Chapter 1 ~ Age of Vixen

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"Sarah! Lauf hier rüber!"
Das Gekreische der Drachen und das der Menschen zerfetzte die Luft. Überall stank es nach Feuer. Überall lagen verbrannte Leichen herum. Jedes Haus in der Stadt fiel den Flammen zum Opfer.
Viele Helfer, bestehend aus Einsatzkräften der Feuerwehr und Polizei, stürzten sich ins Gefecht, um den Drachen und dem Feuer Herr zu werden.
Die höchste Opferzahl war wohl die der Menschen. Die Schüsse, die die Polizisten abgaben, um die Drachen zu besiegen, trafen zwar ihr Ziel, doch drangen nicht durch die Panzerung der Monster hindurch.
Die einzigen, die von der gegnerischen Seite Schaden erlitten hatten, waren die flugunfähigen Drachen. Es waren diese, die bei dem Gedrängel vor ihrem Angriff zu Boden geschleudert worden waren. Es waren jene, die die Menschen zur Kräftigung fraßen.

~~~

„Oh god. Just let me die, please"
Ihr genervtes Seufzen drang bis zu ihrer Sitznachbarin hin. Diese fing daraufhin leise an zu glucksen.
„Frau Liberti! Würde es Sie stören, wenn ich Sie bitten würde, sich wieder dem Unterricht zuzuwenden?"
Erschrocken fuhr die Angesprochene zusammen. Sie konnte diesen alten Lehrer noch nie leiden. Auch verstand sie nicht, wieso er sie alle siezen musste. Katie würde bei ihr in Ordnung sein, denn sie war keine von den reichen Kindern, die hier tausende von Euros pro Monat verschleuderten, nur um halbwegs erhaben behandelt zu werden. Nein, ein solches Mädchen war sie nicht. Sie war eines, was sich ihre Position hart erarbeitet hatte und was stolz auf ihr Wissen war. Sie war Stipendiatin und ging in der Welt der Reichen zur Schule. Sie musste, ob sie nun wollte oder nicht.
„Katie?", hörte sie es neben sich flüstern. Brummend wandte sie sich herum. Was war denn nun schon wieder los?
„Jack hat eben über dich geredet."
Und was sollte es sie nun interessieren? Es juckte sie nicht im geringsten, wenn jemand über sie redete. Bei Jack ging es ihr noch weiter am Allerwertesten vorbei, als bei allen anderen.
„Und?"
Durch ihre Langeweile fragte sie überhaupt erst weiter nach. Wäre dieser Unterricht nicht zum sterben gewesen, hätte sie sich einfach wieder herumgedreht.
„Er hat gesagt, dass du eine Verrückte wärst, die als erste sterben würde, wenn hier jemals ein Anschlag wäre!"
Diese Themen! Wie kam man eigentlich auf einen solchen Müll?
„Melli. Hör zu. Es juckt mich nicht im geringsten, ob, wie oder wann ich wo verrecke. Es ist mir auch egal, was dieser Pavianarsch da vorne von sich gibt. Hier würde in tausend Jahren nix passieren, wofür es sich zu reden lohnt."
Da Melli noch nie wirklich mit der Art der Stipendiatin zurecht gekommen war, wandte sie sich etwas rötlich geworden ab. Sie wollte nur helfen, egal wie sich jemand verhielt. So war sie nun einmal.

***

Die Stunde war zum kotzen gewesen, fand Katie. Das stand zwar schon immer fest, doch wurde es jetzt noch mehr hervorgehoben.
Der Weg zum Wohngebäude würde sich heute Abend noch extremer hinziehen, das war sicher. Nun jedoch galt es die Mittagspause auszukosten.
Das blonde Mädchen hockte sich auf die Stufen zum Schulgebäude hin und betrachtete den strahlend blauen Himmel. Waren es Vögel, die dort vorbeizogen? Nein. Es war etwas anderes. Was war es bloß? Katie wusste es nicht. Sie erkannte Umrisse, doch waren es größere Tiere als Vögel. Langsam erkannte sie die Farbe. Diese Tiere waren... Grün?! Das waren doch auch keine Flügeln mit Federn, oder?
Geschockt starrte sie auf die kleine Gruppe dieser Lebewesen, die gerade eine Runde über die Schule drehte. 
„Hallo."
Überrascht wandte die Angesprochene den Blick vom Himmel ab. Ihre blauen Augen striffen einen hochgewachsenen Jungen, der sie freundlich anlächelte.
„Marco... Was gibt's?"
„Ich wollte mich einfach mal mit dir unterhalten, mehr nicht."
Das Mädchen starrte dem Braunhaarigen in die grünen Augen hinein.
„Na klar. Was denn auch sonst." Ihr Augenrollen unterstrich ihre sarkastische Aussage. Sie wollte nichts mit anderen zu tun haben. Sie wollte lediglich ihre Ruhe in der Mittagspause und auch sonst immer.
„Die zwei Trottel zusammen. Hach, wie süß!"
„Shut up, Idiot!" Bevor Katie den Übeltäter überhaupt gesehen hatte, wusste sie, wer es war. Es war niemand geringeres als Jack.
Dieser kleine Stinkstiefel hatte nichts besseres zu tun, als den ganzen lieben langen Tag über Katie herzuziehen. Er war das größte Weichei und das größte Muttersöhnchen. Nur, was das Problem dabei war, er hatte mit Abstand das meiste Geld an dieser Schule, somit wurde er natürlich auch anders behandelt als sie.
„Sie kann ja Englisch? Ich bin beeindruckt. Hätte ich nicht von dir erwartet, du kleine Hure."
Es entsprach noch nicht einmal der Wahrheit, wenn Jack sie als Hure bezeichnete. Trotzdem sie aber wusste, dass es falsch war, konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen. Ihr Maß war voll, denn sie musste sich schon viel zu viel von ihm anhören: „Wie stehst du eigentlich zum Klimawandel?"
„Was? Hä? Wechsel nicht das Thema, du kleines Miststück!" Jack war so leicht zu verunsichern. Es war so einfach, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. So simpel, ihm verbal eine in die Fresse zu schlagen.
„Das was du hier machst, grenzt an Umweltverschmutzung. Du solltest echt mal aufhören zu reden, sonst kommt noch mehr Müll in diese Welt."
Nachdem Katie fertig war, stand sie auf und wollte eigentlich gehen, doch wurde sie von ihrem Lieblingsfeind am Arm zurückgehalten: „Sag das nochmal, du Schlampe. Ich schwöre dir, du wirst das be- Aaahh!"
Ehe irgendwer reagieren konnte, war etwas auf Jack zugeschossen und hatte sich in sein Gesicht verbissen; um genau zu sein, an seine Nase.
„Was ist das?!" Das Rumgeheule von Jack ließ Katies Ausruf beinahe untergehen. Eigentlich kam das Vieh ja zur richtigen Zeit, aber was war das bitte?
Es hatte Flügel, einen Schweif, riesige Augen und spitze Zähne. Seine Farbe war... Grün! Zwar mit roten Abstufungen an den Rückenrudern, aber dennoch war es grün.
Noch immer wusste keiner, was das sein sollte.
„Helft mir doch!" Wieder erklang das Schluchzen des Halbstarken Idioten. Seine blauen Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und er zog unsinniger Weise an dem Reptil auf seiner Nase.
Als er es sich mit viel Geschrei runtergerissen hatte, warf er es voll Karacho auf Katie zu. Das Mädchen stand mit weit aufgerissenen Augen da und starrte auf den grünen, zu ihr fliegenden Ball. Was sollte sie bloß tun?
Schließlich knallte das kleine Tier gegen sie und sie riss aus Reflex die Arme um es, damit es nicht zu Boden fiel.
Geschockt dauerte es eine Weile, bis sie sich wieder regte. Sie hatte gerade dieses seltsame Wesen aufgefangen. Noch immer hatte sie keinen Schimmer, was es war.

Plötzlich fing das schuppige Tier an zu grummeln und stierte in die Richtung seines Werfers. Jack geriet in Panik und stolperte rückwärts weiter fort von ihm.
Kurz bäumte sich das Tier auf und schon flog ein kleiner Feuerball aus seinem Mund.
Erschrocken starrten alle drei auf den kleinen flammenbedeckten Klumpen. Es lief wie in Zeitlupe ab. Jack sprang einen Schritt zurück und entkam somit knapp der feurigen Attacke des kleinen Biestes.
Wieder starrte Katie das kleine Tier in ihren Armen an. Konnte es tatsächlich sein? Ein feuerspuckendes, schuppiges Wesen. Konnte es tatsächlich einer sein? Sie galten als Fabelwesen, existierten nicht und doch hielt sie einen echten, kleinen Drachen in der Hand. War es möglich?
Noch einmal grummelte das kleine Wesen, erklomm die noch immer schockstarre Katie und krallte sich an ihrer Schulter fest.
Durch den süßen Schmerz, den die Krallen dieses Wesens hinterließen, wurde sie zurück in die Realität gezogen.
„Oh mein Gott! Oh mein Gott! Sie ist eine Hexe! Sie beschwört einen Dämon! Sie beherrscht einen Drachen! Es ist wie in den alten Fabeln! Sie ist eine Hexe!" Völlig in seiner Panik versunken, preschte Jack plötzlich auf und davon. Marco hatte den Verdacht, dass er ins Gebäude rannte, doch war es momentan für die übrigen beiden egal, denn es stand eine wesentlich größere Frage vor der Tür.

War es wirklich ein echter Drache?

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