20 | Warum Schwänze verdammt praktisch sind

1.2K 115 125
                                    

Die Granate explodierte in der Fresse des gegnerischen Soldaten. Blut spritzte, als er zu Boden ging und ich meinen Blick vom Fernseher losriss, um Fede anzusehen.

»Hey«, begrüßte er mich und schob die Hände in die Jackentaschen

»Was willst'n?«, fragte ich beiläufig und drückte mir ein Stück Tiefkühlpizza in den Mund. Es schmeckte verdammt eingetrocknet, keine Ahnung, wie lang der Teller schon hier rumstand.

Noch ehe Fede antworten konnte, mischte sich Lexie ein. »Komm, du musst ein paar nette Sachen sagen, um das mickrige Ego von Jay aufzubauen.«

Ich erwartete, dass auch er mir einen Spruch reindrücken würde. Doch es kam nichts.

Die nachdenkliche Falte auf seiner Stirn war wieder aufgetaucht, und es war mir klar, dass er sich Gedanken um mich machte. Die Situation erst einmal analysierte und zur Hölle, ich wollte gar nicht wissen, was er sich dachte.

»Hältst du jetzt mal die Fresse?« Ich kniff meine Augenbrauen zusammen. Einen Moment hielt ich inne, als ich auf meiner Zunge etwas spürte, das sich verdammt sehr nach einer Fliege anfühlte, dann kaute ich weiter. Drauf geschissen.

»Musst du jetzt etwa heulen?« Lexie verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf mich herunter. Sie bemühte sich um Verachtung in ihrer Stimme, doch die zitterte dafür viel zu sehr. »Soll ich Mama rufen, damit sie dich tröstet? Damit du dich endlich wieder geliebt fühlst?«

Sie wusste so gut wie ich, wie erbärmlich ihre Versuche waren.

Niemals würde ich mich durch so etwas provozieren lassen.

»Nerv mich nicht, Alter.« Einer plötzlichen Eingebung folgend warf ich meinen Controller aufs Bett und stand auf. Ich klaubte meinen Kapuzenpullover vom Boden auf und zog ihn mir über.

»Was hast du vor?«, fragte Fede und hob die Augenbrauen.

»Komm, lass abhauen. Woanders chillen halt«, sagte ich und kramte das Gras aus der Schreibtischschublade hervor. Mit einer unauffälligen Handbewegung ließ ich es in der Tasche meiner Jogginghose verschwinden. »Keinen Bock, hier rumzuhängen.«

Fede hob seine Augenbrauen zu einem vielsagenden Blick, den ich nicht so recht deuten konnte, und trat dann in den Flur. Ehe ich hinter ihm das Zimmer verließ, packte ich Lexie am Handgelenk und zog sie eng zu mir ran. Verstärkte meinen Griff nur noch, während ich ihr in die Augen sah.

»Geh' doch Tommys Schwanz lutschen«, zischte ich ihr mit überheblichem Grinsen ins Ohr. Leise genug, dass Federico nichts verstehen konnte. »Der kann ja alles mit dir machen, so viel Angst wie du vor ihm hast.«

Ihre dunkelblonden Wimpern flackerten.

Meine Schwester war den Tränen nahe, auch wenn sie das vor mir niemals zugeben würde.

Über mein Gesicht dagegen huschte ein kurzes Grinsen, als ich sie in meinem Zimmer stehen ließ und mit Federico die Wohnung verließ.

»Ich hab eher damit gerechnet, dass du mich rausschmeißen wirst«, merkte er belustigt an, während wir auf den Aufzug warteten, »als dass du unbedingt Zeit mit mir verbringen willst.«

»Idiot«, murmelte ich und stieß ihn gegen die Stahltüren, die sich in eben jenem Moment öffneten. Fede grinste nur und lehnte sich neben der Anzeigetafel gegen die Wand, an der neben ein paar Tags eine bräunliche Schleimspur klebte. Woher auch immer die stammte.

Ich holte mein Handy raus und nutzte die paar letzten Cent, die ich noch auf meiner Prepaidkarte hatte, um Maxim zu schreiben.

Komm mal zu n tischtennisplatten vor meim block

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt