Über Fangirl's und Nazi's

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Wieso zum Teufel hatte ich mich nur von meiner Mutter dazu überreden lassen bei dieser unnötigen Sprachreise mitzumachen? Ich hasse das regnerrische Wetter hier in London und die ganzen überfreundlichen Menschen, die mich nur noch mehr an meine eigenen Probleme erinnern fast genauso sehr wie One Direction.

Nicht dass ihre Musik allzu schrecklich ist, ich bin nun mal mehr der alternative Rock/Hardrock Typ, aber es geht einen schon ziemlich auf die Nerven wenn man um die Ecke biegt und überall ihre aufgedruckten Gesichter sieht, die unerbitterlich auf einen hinab starren. 

Vielleicht bin ich paranoid geworden aber ich könnte schwören das ihre Augen mir folgen und Löcher in meinen Rücken starren wenn ich an einem ihrer etlichen Plakaten vorbei gehe. 

Ab und zu jedoch kann der ganze Boy Group Wahn ziemlich unterhaltsam sein.

Heute morgen ist ein für London typischer, roter doppeldecker Bus an mir vorbei gerauscht und ich war kurz davor mich in hohem Bogen zu übergeben als ich sah dass mich von dort die 5 begehrtesten Jungs der Welt breit angrinsten, doch dann machte mich ein schriller Schrei auf ein 13 Jähriges Mädchen aufmerksam die wie eine wilde hinter dem Bus her rannte. Erst dachte ich sie hätte den Bus verpasst doch als dieser dann an einer roten Ampel, nicht weit weg von mir hielt, wurde ich stutzig. Das Mädchen machte keinerlei Antalte auf die Fahrertür zuzugehen, im Gegenteil. Sie winkte ihrer dicken, in schweinchenrosa gekleideten Freundin zu, die kurz darauf schnaufen und mit schweren Schritten angerannt kam. Dann positionierten sie sich dierekt neben das gigantische Abbilde von One Direction, zückten ihre Handys und machten Selfies. 

Ihr könnt euch bestimmt meinen Gesichtsausdruck vorstellen der anfangs zwischen Verwirrung und Unglauben schwankte und sich dann in eine vor lachen verzehrte Grimase verwandelte. 

Ich würde mich noch Jahre deswegen wegschmeißen können und ich merkte wie sich wieder ein Grinsen auf mein Gesicht schlich. 

"Freya Braun, wollen Sie uns den Grund ihres gekichers mitteilen?" Erschrocken fuhr ich hoch und sah dierekt in die stechend grauen Augen meines Mathelehrers. Verdammt, und das in der ersten Stunde. "Ehm, ach nichts. Tut mir leid das ich gestört habe." 

"Das will ich auch für Sie hoffen, dies ist nämlich meine erste und letzte Ermahnung." 

Entnervt nickte ich und fuhr damit fort den Unterricht zu ignorieren und in selbstmitleid zu versinken.

Mein Englisch war sowieso schon immer gut gewesen und es gab kaum etwas was ich aufbessern könnte. Wofür ich mich jedoch interessierte und der einzige Grund warum ich überhaupt eingewilligt hatte bei dem Austausch mitzumachen war endlich aus Deutschland raus zu kommen und die Welt zu erkunden, was sich schwerer herrausstellte als gedacht. 

Mein Ziel war es mir meine eigene Welt zu erschaffen in der ich rastlos reisen und fremden Menschen abenteuerliche Geschichten erzähle würde in denen ich die Hauptrolle spielte. Exotische Kulturen entdecken, wilde Wälder erkunden, abendeuer erleben. Das war mein Traum. Denn ich will nicht einfach so vor mich hin leben, nein. Ich will überall wo ich hingehe meine Spuren hinterlassen damit auch die späteren Generationen etwas von meinen Taten erfahren werden und mit Bewunderung an diese Zeit zurück denken.

Lange Geschichte kurzer Sinn: Ich will von der Menschheit wahrgenommen werden. 

Und der erste Schritt zur Verwirklichung meines Traums: In der ersten Reihe im Matheunterricht sitzen und mich von Mr. Johnson vollspucken lassen.

Natürlich war ich mir bewusst dass sich all diese Vorstellungen nie erfüllen werden aber trotz all dem würde ich jede Gelegenheit die sich mir bot sofort ergreifen. 

Maybe » Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt