1. Kapitel

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Cora:

Ich glaube mein Leben stand noch nie unter einem guten Stern. Schon meine Zeugung war ein reines Chaos. Meine Mutter hatte wohl beim Feiern etwas zu viel Alkohol erwischt und wurde leichtsinnig. Ein einsamer unbekannter Junge, ein bisschen tanzen und ein Hotelzimmer. Meine Mutter und mein 'Vater' verbrachten also die Nacht miteinander. Nachdem sie bemerkt hatten, dass sie der Part der Verhütung übersprungen hatten, meinte mein Erzeuger nur er hoffe, meine Mutter würde nicht schwanger werden, denn Abtreibungen wären keine schöne Sache. Ich hätte ihm diese Aussage vielleicht sogar verziehen, wenn er sich entschuldigt hätte. Schon wenige Wochen nach dieser ereignisreichen Nacht war klar: Ich war auf dem Weg. Meine Mutter war jedoch der Meinung, mein 'Vater' hätte eben jenes Privileg nicht verdient und klärt ihn in einem kurzen Brief darüber auf, dass er keine Schwangerschaft zu befürchten habe. Und sie hatte aus meiner Sicht jedes Recht auf diesen Schachzug. Eine Woche später zog sie um. Zu diesem Zeitpunkt war meine Mutter mitten in ihrem Studium, doch mit großzügigen, verständnisvollen Eltern und einer hilfsbereiten Mitbewohnerin war so eine Schwangerschaft schnell geschafft. 9 Monate nach jener Nacht war es also endlich soweit. Der Augenblick auf den die ganze Welt gewartet hatte war gekommen: Meine Geburt. Eigentlich war an diesem regnerischen Montagmorgen niemand unterwegs, doch ich denke tief im Inneren wusste jeder, dass etwas Besonderes passiert war. Ganz tief drinnen. Irgendwo versteckt. Gebt es zu ihr alle habt es gespürt! Nein, ich meine nicht das ungute Gefühl im Bauch... Ach, vergesst es. Zurück zum Thema. Ich war also da. Corinna Marlene Fontane. Und jetzt hatte das Leben meiner Mutter erst so richtig begonnen. Die einzigen Momenten an denen ich still war, war wenn sie erzählte. Sie war eine kluge Frau und studierte Chemie. So oft es ging ließ sie mich an ihrem Wissen teilhaben. Ich glaube nicht, dass sie damit irgendwelche Absichten verfolgte und doch versuchte mein kleines Gehirn alles aufzusaugen, was meine Mutter erzählte. Am Anfang, an den ich mich nicht erinnerte (wer tut das schon), hatte das natürlich wenig Sinn, doch später verstand ich die Dinge wirklich und als ich schließlich 7 Jahre alt war und meine Mutter ihren Doktor nach Hause trug, wusste ich schon über so einiges Bescheid. Offensichtlich wurden nicht alle Kinder so von ihren Eltern behandelt und ich wurde ein Jahr früher eingeschult. Dann übersprang ich eine Klasse. Und später noch eine und schon bald fand ich mich als zartes neunjähriges Juni Kind zwischen einer Bande zwölf bis dreizehnjährigen Jungen und Mädchen wieder, die mit einem schüchternen Kleine wie mir nicht viel anfangen konnten. Also fand ich nie wirklich Anschluss, doch das war mir egal, solange ich meine Mutter hatte.
Die Jahre zogen ins Land und meine Mutter lernte ein paar nette Männer kennen. Ich versuche mich eher im Hintergrund zu halten, denn viele 35-jährige Singles kamen mit einem pubertierenden Mädchen nicht wirklich gut zurecht (ich war sehr frühreif und ebenso nervig). Und je älter ich wurde, desto mehr war ich im Weg. Nicht meiner Mutter, nein, ich war ihr ein und alles, aber die gierigen schleimigen Typen die versuchten meine Mutter zu verführen, sahen es nicht gerne, wenn ich ihre Ehe oder ähnliches aufdeckte, bevor sie ihr Objekt der Begierde ins Bett gebracht hatten. Meine Mutter war oft leichtsinnig, einsam und wunderschön. Somit war sie das perfekte Ziel für diese Art von Männern. Ich hatte also kein gutes Bild von der männlichen Spezies. Bis zu dem Tag meines 10. Geburtstages. Ich wünschte mir von meiner Mutter einen Ausflug in einen Vergnügungspark. Nach zwei Runden Achterbahn war meine Mutter außer Gefecht und ich musste alleine weiterfahren. Wir verabredeten einen Treffpunkt und ich beschäftigte mich ein paar Stunden ohne sie: Wasserbahn, Riesenrad und das Highlight, die Geisterbahn. Als ich nach diesen vielen kleinen Abenteuern wieder zu meiner Mutter gehen wollte bemerkte ich, dass sie sich mit einem jungen Mann unterhielt der ihr sehr zu gefallen schien. Sie wirkten als ob sie Spaß hätten und ich wollte den Mann nicht verscheuchen, doch ganz im Gegenteil: Er freute sich mich kennenzulernen, denn meine Mutter hatte schon von mir erzählt. Ich betrachtete ihn skeptisch, konnte jedoch kein Anzeichen entdecken, dass darauf hinwies, dass er ein Idiot wäre. Also erklärte ich meiner Mutter, dass ich mich noch etwas länger alleine beschäftigen würde und dass ich hoffe sie hätte dem Mann bis dahin seine Telefonnummer abgenommen. Meine Mutter wurde knallrot und der Mann fing an zu lachen. Von diesem Zeitpunkt an war er mir sympathisch und das war auch gut so, denn vier Monate später war Leonard Berth ein fixer Bestandteil meines Lebens. Er war zwar nicht mein leiblicher Vater und ich musste mich etwas an den Umstand gewöhnen nicht mehr alleine mit meiner Mutter zu sein, doch Leonard übernahm seine Rolle so gut er konnte und dafür war ich ihm sehr dankbar. Wieder zwei Monate später war meine Mutter wieder schwanger und pünktlich zum Ende der Sommerferien bekam ich einen kleinen Bruder namens Jonas. Er war mein kleiner Schatz und ich hütete ihr wie meinen Augapfel. Wir waren wahrscheinlich die glücklichstes Familie auf dieser Welt. Wir hatten nicht viel Geld, doch wir hatten uns und das reichte. So auch an dem Tag, an dem unsere Geschichte eigentlich beginnt.


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⏰ Last updated: Mar 12, 2019 ⏰

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