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Yuki lag in ihrer Zelle, die sie nun schon seit 14 Jahren ihr „Zuhause" nannte. Es war jetzt zehn Uhr. Um sechs hatten die Wärter alle hier in der Rehabilisationsanstalt geweckt. Heute stand für Yuki die wöchentliche Routineuntersuchung an. Auch wenn die Ärzte immer nett waren, spürte Yuki jedes Mal den innerlichen Hass gegen die Insassen der Anstalt. Wie allen Anderen beachtete sie die Ärzte eigentlich kaum noch. Sie tat zwar alles, was ihr gesagt wurde, tat es aber nicht aufrichtig, denn das hatte sie schon lange aufgegeben. Seit zehn Jahren hatte sich ihr Psycho Pass nicht gebessert. Ihr Farbton war ein schönes Mausgrau, wie sie fand. Doch sie hatte Glück, dass sie noch lebte. Den Sybll fand ihren Farbton alles andere als schön. Im Gegenteil, sogar hässlich und minderwertig. Die meisten Menschen, die den selben Farbton wie sie hatten, waren tot oder für immer von der Außenwelt abgeschottet. Manche ihrer Mitinsassen hatten noch die Chance auf eine Besserung und damit auf ein Leben in der Freiheit, die ihnen noch blieb. Mitten als sie in ihrer Gedankenwelt versunken war, traten die Ärzte vor Yukis Zelle. „Guten Tag, Yuki Kobayashi. Ich denke du weißt warum wir hier sind. Mach dich bitte fertig für die Untersuchung. Wir holen dich gleich ab." Die monotone Stimme des Arztes ließ Yuki aufschrecken. Die Untersuchung hatte sie in ihrer Gedankenwelt verdrängt und träumte von einem Leben in Freiheit. Doch dieses Leben führte sie nicht. Was sie nicht wusste war, dass sich das zum Mindestens ein bisschen ändern würde. Stöhnend setzte Yuki sich auf und zog sich neue Sachen an. Kaum war sie fertig strömte auch schon das Gas in ihre Zelle, das sie erstmal bewusstlos machte. Als sie ihre Augen wieder öffnete lag sie auf der unbequemen Untersuchungsliege. Um sie herum waren keine Menschen, so wie es in der Vergangenheit üblich war. Hier waren nur Maschinen, die alle Aufgaben der Ärzte übernahmen. Yuki fragte sich jedes Mal, wenn sie hier aufwachte, wie es bei den ‚normalen' Menschen aussah. Oder eher bei den ‚gesunden' Menschen.

Yuki ließ die Untersuchung über sich ergehen, ohne einen Mucks von sich zu geben. Am Ende der Untersuchung gingen die Maschinen wieder in den Ruhemodus. Doch diesmal kam nicht wieder das Gas, sondern eine Durchsage. „Yuki Kobayashi. Es gibt hier zwei Personen, die gerne mal mit Ihnen reden würden. Wir schicken sie gleich rein." Yuki starrte ungläubig auf den Lautsprecher an der Decke. Wer wollte sie schon sehen? Ihre Familie bestimmt nicht. Die hatte den Kontakt abgebrochen, als Yuki hier eingeliefert wurde. Dann ging die Tür auf und eine kleine zierliche Frau betrat den Raum. „Akane! Warte, du..." Ein Mann, der etwas älter als die Frau aussah, kam fast schon panisch angerannt und hielt in der Tür inne. Die Frau kam auf Yuki zu und reichte ihr die Hand. Zögerlich erwiderte Yuki die Geste. „Hallo. Ich bin Inspektor Tsunemori vom Amt für öffentliche Sicherheit. Das dort an der Tür ist mein Partner Ginoza." Ginoza hatte mittlerweile den Raum betreten und die Tür hinter sich geschlossen. „Und was wollen Sie von mir?", fragte Yuki unsicher. „Wir wollen Sie als Vollstrecker im AöS haben. Sie sind intelligent und wissen Ihre Intelligenz einzusetzen. Dazu kommen Ihre guten Reflexe. Außerdem haben Sie schon viele schreckliche Sachen gesehen und können mit solchen Situationen umgehen. Da wir im AöS einen großen Personalmangel haben, Brauchen wir jeden den wir kriegen können und Sie sind perfekt für den Job. Für Sie hätte es noch den Vorteil, nicht mehr hier in der Anstalt zu sein. Also, was sagen Sie?" Yuki starrte Tsunemori fassungslos an. „Ich – äh- also", Fing Yuki stotternd an, „ja, na gut. Ich nehme an. Abwechslung muss ja auch mal sein." Ginoza schnaufte leise: „Genauso wie es in den Berichten steht. Ihr gehen so gut wie nie die Worte aus und dann noch dieser Leichtsinn." „Was soll das den jetzt heißen? Ich bin nicht leichtsinnig. Du kennst mich doch überhaupt nicht!", schrie Yuki Ginoza fast schon an. „Dafür, dass ich ‚dich' nicht kenne, gehst ‚du' ziemlich schnell zum „Du" über", konterte Ginoza. Yuki zog einen Schmollmund, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich weg. „Na und?", schmollte Yuki. „Seid ihr fertig?", schaltete sich Tsunemori sich ein, die dem Spektakel still beigewohnt hatte. Ginoza und Yuki nickten nur. „Schön. Dann bitte ich Sie, Kobayashi, Ihre Sachen zu packen. Ginoza wird Ihnen behilflich sein." „Nennen Sie mich doch bitte ‚Yuki'." Tsunemori, die schon auf dem Weg zur Tür war, blieb ruckartig stehen. „Yuki", murmelte sie leise und verließ den Raum.


Geschwisterliebe // PsychoPass FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt