Teil 1

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"So! Das wär es für heute! Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende und behaltet euch das im Hinterdedanken, was ich euch erzählt habe."

Die letzte Stunde vor dem Wochenende war endlich vorbei und ich konnte Heim gehen. Unser Geschichtelehrer liebte es uns Lebensweisheiten beizubringen. Heute ging es darum was für Erinnerungen wirklich zählen und wie wir Erinnerungen speichern. Oder so ähnlich. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht wirklich zugehört.

Trotzdem weiß ich nicht ganz was ich davon halten soll. Ich erinnere mich oft nicht mal an das was ich am Vortag gegessen hatte. Aber ich denke da bin ich nicht die Einzige.

Ich packte meine Sachen und blickte kurz nach draußen. Es war April. Warm und sonnig. Die Kirschblüten fielen langsam und sanft auf den Boden. Ich entschied mich meine Jacke übers Wochenende in der Schule zu lassen. Es war immerhin ziemlich warm und ich musste mit dem Bus noch nachhause. Da werde ich doch nicht meine dicke Jacke mitschleppen. Vor meiner Klasse stand schon meine Beste Freundin Lilly. Sie hatte blonde Haare, gebräunte Haut und grüne Augen. Ihre Haare hatte sie meist in einem Pferdeschwanz zurückgebunden und sie trug immer ihre Jeansjacke. Sie war eines der beliebteren Mädchen unserer Schule. Ich möchte damit nicht sagen das ich es nicht war, aber ich war nicht so extrovertiert wie sie es war.

Sie lachte und kam auf mich zu um mich zu mustern.

"Du siehst heute irgendwie anders aus. Nicht schlimm. Aber anders."

Ich legte den Kopf schief und sah sie fragend an.

"Wie auch immer, gehen wir?"

Sie kannte mich besser als jeder andere. Wir sind praktisch zusammen aufgewachsen. Natürlich hatten auch wir unsere Streitereien... aber wir haben uns immer wieder versöhnt und genau das hat uns dann nur härter zusammengeschweißt.

Wir gingen also gemeinsam durch den mittlerweile schon leeren Schulflur. Die Wände und der Boden waren aus braunen Steinen und die Aufschriften, Plakate und Fotos unserer Schule waren in Glasvitrinen. Mein Blick wanderte vom Boden auf ein Paar weiße Sneaker. Sie kamen mir bekannt vor. Ich kannte diese Sneaker. Es waren die Schuhe von Alex.

Er stand lässig da, mit seinem Handy in der Hand, als hätte er alle Zeit der Welt und niemand sei ihm wichtig. Auf seinem Gesicht machte sich ein kleines Lächeln breit. Wer hat ihm wohl geschrieben? Eines seiner vielen Mädchen? Seinen Rücken hatte er gegen den Türrahmen gelehnt und er fuhr sich entspannt durch die langen wuscheligen Haaren.

"Oh nein nicht dieser Typ!"

Allein wenn man seinen Namen erwähnte musste Lilly säufzen. Sie war ihm jedoch noch nicht sooft begegnet. Lilly mochte ihn nicht. Überhaupt nicht. Ja, ich kann sogar behaupten das sie ihn hasst. Alex und ich hatten etwas.... also eine Art Beziehung. Bis er beschlossen hatte das er sich nicht binden möchte und er mir seit dem aus dem Weg ging. Ich andererseits... war in ihn verliebt. Also das denke ich jedenfalls. Aber ich hatte nie zuvor solch eine Beziehung zu einem Jungen. Ich war noch nie verliebt gewesen. Und ich dachte auch das es damals der Fall gewesen wäre.

Zuerst wollte ich umdrehen und den anderen Ausgang nehmen, einfach nur um ihm aus dem Weg zu gehen. Doch Lilly hielt mich fest.

"Mia... du wirst jetzt nicht einfach wegrennen. Denn du brauchst dich für nichts zu schämen. Er sollte sich schämen. Er alleine. Sonst niemand. Und ich werde nicht zulassen das du ihm aus dem Weg gehst. Denn du trägst überhaupt keine Schuld an dem ganzen hier."

Sie hielt dabei meinen Arm und streichelte mir dann über den Kopf. Sie ging geradeaus an ihm vorbei, doch sie ging sicher das sie ihn dabei ein bisschen stieß.

Er blickte nur kurz hoch und dabei trafen sich unsere Blicke kurz. Das letzte mal als wir uns in die Augen sahen war.... als ich ihm meine Liebe gestand und wir zusammenkamen. Doch nur einen Tag später schrieb er nur eine Nachricht die sagte:

"Hey ich muss dir leider was gestehen. Ich will eigentlich gar keine Beziehung. Tut mir leid."

Seitdem sprachen wir nicht mehr zueinander. Auch nachdem ich erfahren hatte, das er nur wenige Tage später nach seiner Nachricht, mit einem Mädchen auf einer Party herumgeknutscht hatte.

Er war trotz allem, der Erste der den Blickkontakt abbrach und auf den Boden schaute.

"Ich kann es nicht fassen das dieser Mistkerl immernoch die Eier hat, hier aufzutauchen um eines seiner beliebigen Mädchen abzuholen. Und das, obwohl er weiß das du hier in die Schule gehst. Am liebsten würd ich ihn gerade kastri..."

"Eines seiner beliebigen Mädchen?"

War ich eines dieser beliebigen Mädchen? Hatte er das schon öfter gemacht? Warum würde er überhaupt so was machen? Wie viele Mädchen haben schon wegen ihm so gelitten wie ich es tat?

Between two worlds. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt