort, da sie ihn mit vielen fröhlichen Erinnerungen verband. Ihre Eltern hatten ihr nur schöne Geschichten über den Wald erzählt, über Elfen und Zwerge und Tiere und freundliche Hexen, die einem zaubern beibrachten, wenn man sie fand. Nie hatten sie nur ein Wort über unheimliche Sagen und Legenden, die sich um diesen Wd rankten, verloren, da sie nicht wollten, dass ihre Kinder Angst im eigenen Zuhause haben mussten und sich womöglich nicht mehr vor die Haustür trauten. Tomma hatte einige Erinnerungen an mysthische Fabelwesen, die sie als kleines Mädchen gesehen haben könnte, jedoch tat sie es mittlerweile nur mehr als Träume ab, da sie aufgehört hatte, an die Erzählungen ihrer Eltern zu glauben.

So wie immer, wenn sie nachts durch den Wald ging, stellte sie auch jetzt vor, wie es hier wohl bei Tag aussehen würde. Dies half ihr, das trotz allem auftretende, mulmige Gefühl zu bekämpfen. Sie hörte den Wind durch die Baumwipfel rauschen und gelegentlich ein leises Rascheln im Unterholz, was wohl von kleinen Mäusen stammen könnte. Sie sah die Blätter der Büsche, die den Weg säumten zwar nur in einem matten grau, da das schwache Licht ihrer Taschenlampe kaum mehr als die Stelle, unmittelbar vor ihren Füßen, beleuchtete, stellte sich jedoch vor, sie wären alle in saftiges grün getaucht.
Die letzten Frühlingsblumen, welche hier wuchsen, befanden sich ebenfalls in der Dunkelheit, jedoch malte Tomma sie sich in den buntesten Farben aus und schon war alles nur mehr halb so schlimm.

Tommas Familie befand sich mit Sicherheit bereits im Bett und sie hatte nicht vor, sie zu wecken und somit ihre Eltern darauf aufmerksam zu machen, dass sie viel zu spät nachhause kommen würde. Noch hatte sie noch eine gute viertel Stunde vor sich, bis sie die Wiese, auf der das Haus thronte, erreichen würde und sie freute sich bereits auf ihr warmes Bett, in das sie sofort schlüpfen würde, sobald sie ihr Zimmer betreten würde. Tomma kam es vor, als würde es immer kälter und kälter werden, was wohl daran liegen musste, dass es in der Nacht normalerweise immer rapide abkühlte. Trotzdem wirkte es seltsam, dass die Temperatur so schnell nach unten ging, da sie schon viele Abende draußen verbracht hatte, an denen sie sich erst nach einer Weile etwas zusätzliches zum Anziehen holen musste. Nun wünschte sie, sie hätte ihre Winterjacke dabei, obwohl vor nur wenigen Minuten ein Hoddie mit einem Shirt darunter ausgereicht hatte, um sie warm zu halten.
Leicht beunruhigt ging sie weiter, mit einer Hand die Taschenlampe haltend und die andere in der Tasche ihres Pullovers ruhend, um diese zu wärmen. Sie wechselte ihre Hände alle paar Minuten ab und ihre Arme und Beine begannen bereits leicht vor Kälte zu zittern. Tomma bereute es bereits, nicht noch schnell ihren Bruder gefragt zu haben, ob er sie hätte abholen können, obwohl die Chancen, dass er ja gesagt hätte, wohl eher gering waren. Sie beschleunigte ihre Schritte und hoffte darauf, dass es irgendwie wieder wärmer werden würde, sodass sie nicht erfrieren müsste, bevor sie ihr Haus erreichte.

Während sie weiterging, blickte Tomma einige Male nach oben, jedoch konnte sie keine Sterne, sondern bloß die schemenhaften Umrisse der Baumkronen entdecken. Nicht einmal das Licht des Mondes schaffte es durch das Blätterdach und Tomma kam sich vor, wie in einem endlos langen Tunnel, aus dem sie nicht zu entkommen vermochte. Langsam verließ sie ihr Zeitgefühl und Tomma war sich nicht sicher, ob sie erst zehn Minuten oder schon eine Stunde durch den Wald gewandelt war. Sie folgte dem Weg mehr mit geschlossenen, als mit offenen Augen und spürte ihre Zehen, welche in sommerlichen Leinenschuhen steckten, kaum noch. Auch ihre Finger und ihr Gesicht fühlten sich klamm an, doch sie unternahm keinen Versuch, dem entgegen zu wirken.

