Kapitel 2 »Mit den eigenen Waffen schlagen«

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Eine Stimme in meinen Gedanken drängte sich zwischen mein verbissenes Grübeln und bescherte mir beinahe einen Herzinfarkt. »Halte ihn irgendwie hin, Connie! Wir helfen euch.«

Attica? Was machte sie denn hier? Ich wollte mich umsehen, was mein Körper mir sofort verwehrte. Frustriert biss ich imaginär die Zähne zusammen. Dann musste ich mich also irgendwie aus dieser Starre befreien? Oder gab es eine andere Möglichkeit, ohne die ich mich bewegen musste...? Vielleicht Gedankensprechen, wie Attica es eben getan hatte.

Mit aller Kraft versuchte ich, mich aus den eisernen Kräften zu entwinden, die meinen Körper von meinem Willen trennten. Mein Körper wollte mir einfach nicht gehorchen. Doch...meinen Willen konnte er nicht biegen wie meinen Körper. Und wenn ich als Universelle etwas konnte, dann war es meinen inneren Willen für mich zu benutzen.

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Ich fühlte, wie ich ins Nichts abdriftete, in diese bizarre Zwischenwelt, die von vier Flammen erhellt wurde. Saphirblau. Blassrot. Rubinrot. Hellviolett. Was sollte ich wählen? Unsichtbarkeit? Eher nicht, ich konnte mich nicht bewegen und jeder wusste, wo ich mich befand. Wasser? Auch Angriffe damit konnte ich nur durch körperliche Bewegung nutzen.

Blieb noch Elektrizität. Entschlossen tauchte ich in die helle rote Flamme hinab. Wärme durchfuhr jeden Zentimeter meines Körpers. Bewegen konnte ich mich nicht, aber das war auch gar nicht nötig. Energie spross in meinen Fingerspitzen, wob ein Netz aus dünnen Blitzen um mich herum und tanzte über meine Haut.

Das sollte ausreichen, um Ryan abzulenken. Dieser starrte finster in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich und hätte ich noch Kontrolle über meine Gesichtsmuskulatur, würde ich ihn genauso finster zurück anstarren. »Denkst du nicht, dass du deinen Freunden mehr Schaden damit zufügst als mir?«, seufzte Ryan genervt. Ich spürte, wie mein Arm sich hob und auf Luke zielte.

In dem Moment fiel ein Schatten auf Ryans Gesicht. Er richtete den Blick nach oben, doch es war zu spät. Atticas Drachengestalt verwandelte sich direkt über ihm zum Menschen, ihr Arm ausgetreckt, ihr Zeigefinger berührte Ryans Stirn. Er weitete die Augen und fiel zu Boden, Attica über ihm. »Es wäre doch eine gute Idee, mir diese Karte zu geben«, flüsterte sie in sein Ohr.

Teilnahmslos übergab dieser ihr die Karte. Meine Starre löste sich und die der anderen wohl auch, zumindest fasste Connor an meine Schulter. »Schnell, bevor mein Vater kommt!« Ryan hob die Hände und beschwor Energiekugeln, doch er erstarrte sofort wieder und die Kugeln verrauchten. Attica hob triumphierend die Karte vor sein Gesicht. »Das nennt man mit den eigenen Waffen schlagen«, lachte sie, bevor sie sich an uns wendete. »Seid ihr okay?«

»Dank dir jetzt schon«, seufzte Luke erleichtert. »Aber wie hast du uns gefunden?« Attica lächelte: »Nachdem ihr nicht wieder aufgetaucht seid, wussten wir, dass etwas nicht stimmt. Also haben wir uns auf die Suche gemacht und, naja, ich habe euch eben gefunden.« »Lasst uns schnell hier verschwinden!«, drängte Connor weiter. »Du hast Recht. Nichts wir weg hier!«, stimmte ich ihm zu. Connor verwandelte sich und Luke stieg auf seinen schuppigen Rücken.

Attica warf Ryan einen letzten abwertenden Blick zu, bevor sie die Karte vor ihm auf den Boden warf und sich mit starken Drachenschwingen in die Lüfte erhob. Worauf wartest du noch? Connor Stimme war voller Ungeduld. »Fliegt schon mal los!«, rief ich den anderen zu. »Ich komme sofort nach, vertraut mir!« Nach kurzem Zögern entfernten sich die zwei Drachen und ihr Reiter.

Ich richtete meinen Blick auf die Karte am Boden, die in eins der Blumenbeete von Connors Mutter gefallen war. »Damit unterwerft ihr euch keinen Unschuldigen mehr!«, zischte ich in Ryans Richtung und richtete meinen Zeigefinger auf das Papier.

Funkelnde Blitze schossen aus ihm hervor, während die Wärme der hellroten Flamme mich erwärmte. Als die Blitze das Papier berührten, ging es in hellen Flammen auf. »Ihr kleinen Ratten!« Mit dem Papier verschwand auch der Bannzauber, der Ryan in Schach gehalten hatte. Doch daran hatte ich gedacht - schnell wie einer der eben von mir beschworenen Blitze verwandelte ich mich und schoss hinauf ins Morgenrot.

Ryan folgte mir voller Wut. Sein Maul gespickt mit scharfen Drachenzähnen öffnete sich drohend, während wir uns ein verbittertes Wettrennen boten. Im Zickzack schossen wir um die Baumspitzen, bis ein mächtiger Wasserschwall den Körper von Ryan traf und aus der Bahn brachte. Luke! Die drei anderen mussten irgendwo dort unten im Wald sein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 06, 2021 ⏰

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