Meine Schicht am Flughafen flog plötzlich an mir vorbei und meine Gedanken hingen vermutlich mit am Flieger Richtung Wolke 7.
Ihr hättet ihre Augen sehen sollen... sie waren wie kleine grüne Kristalle und ihr Fell wiegte sich geschmeidig bei jedem ihrer Schritte mit. Allerdings bekam sie von meiner Aufmerksamkeit nicht wirklich was mit. Wer will auch schon einen Drogenspürhund zu nahe kommen, irgendwann wird sie es. Da war ich mir sicher.
Brow hatte mitbekommen das ich nicht wirklich konzentriert war und verfolgte meinen Blicken.
"Da ist wohl jemand verliebt, was Großer?"
Hätte ich ihm antworten können wäre meine Antwort sicher nicht "Ja" oder "Aber sowasvon" gewesen. Nein, ich wäre ihr hinterhergelaufen und hätte nur kurz zurück gerufen das ich gleich wieder da bin. Jedoch war weder das eine noch das andere umsetzbar und damit lag ich angespannt neben meinem Herren, der in der Zwischenzeit schon den Nächsten filzte und abundzu mal zu mir runter sah.Die letzten Stunden verflogen und mit dem letzten Rundgang über die Gates des Flughafens beendeten wir unsere Schicht und meine Hoffnung Sie nochmal zusehen hob mit dem letzten Flieger ab und war ins jenseits verreist.
*
Neuer Tag, Neue Drogen. Er begann tatsächlich mal pünktlich. Das lag aber einzig und allein daran das Lisa pünktlich am Bus für ihre Klassenfahrt sein musste und damit die Funktion des Weckers übernahm. Brow und ich hatten heute aber auch noch was anderes vor: Es ging zur Hundeschule. Ich war zwar nicht Dienstältester, aber vermutlich der einzig alteingessene der den neuen Jünglingen zeigen konnte was und vorallem wie sie all die Aufgaben, die ein guter Drogenspürhund und Mantrailer zu erfüllen hat, umzusetzen haben.
Dort angekommen kamen mir einige Gesichter durchaus schon bekannt vor, allerdings war das auch nicht meine Truppe. Es waren die Junghunde die erstmals in den Dienst und damit auf die Drogen losgelassen wurden. Sie hatten einen Tag zuvor ihre Prüfung abgelegt. Ach ja, das waren noch Zeiten voller Energie und jetzt... na ja.Meine Truppe oder besser gesagt die der Trainerin versammelte sich allmählich auf der Trainingswiese. Es waren 12 Hunde unterschiedlichster Rassen, Geschlechter und späterer Einsatzgebiete.
11 hatten sich bereits eingereiht, aber einer fehlte noch immer. Brow begann trotzdem. Er begrüßte alle, ließ mich "Sitz", "Platz", "Bleib", "Männchen" und einige andere lachhafte Aufgaben vorführen und schickte mich dann auf den Parkour. Mitten im Parkour kam auch unser Nachzügler doch es war nicht einfach irgendein verängstigter, halbstarker, junger Hund. Nein, es war Sie. Die wunderschöne Hündin vom Flughafen.
Brow hatte sie ebenfalls mitbekommen und an seinen Blicken konnte ich deutlich ablesen das er hoffte ich würde jetzt keine dummen Fehler begehen.
Na die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt, also lief ich die Hindernisse eines nach dem anderen in geübter Weise ab und stand letztlich wieder bei meinem Herrn. Der wedelte bereits wie ein ausgeflippter Hase mit meiner Belohnung und erklärte nebenbei wie wichtig das sei. Ich tat so als ob ich mich freue, wedelte mit dem Schwanz, sprang ein paar mal an ihm hoch und runter und bekam letztlich auch endlich meinen Knochen.
Dabei sah ich sie an. Sah in ihre wunderschönen Augen und konnte sehen wie sehr sie sich über mich amüsierte. Na Klasse, Fettnäpfchen voraus und ich jage natürlich mit Tempo 100 rein. 10 Punkte für den Kandidaten mit dem Kauknochen im Maul.
Nach mir war dann ein Junghund nach dem anderen an der Reihe. Gemeinsam mit ihrem Herrchen und unter den wachsam Augen von Bro meisterten die wenigsten Hunde den Parkour direkt auf Anhieb. Dann kam sie an die Reihe, ich bellte ihr zu. Bro verstand das nicht so ganz, meinte ich wollte sie beschützen und drohte mir gleich mit dem Maulkorb. Also hielt ich meine Klappe und hoffte im Stillen sie würde es schaffen. Und siehe da, sie schaffte es. Mit Bravour meisterte sie alle Hindernisse und bekam zum Schluss ihre wohlverdiente Belohnung. Wieso ich mich nicht so direkt freute? Weil sie mich keines einzigen Blickes würdigte. Weder davor noch danach sah sie einfach mal nur mich an. Ich muss mir also etwas einfallen lassen wie ich sie am ehesten beeindrucken kann.
Wer hätte gedacht das nach all meinen wortwörtlichen Hundejahren noch einmal so ein Ehrgeiz in mir aufkommt.
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Mein Leben als Polizeihund
AdventureHey, ich bin Rex. Ein erfahrener Polizeihund. Ich erzähle euch von meinen Einsätzen an jedem neuem Tag. Viel Spaß beim lesen. Ps: Einige der Bilder sind selbst aufgenommen. Die Geschichte ist frei erzählt.