"Stargame"

Von Tagen und Höhepunkten

Und auf einmal stand Älex in der Arena. Es war alles ungeheuer schnell gegangen. Kaum war die Auslosung vorbei, wurde Älex von zwei Männern und einer Frau in dunkelblauer Tracht abgeholt, keine Zeit, sich zu verabschieden, keine Möglichkeit zu packen. "Du wirst nichts brauchen. Alles, was du benötigst, erhälst du von uns", lautete die Antwort der Frau. Und so wurde Älex in einen Helikopter verfrachtet, auf dem Weg nach Irgendwo.

Der genaue Standort der Arena war geheim, man wusste nur, dass er jedes Jahr wechselte. Das Stargame hatte schon in der afrikanischen Savanne stattgefunden, in den Rocky Mountains, oder auf Island. Älex wusste nicht, wie lange sie flog. Generell war es schwer, sich an irgendwas zu erinnern. Das ganze war wie ein Traum, und ebenso wie beim Träumen war auch sie sich nicht mehr sicher, was passiert war, und was ihrer Fantasie entspring.

Schließlich landete der Hubschrauber, und Älex wurde von den blau gekleideten hinaus begleitet. Sie befanden sich auf dem Dach eines Gebäudes, doch Älex wurde gedrängt, ihren Begleitern schnell ins Innere zu folgen. Sie stiegen in einen Fahrstuhl, und während die sie das Gefühl hatte, zu ersticken, übernahm erneut die Ohnmacht.

Eine Woche hatten die Stars (und Älex, die durch ihre Unpopularität mittlerweiel wohl selbst so etwas wie ein Star war) Zeit, den Umgang mit Waffen zu üben. Jeder von ihn bekam einen Coach zur Seite gestellt. Älex' Coach war.... besonders. Besonders schlecht, wie Älex fand. Es handelte sich um Papst Franziskus, dessen Tricks.... eher semi passend und noch weniger hilfreich waren. "Und du weißt, wenn du mit einem 8-jährigen Messdiener in der Besenkammer erwischt wirst, dann hast du ihm bloß gerade die Beichte abgenommen."

Während die anderen Teilnehmer versuchten, unter einander Allianzen zu bilden, blieb Älex den allergrößten Teil der Zeit allein. Dem ersten Anblick nach schienen Melania Trump und Nicki Minaj gut miteinander auszukommen, und, wenig überraschend, hatten sie doch beide einen ungemeinen Drang zur Selbstdarstellung, Christian Lindner und Julienco. Davon hielt Älex nichts. Am Ende durfte nur sie überleben, niemand sonst, kein eventueller Partner. Kein David Tennant....

Während des Training, das in einer riesigen Halle voller Zielscheiben und Strohpuppen statt find, hatte sie dem Schauspieler immer wieder heimliche Blicke zugeworfen. Den Höhepunkt hatten ihre Gedanken erreicht, als David, nach stundenlangem Training, sein durchgeschwitztes Shirt ausgezogen hatte und oberkörperfrei weiter trainiert hatte. Dieser Anblick war für Älex' Produktivität nicht gerade zuträglich gewesen...

Und während die Tage kamen und gingen (nicht nur bei den weiblichen Teilnehmerinnen), trainiert und weitere Verbündete gesucht wurden, rückte der Höhepunkt der Anspannung immer näher (man könnte "Höhepunkt der Anspannung" auch auf Älex, wenn sie an David denkt, übertragen, aber ein schlechter Witz pro Absatz genügt). Und schließlich, genau sieben Tage nachdem Älex Welt zusammen gebrochen war, begann der Weg in die Arena. Der Papst wünschte ihr Gottes Segen und hoffte, dass sie auf (oder in) viele Messdiener stoßen würde, dann stieg sie abermals in einen Fahrstuhl und fuhr nach oben. Der Fahrstuhl öffnete sich, und Älex bedeckte die Augen vor der gleisenden Sonne. Nachdem sie sich an das Licht gewöhnt hatte, betrachtete sie das erste Mal ihre Umgebung. Es war nicht besonders warm, der Kreis, in dem die Teilnehmer aufstellt waren, befand sich auf gefrorenem Boden, der mit Raureif überzogen war. Überall in Älex' Sichtfeld waren Seen, Bäche und andere Gewässer zu sehen, teils mit einer dünnen Eisschicht überzogen. In einer Entfernung war ein Wald auszumachen, westlich davon eine Bergkette.

Die Teilnehmer standen auf ihren Startplätzen, aufgestellt in einem Kreis, in dessen Mitte sich ein Altar voller verschiedenster Waffen befand. Messer, Armbrüste, Schwerter, alles, was das Herz begehrte. Abgesehen von automatischen Schusswaffen, diese waren aufgrund der zu schnellen und schmerzlosen Tötungen nach dem ersten Stargame ausgeschlossen worden. Älex' Blick wanderte nach links. Dort stand, in wenigen Metern Entfernung, Manuel Neuer. Bloß der Blick nach rechts beruhigte sie, dort erblickte sie Reiner Calmund.

"Seid willkommen", hallte eine Stimme durch die Arena. Ein kalter Schauer lief Älex über den Rücken. Diese Stimme war ein fester Teil der Spiele, und Älex kannte sie aus den Jahren zuvor. Damals, als sie noch Zuschauerin war... Es fühlte sich so lange her an. "Heute und in den nächsten Tagen, verehrte Teilnehmer, habt ihr die Chance, zu Helden zu werden." Älex wusste, diese Stimem gehört dem Organisator der Spiele, dem Vorsitzenden des damaligen Komitees, dem Kopf von alle dem hier. Jeder wusste das. Aber niemand kannte die Person dahinter, kein Gesicht, keinen Namen, keine Identität. Bloß die Stimme, die so viel ausstrahlte. Autorität, Macht. Und die Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen. Sie in Euphorie zu versetzen, in Anspannung, so wie Älex es so oft als Zuschauer gespürt hatte.

"Macht die Menschen stolz, werdet eurer Rolle würdig. Ich wünsche euch viel Erfolg. Möge der beste gewinnen, und", seine Stimme wurde lauter, "mögen die Spiele beginnen!"

Der Countdown startete bei 10 Sekunden.

9

8

7

Älex Anspannung war extrem. Ihr Herz drohte zu zerspringen.

6

5

Sie versuchte, bereit zu sein. Sich vorzubereiten, auf das, was kommen würde. Falls das überhaupt möglich war.

4

3

Drei Sekunden. Panik. Was sollte sie tun? In die Mitte, zu dem Altar rennen?

2

Fliehen?

1

Ein Knall ertönte, und Älex ran.

Und während die Spiele starteten, stieg eine Person in einen Helikopter und nahm Kurs auf Nordkanada.