In langsamen Tempo trottete sie weiter und weiter und befand sich kaum noch in der Realität. Sie dachte an ihr 7-jähriges Ich, das in den Sommerferien jeden Tag ausgiebig im Wald gespielt hatte und schließlich auf eine Lichtung getroffen war, welche von kleinen geflügelten Wesen bewohnt war. Sie waren circa einen Daumen groß und hatten wunderschöne Libellenflügel, welche in den goldenen Sonnenstrahlen bunt gefunkelt hatten. Fröhlich hatten sie Tomma umschwirrt und sich für kurze Momente auf ihr rotes Haar oder ihr geblümtes Kleid gesetzt. Tomma hatte den ganzen Nachmittag bei ihnen verbracht, bis es dämmerte und sie nachhause laufen musste, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zuhause zu sein. Aufgeregt hatte sie ihrer Familie von ihrer Begegnung erzählt und während ihr Bruder sich über ihren Aberglauben lustig gemacht hatte, hatten ihre Eltern immer nur liebevoll gelächelt, als sie von jenem Nachmittag redete. Selbst Jahre später war Tomma noch überzeugt davon gewesen, dass sich jene Begegnung wirklich ereignet hatte und um dies ihrem Bruder zu beweisen, führte sie ihn eines Nachmittags in Richtung der Lichtung, auf der sie glaubte, die Feenwesen gesehen zu haben. Als sie die Stelle jedoch erreichten, die Tomma an einem besonders schief gewachsenen Baum erkannte, war dort weder eine Lichtung noch irgendwelche Fabelwesen. Von da an zweiflete sie an ihrer Begegnung und glaubte immer mehr daran, dass sie sich alles nur eingebildet oder gar geträumt hatte.

In Gedanken war sie noch einige Minuten bei der mysteriösen Lichtung, als sie plötzlich wieder in die Realität zurückgeholt wurde.
Sie hörte den Wind in den Baumwipfeln nicht mehr. Sie hörte auch kein leises Rascheln mehr. Auch das Flattern kleiner Vögel war nicht mehr zu vernehmen. Nichts.
Der Wald war komplett verstummt.
Lediglich das Laub und die Zweige unter ihren Füßen knirschten noch, was plötzlich bedrohlich laut klang.
Tomma blieb stehen. Der Weg vor ihr lag in tiefster Dunkelheit, welche nicht normal, sondern pechschwarz wirkte.
Tomma bekam Angst. Die Stille erzeugte eine beklemmende Stimmung und schien, ihr die Luftröhre zuzuschnüren. Sie sah ihren Atem vor ihr in der eisig kalten Luft in Form einer Dunstwolke schweben während sie am ganzen Körper zitterte.

Plötzlich hörte Tomma leise Schritte hinter sich. Erschrocken drehte sie sich um. Nichts.
Nur die unnatürliche Schwärze der Nacht, die sie zu umhüllen schien. Fest umklammerte sie ihre Taschenlampe, doch das schwache LED Licht half ihr nicht zu sehen.
Wieder hörte sie ein halblautes Knacken nur wenige Meter vor sich auf dem Weg.
Das Mädchen war wie erstarrt, sowohl von der Kälte als auch von der Angst, die durch ihre Glieder fuhr.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein anderer Spaziergänger vor ihr befand stand bei genau 0% und das wusste sie auch.
Ihre Zähne klapperten, als sie langsam den Mund öffnete, um herauszufinden, womit sie es zu tun hatte.
Aufgrund der beißenden Kälte und dem beklemmenden Gefühl fiel es ihr schwer, ihre Stimme zu finden.
Schließ nahm sie all ihren Mut zusammen und fragte: "Hallo... Ist da jemand?"
Tomma bereute es sofort und schlug sich die Hände vor den Mund. Obwohl sie wohl kaum mehr als ein schwaches Flüstern herausgebracht hatte, hatte es sich in ihrem Kopf so laut wie ein gewaltiger Schlag auf einen Gong angehört und sie hatte das Gefühl, der ganze Wald hätte nun seine Augen auf sie gerichtet.

Einen Moment lang passierte nichts. Noch einige Sekunden vergingen, bis Tomma glaubte, sie hätte sich die Geräusche nur eingebildet.
Dann hörte sie doch etwas.
"Hallo... Ist da jemand?", sagte eine zittrige Stimme, deren Ursprung in der Dunkelheit vor Tomma zu sein schien. Dem Mädchen lief es eiskalt den Rücken hinunter. Diese Stimme kam ihr bekannt vor.

Es war ihre eigene.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 19, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

They walk among usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt