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Jeon Jeongguk

Bei dem Klang der altbekannten Stimme stellten sich meine Nackenhaare auf. Ich unterdrückte den Anfall von Angst und Wut, den nicht nur seine Stimme, sondern auch seine Hand um meinen Hals bei mir auslösten.
"Was willst du von mir? Und was zum Teufel tust du hier eigentlich??" stieß ich so ruhig wie möglich zwischen seinen Fingern hervor.
Er lachte leise auf "Seit wann so vorlaut? Was hat diese neue Schule mit dir gemacht?"
Ich antwortete nicht und versuchte stattdessen mich loszureißen, was mir nicht wirklich gelang.
Meine Frage ignorierend schmunzelte er: "Ich hab gehört, du hast einen neuen Lover. Ich muss schon sagen, dass er ganz gut aussieht..."
Beim Gedanken an Taehyung verfluchte ich mich innerlich, dass er gerade jetzt auftauchen musste, nachdem ich erkannt hatte, dass der Mädchenschwarm Kim Taehyung ebenfalls schwul war.
Selbst wenn er mit mir nur spielen sollte, ich hatte ihm klargemacht, dass ich das Spiel besser beherrsche als er.
Ich fühlte mich sogar viel wohler in der Rolle des selbstbewussten Schülers, der keine Angst vor irgendjemandem hatte.
Als gleichberechtigter Schüler und vielleicht auch in sowas wie einer Beziehung mit Taehyung hatte ich mir meine Zukunft endlich einigermaßen normal und ertragbar vorgestellt.
Ich hatte mich darauf eingestellt, mit nur einem Problem fertig werden zu müssen, was mir der altbekannte Mann hinter mir wohl genüsslich versaute.
Meine Shopping-Spree verlief damit auch im Sande.
"Was willst du von mir?" schimpfte ich ihn ein weiteres Mal an, was durch seine Hand weitaus gedämpfter erklang, als ich geplant hatte.
Anstelle einer Antwort stach er mir mit etwas Spitzem in den Arm. Schnell erfuhr ich das Ziel dieser Scheißaktion und sank in mich zusammen. Das Injizierte verbat meinen Augen vollständig, ihren Job zu erledigen und ließ selbst meinen Verstand im Stich.
Das letzte, was ich mitbekam, war er, wie er mich vorsichtig auffing und sanft zu Boden legte.

~

~

Ich wachte langsam auf und fühlte eine warme Decke unter mir. Kurz dachte ich, das ganze wäre bloß ein Traum gewesen und ich wäre zu Hause, doch dann, als hätte er gespürt, dass ich wach war, kam mein Ex durch die Tür.
Er lehnte sich an den Türrahmen und schaute mich so liebevoll an, dass ich nicht umhin konnte, als Schuldgefühle zu verspüren. Es gab keinen Grund dazu und das wusste ich.
"Jungkook.." sagte er leise. Ich sah auf und schaute ihn wortlos an.
"Woran denkst du?"
Fassungslos öffnete ich den Mund, doch kein Laut wollte sich auch nur in die Nähe seines Ohrs begeben.
"D..du weißt schon...d..dass wir nicht mehr ein P..Paar sind...und dass ich nicht mal freiwillig hier bin..? Anstelle mir zu erklären, was du von mir willst und wieso du mich einfach entführst, möchtest du so tun, als wäre alles wie früher?" plötzlich fiel mir das Reden ganz leicht. Ich stand entschlossen auf "Ich möchte jetzt gehen!"
Das einzige, was ich von ihm bekam, war eine immer trauriger werdende Miene. Er trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ein klein wenig eingeschüchtert ließ ich ihn machen, auch wenn es meine Chancen auf eine Flucht nicht wirklich verbesserte.
Ich war mir bewusst, dass ich immer noch der schmächtige Junge war, den man mühelos niederschlagen hatte können.
Und Hwang Jisung war muskulös und allgemein sehr gut gebaut. Stopp! So darfst du nicht denken, so wirst du nur schwach ihm gegenüber. Doch es war zu spät. Meine Erinnerungen an ihn, so lange verdrängt, rückten nun wieder in den Vordergrund und brachten mit sich eine Schamesröte, die sich wie Feuer auf meinen Wangen verbreitete.
Er nahm es natürlich war und verkniff sich offensichtlich ein Lächeln. Außerdem verstand er es wohl als eine Einladung, da er sich mir näherte und mich mit einer seiner großen schlanken Hände seitlich am Kopf fasste. Sein warmer Daumen streichelte meine Wange und ließ mich vergessen, wie man atmete. Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, ließ er von sich aus von mir ab und versenkte die Hand wieder in seine Hosentasche.
Die plötzliche Nähe fühlte sich nicht so wie im Kaufhaus an, es fühlte sich gar nicht mehr erzwungen an.
In seinen Augen sah ich die Liebe, die es mir so lange unmöglich gemacht hatte, mich aus seinen Fängen zu befreien. Die es mir unmöglich gemacht hatte, zu sehen, wie er mich manipulierte und kontrollierte. Ich war zu blind gewesen, als dass ich erkennen hätte können, dass er mich nur ausnutzte und seine Liebe krankhaft war.
Jetzt stand er vor mir und ich war kurz davor, wieder alles für ihn aufzugeben.
Er hat dich fühlen lassen, als seist du etwas wert. Er ist aber nicht der einzige, der das kann. Ich schüttelte meinen Kopf, als könnte ich meine innere Stimme dadurch loswerden.
Ich hatte mich mit Taehyung ein für alle Mal vertragen wollen und war dafür extra shoppen gegangen. Auf einmal sah dieser Schritt unmöglich aus. Wie sollte ich ihm erklären, Du musst ihm nichts erklären. Er hat einen Fehler gemacht und du wirst ihm verzeihen. Aber das mit Chaeyoung... war deine Rache und nichts ernstes. Darüber wird er hinwegsehen. Und dass ich...mich ihm gegenüber so frech verhalten habe..? Wenn er dich liebt, ist ihm das alles egal. Und was, wenn er mich nicht mehr liebt? Was, wenn ich hier nicht raus komme, und niemand mich findet? Ob mich überhaupt jemand vermisst?
Darauf wusste selbst mein inneres Selbst keine Antwort.
"Dich scheint etwas zu beschäftigen." holte Jisung mich wieder zurück in die Realität.
Ich riss mich zusammen und versuchte gelassen zu wirken. "Ich habe die Schule gewechselt, um dich nicht mehr zu sehen!"
"Und ich bin hier, um dir zu zeigen, dass man mit mir nicht einfach so Schluss machen kann. Du gehörst mir. Wir waren doch so ein perfektes Paar?"
Sein anfangs arroganter Ton wandelte sich sekundenschnell in einen bittenden.
Er zog sein Handy aus der Tasche.
"Sag mir Taehyung's Nummer."
"Nein, wieso sollte ich?" fuhr ich ihn an.
Er sah mich fragend an "Wie sonst soll er erfahren, wo er dich abholen soll?"
"Ganz einfach, ich rufe ihn von meinem Handy an." siegessicher lächelte ich, nur um das erloschene Display anzustarren. Kein Akku. Shit.
Amüsiert hielt er mir seines hin. Ich schaute ihn an und nahm es zögerlich.
Seine Augen sagten mir, dass er es ernst meinte. Mein Verstand sagte mir, ihm nicht zu vertrauen. Aber was sollte ich sonst tun? Es war nicht die Wohnung, in der er früher gelebt hatte und ich hatte keine Ahnung, wo ich war.
Von seinem Blick im Bann gehalten tippte ich schließlich seine Nummer ein. Anschließend tippte ich auf 'Anrufen'.
Kaum hörte ich das erste Tüten, riss Jisung mir das Handy aus der Hand.
Ich starrte ihn an.
Der war tatsächlich so dreist-
Ich setzte an, mir das Handy zurückzuholen, als ich seine Stimme bereits hörte.
"Hallo..?" klang sie misstrauisch und aufgewühlt durch das Handy.
"Hallo Taehyung!" antwortete mein Exfreund freudig.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2023 ⏰

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