Rotes Wasser weiße Fließen

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Sie lässt sich die Badewanne voll mit Wasser laufen.

Sie hatte abgewegt was wohl besser sei.

Erhängen, Pulsadern aufschneiden, ertränken, springen.

Drei von Vier Sachen werden nicht gehen.
Ihre Eltern könnten jederzeit zuhause sein. Sie auffangen und ihr wieder weh tun.

Müssen

Denn sie hatte es nicht anders verdient!

Der Wasserpegel steigt immer weiter.
Zentimeter für Zentimeter steigt das Wasser.

Sie hat sich ein weißes Nachthemd ausgesucht.
Die blauen Flecken an den Beinen und Armen werden dadurch auch nicht unsichtbarer.

Wen interessiert das schon?

Wenn sie gefunden wird, wird sie schon verblutet sein.

Sie beschloss die 'Tote Mädchen lügen nicht' Variante zu nehmen.

Das wäre ein Toller Abschied vom Leben

Sie spürte sowieso keine Wärme, Kälte oder Schmerz mehr.

Sie stand vor dem Waschbecken.

Stand einfach da.

Das heiße Wasser erreichte schon fast den Rand des Beckens. Sie schaltete es aus und stieg hinnein.

In das wohlig warme Nass.

Mit ihrem weißen Nachthemd. Und ihrer Klinge die sie aus dem Rasierer ihrer Mutter entnommen hatte.

Sie war Müde,
müde vom Leben und dem Schmerz.

Sie tauchte unter. Lange. So lange das ihre Lungen sich nach Luft verzehren und es weh tat. Es tat so unglaublich weh dass sie schreien musste.

Sie schrie unter Wasser ihren Schmerz, ihren Frust, ihre Wut auf alles raus.

Sie wünschte sich jetzt einfach ertrinken zu können. Ihr Kopf musste wieder über Wasser.

Sie wollte nicht ertrinken. Sie sehnte sich dennoch nach einem Menschen der ihr die Antworten auf ihre Fragen geben würde.

Wieso sie?

Wieso immer nur sie?

Sie wusste selbst, dass sie nicht die einzige ist, die so leidet.

Aber dennoch wieso sie?

Sie tauchte auf und lies ihre lungen die Luft einatmen die sie bald nicht mehr brauchen würde.

Sie war bereit, fest entschlossen und traurig.

Sie nahm ihre Klinge die sie bereit gelegt hatte.

Setzte an, drückte.

Sie spürte den Schmerz und ein lächeln bildete sich auf ihren einst vollen Lippen ab.

Sie drückte und schnitt Tief runter, die Pulsader auf.

Sie schrie auf.

Der Schmerz war wieder da. Es schmerzte. Es färbte sich alles rot.

Sie nahm die klinge in die andere Hand.

Setzte an, drückte.

Wieder spürte sie den schmerz, wieder spürte sie ihr Blut kochen.

Wieder schnitt sie die Pulsader auf.

Wieder schrie sie auf, schnappte nach Luft.

Dieses mal schloss sie ab.

Mit ihrem Leben, ihrer Familie.

Dennoch keimte Hoffnung in ihr auf.

Hoffnung gerettet zu werden.

Hoffnung geliebt zu werden.

Hoffnung erkannt zu werden.

Hoffnung, die sie so lange nicht mehr hatte keimte wieder auf.

Während sie schrie, leichte fragte sie sich wieso gerade jetzt Hoffnung auftauchte.

Sie lies alles revus passieren.

Das Wasser verfärbte sich rot. An den weißen Fließen hing Blut.

Rotes Wasser und weiße Fließen.

Ihre Augen waren schon lange geschlossen. Sie hörte es rauschen.

Hatte sie das Wasser abgestellt?

Ihr Körper wurde immer schwerer. Ihre Seele immer leichter.

Der Blutverlust machte sich jetzt sichtbar.

Ihr wurde schwindelig.

Jetzt wurde alles noch Dunkler.

Das Bewusstsein verließ sie langsam.

Endlich würde sie tot sein.

Endlich würde sie diesem Körper,
Leben,
Schmerz,
diesen Narben,
dem ewigen Hunger nach Hoffnung,
entfliehen können.

Endlich tat sie das, dass was ihre Klassenkameraden, ihre Familie wollte.

Nicht mehr nerven.

Sterben.

Jetzt entließ sie vollends das Bewusstsein.

Alles war schwarz.

Dunkel

_____________

Es war hell.

Wieso?

War dies das Licht?

Was hörte sie?

Fragen über fragen.

Leben oder Tod - Du Entscheidest!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt