Wir schweigen beide. "Sag bitte irgendwas!", sagt Wincent und schaut mich an. Ich schweige weiter. Ich weiß nicht was ich von dieser Geschichte halten soll. Ich weiß gerade nicht mal was ich denken soll. Das war gerade einfach zu viel für mich. "Ich weiß nicht was ich sagen soll!", sage ich schließlich. Unsere Blicke treffen sich. In seinem Gesicht liegt ein Ausdruck, den ich an ihm noch nie gesehen habe. Er sieht so fertig aus. Seine Augen sind halb geschlossen und seine Wangen gerötet. Sein Blick hat etwas trauriges. "Ich liebe nur dich! Natalie bedeutet mir nichts mehr. Ich möchte auch weder mit ihr, noch mit ihrem Bruder noch etwas zutun haben. Sie ist meine Vergangenheit. Mit dir ist das was ganz anderes. Dich kenne ich noch nicht mehr annähernd so lange wie sie, und trotzdem glaube ich, dich besser zu kennen. Du und ich, das ist meine Gegenwart und hoffentlich meine Zukunft.", sagt er, während er mir tief in die Augen blickt. Instinktiv muss ich anfangen zu lächeln. Er legt seine Arme um mich und schaut mich fragend an. Ich lehne mich zu ihm, bis unsere Lippen sich berühren.
Ich habe immer noch ein komisches Gefühl im Bauch. Aber ich vertraue ihm. Und ich glaube ihm alles, was er eben gesagt hat...__________________________________________________________________________________________________
Wincents Sicht:
D/n war auf dem Bett wieder eingeschlafen. Ich bin in die Küche gegangen. Jetzt suche ich etwas essbares für uns beide. Doch während ich in den Kühlschrank starre, überschlagen sich meine Gedanken und ich starre an die Decke.
War es richtig ihr alles über Natalie zu erzählen? Hätte ich nicht so ins Detail gehen sollen? Hat D/n jetzt einen Grund sauer zu sein? Könnte sie sich jetzt schlecht fühlen? Obwohl ich ihr gesagt habe dass sie das einzige Mädchen ist das ich liebe? Ich weiß es nicht. Soll ich sie fragen? Oder das Thema einfach nicht mehr ansprechen?
Die Kühlschranktür fällt zu und der Knall reißt mich aus meinen Gedanken. Ich höre, wie die Schlafzimmertür aufgeht. "Was war das denn?", fragt D/n verschlafen und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. "Tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst und die Tür ist zugeknallt!", sage ich und nicke zum Kühlschrank, "Ich wollte dich nicht aufwecken!", sie setzt sich an den Küchentisch. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie meine Klamotten anhat. "Sehr schöne Kleidungsauswahl heute!", sage ich lachend, als ich mich umdrehe um uns beiden einen Kakao zu machen. "Danke!", ich drehe mich zu ihr um und stelle glücklicherweise fest dass sie lächelt.
Ich setze mich ihr gegenüber und stelle ihr eine Tasse hin. "Kakao?"; fragt sie lächelnd. Ich bin sehr erleichtert als ich nicke. Es scheint alles gut zu sein.
"Morgen musst du aber wieder in die Schule!", sage ich. Sie lächelt mich über den Rand ihrer Tasse an. "Wenn ich will, kriege ich dich auch dazu nochmal mit mir hier zu bleiben und den heutigen Morgen zu wiederholen.", sagt sie und schaut mir provozierend in die Augen. "Bis zu der Sache mit Natalie und ausgenommen von den unerwünschten Besuchern", sage ich und stehe auf, "würde ich den heutigen Morgen jeden Tag mit dir wiederholen!", kurz habe ich Angst, Natalies Namen genannt zu haben könnte falsch gewesen sein, aber als sie aufsteht und mir ihre Hände in den Nacken legt, weiß ich dass alles okay ist. "Okay!", flüstert sie in mein Ohr und küsst mich.
Ich bedecke ihren Nacken mit Küssen. Dann habe ich sie hoch und trage sie gegenüber ins Wohnzimmer. Ich setze mich so aufs Sofa, dass D/n auf meinem Schoß kniet. Unsere Lippen berühren sich gerade wieder, als es an der Tür klingelt. Wir unterbrechen den Kuss und schauen uns in die Augen, bevor wir beide anfangen laut zu lachen. "Ob wir einmal ungestört bleiben werden?", fragt D/n und ich zucke mit den Schultern. "Ich hoffe doch!", sage ich und gehe zur Tür. "Zur Not mieten wir uns das nächste mal eine Hütte auf einer einsamen Insel!", sagt sie und folgt mir. "Das ist eine sehr gute Idee!", sage ich und fange an zu lachen als ich die Tür öffne, doch als ich sehe, wer da vor der Tür steht bleibt mir das Lachen im Hals stecken..._______________________________________________________________________________________________
Deine Sicht:
Ich kann nicht sehe, wer da in der Tür steht. Es ist komplett still im Flur. Keiner sagt etwas. Ich drängle mich an Wincent vorbei und sehe in großes, sehr hübsches Mädchen in der Tür stehen. Sie hat kurze, braune Haare und starrt mich fassungslos an. Ihre Augen sind gerötet, als hätte sie geweint und ihre Blick wandert immer wieder von Wincent zu mir.
"Na-Natalie...Was machst du denn hier?", fragt Wincent stotternd. DAS ist Natalie? Verdammt die ist echt mega hübsch. "Die Frage ist eher was SIE hier macht! Ich dachte echt wir beide hätten noch eine Chance!", sagt sie und zeigt auf mich. Ich ziehe den Kopf ein und versuche unauffällig wieder hinter Wincent zu verschwinden, doch er greift nach meiner Hand und drückt sie. Ich schaue ihn an und er zwingt sich zu einem Lächeln.
"Natalie.", beginnt er, nachdem er einmal tief durchgeatmet hat, "Wir beide haben keine Chance mehr. Du hast mir mein Herz gebrochen. Die Zeit mit die war die schlimmste meines Lebens. Ich liebe dich schon lange nicht mehr. Ich liebe jetzt D/n, also lass uns bitte in Ruhe!", sagt er. Währenddessen drückt er so fest meine Hand, dass ich am liebsten aufgeschrien hätte.
Natalie sagt nichts. Ihre Oberlippe zittert. Ich sehe, wie ihre Augen sich mit Tränen füllen. "A-Aber...", beginnt sie. "Nein. Nichts Aber. Das mit uns beiden hat nicht funktioniert. Es ist vorbei und es wird kein zweites Mal geben.", seine Stimme klingt immer gefasster. Eine Träne rollt über Natalies Gesicht. "Du willst also lieber SIE?", fragt sie und nickt zu mir. Er schaut mich an und ich merke wie ich rot werde. "Ja. Und ich will nicht lieber sie, ich möchte nur sie!", ich muss lächeln. "Echt lächerlich übrigens dass sie deine Klamotten trägt!", sagt sie und dreht sich um. "Das hast das auch immer gemacht!", ruft Wincent ihr hinterher und schließt dann die Tür. Ich schaue an mir hinab. "Äh...", sage ich. "Keine Sorge, das hatte sie noch nicht an!", sagt er und lacht.
Dann schaut er auf den Boden. "Alles okay?", frage ich. "Ja. Klar. Ich habe nur nicht damit gerechnet dass sie kommt.". "Ja. Das habe ich auch nicht.", sage ich. "Gehen wir was essen?", ich nicke.