Teil 1

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Freitagabend. 19:30. Stuttgart.

"Jetzt komm' schon. Mach doch nicht so ein riesiges  Drama daraus. Es ist nur ein Abend der dir fehlen wird. Der wird schon nicht dazu führen, dass du deine Arbeiten verhaust und keinen Studienplatz bekommst." 

Das war meine Freundin Nora. Eigentlich hatte ich sie ja echt gern, aber manchmal konnte sie ziemlich nerven. Sie hatte gerade wieder eine ihrer "schlimmen" Trennungen hinter sich mit einem Typen, den sie erst seit zwei Wochen kannte.

Die Namen von ihm wusste ich schon gar nicht mehr, falls ich ihn je wusste. Anfangs habe ich noch eine Liste mit aller Namen geführt, nur um dann damit bei ihrer Hochzeit alle in die Rede einfließen lassen zu können. Aber selbst das wurde mir mit der Zeit zu mühselig.

Und jetzt wollte sie feiern gehen. So wie jedes Mal. Ich meine, ich will mich nicht beklagen, eigentlich bin ich für sowas immer schnell zu haben. Ein bisschen tanzen, ein bisschen trinken und neue Leute kennenlernen. Das sprach mich schon an. 

Jedoch nicht heute. Ich hatte mir vorgenommen, heute Abend etwas für meine Geschichtsklausur zu tun. Es ist nicht so, dass ich rund um die Uhr lerne, da ich Angst habe nicht mein Abitur zu bestehen. Ich war noch nie schlecht in der Schule, schrieb mit geringem Aufwand durchschnittliche Noten. Aber ich wollte mehr als das und da ich dieses Wochenende kaum Zeit hatte, habe ich mir den Freitag zum Lernen freigehalten.

"Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich heute schon andere Pläne habe. Und außerdem habe ich da jetzt echt keine Lust darauf." Versuchte ich sie von der Idee abzubringen. 

"Bitte . Ich brauche Ablenkung. Sonst werde ich nie über Finn hinwegkommen." Finn. So hieß er also. Genervt verdrehte ich die Augen. Eigentlich war mir schon, als ich ihren Namen auf meinem Handydisplay sah, bewusst, dass ich letztendlich meine Pläne über den Haufen werfen müsste und mit ihr feiern ginge. 

"Danke. Du bist die Beste. Ich komme in 30 min vorbei. " plötzlich klang sie gar nicht mehr so betrübt. Zu Recht hatte sie mein Schweigen als eine Zusage aufgefasst. Nun blieb mir nichts anderes übrig, wie mir was passendes aus dem Schrank rauszusuchen und mich fertig zu machen.

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