Kapitel 1

3 0 0
                                    

Mein Vater und ich hatten es endlich mal geschafft nach einer langen Produktiv-Phase über das Thema Tournee zu sprechen. In der Produktiv-Phase haben wir die letzten Songs meines neuen Albums aufgenommen. Ich machte mir schon lange nichts mehr vor, ich habe es früher oft bereut die Entscheidungen getroffen zu haben, die mich zu der Person gemacht habe, die ich heute bin. In diesen Phasen habe ich meine Vergangenheit immer wieder geleugnet und wollte mich nicht dazu hinreißen lassen zu denken, dass ich mit den Entscheidungen, die ich getroffen hatte vielleicht nicht hundertprozentig richtig lag, es allerdings die richtige Entscheidung für mich war und meine Zukunft. Aber ich hatte in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, dass die Vergangenheit mich einholte. Da ich gerade mal wieder versuchte herauszufinden woran es lag, dass ich den Eindruck bekam, wieder in meine Vergangenheit zu rutschen und in alte Muster zu verfallen, achtete ich, wie so oft, nicht auf das Gespräch mit meinem Vater. Dieser packte mich schließlich am Arm und mich rüttelte, als ob er mich wecken wollte. Da wurde mir wieder einmal bewusst wo ich war und vor allem in welcher Zeit ich war. Ich bin im hier und jetzt, nicht der Vergangenheit, nicht in meinem Gefängnis, nicht in meinem eigenen Käfig. 

"Lyla was ist den los?" fragte mich mein Vater, der millionenschwere Unternehmer. "Papa ich musste daran denken, was passiert ist und ich frage mich immer noch, ob es das richtige war das "Schlachtfeld" auf diese Art und Weise zu verlassen." Mein Vater verstand mich sofort und nahm mich in seine Arme. "Naomi höre mir gut zu. Ich will dich nie wieder missen müssen meine Kleine, ich liebe dich, wie mein eigen Fleisch und Blut und könnte es nicht ertragen, wenn dir oder deinen Brüdern etwas zustoßen würde, verstanden?" Ich nickte zaghaft. "Naomi ich weiß, dass deine Mutter und ich es dir nicht immer so einfach machen, aber wir wollen für euch vier nur das Beste, okay? Und weißt du was, ich bereue nicht einen einzigen Tag mit dir oder deinen Geschwistern. Und ja es war also nötig alles so zu verlassen." In den Augen meines Vaters standen Tränen, ich weiß, dass ich ihn noch nicht mein Leben lang kenne, aber geweint hatte er weder vor mir noch vor meinen Brüder seit dem ich ihn kenne. Ich kann bei diesem Anblick nicht an mich halten und falle meinem Vater einfach in die Arme, er hat mich gerettet aus meiner ewigen Finsternis und hat mich, ohne mit der Wimper zu zucken, zu seiner kleinen Prinzessin ernannt und mich immer so behandelt. Meine Brüder haben mich auch immer sehr herzlich behandelt und wenn irgendjemand mich bedroht oder mir anderweitig Schaden zu fügen möchte, muss er zuerst an meinen drei Brüdern vorbei, welche mich alle beschützen würden, wenn sie es müssten. Aber mir fällt auch mein sogenannter Slogan wieder ein, ich habe ihn mir immer wieder erzählt und das hat mir Kraft gegeben. *Ich will und werde nur noch nach vorne sehen!* Daraufhin greife ich unser eigentliches Thema wieder auf: Tournee. 

"Dad ist jetzt eigentlich irgendetwas neues rausgekommen, wegen der Tournee? Hat die Marketingabteilung schon etwas sich überlegt?" frage ich schon fast beiläufig, um die ruinierte Stimmung vielleicht doch noch zu retten.  "Genau Lyla, darüber wollte ich mit dir reden." Jedes Mal, wenn mein Vater versucht mit mir über meine Arbeit als Lyla zu reden redet er mich auch mit Lyla an, er meint das ware den gewissen Abstand zu seinem Klienten, als zu mir.  "Es ist so, du wirst die Welttournee in Deutschland beginnen. Um genau zu sein wird der Auftritt in Berlin stattfinden." Er hatte die Katze aus dem Sack gelassen. "Um ehrlich zu sein hatte ich mir so was auch schon gedacht." sagte ich schließlich um ihn nicht wieder stundenlang anzuschweigen. "Ich hab allerdings noch ein paar Nachrichten für dich, die dich nicht sonderlich erfreuen werden. " Nachdem er das ausgesprochen hatte, dachte ich mir meinen Teil schon, hoffte aber immer noch, dass nicht das Szenario eintreffen würde, was ich mir ausgemalt habe. "Du musst für die Werbung für das neue Album und für das Konzert in Berlin einige Auftritte und weiteres absolvieren. Außerdem sind deine Mutter und ich der Meinung es wäre nicht schlecht, wenn du dein Abitur in Berlin gleich mit machst, das würde auch gut in den Zeitplan passen." Mein Kopf war voll mit Fragen, Vorwürfen, Zweifeln, Befürchtungen und Ängsten. "Fliegen wir damit nicht auf, was ist wenn mich jemand erkennt ?" "Ausgeschlossen. Außerdem hätte dich jemand vermisst hätte man international nach dir gesucht. Und dann wären wir schon länger aufgeflogen, außerdem ist das nicht mittlerweile sieben lange Jahre her ?" Wir diskutieren so noch einige Zeit bis meine Zweifel weg sind und wir wieder in den Aufnahmeraum müssen. Ich nehme noch bestimmte Teile des Liedes noch einmal auf, das verleiht dem ganzen den Feinschliff laut meines Produzenten. Ich erinnere mich zwar nicht gerne an früher, aber ich weiß, dass die Musik egal wann oder wo es war mich immer begleitet hat und mir geholfen hat durch alle Zeiten. Immer wenn ich nicht mehr kann, ich Angst habe oder einfach entspannen möchte, ja selbst wenn ich wütend bin höre ich Musik. Wenn der Moment es erlaubt liebe ich es die Augen zu schließen und mich voll und ganz auf diese zu konzentrieren, bis  ich sozusagen vom Lied geführt werde und anfange zu tanzen. Mittlerweile ist 20:00 Uhr und mein Vater und ich fahren zurück zum Anwesen unserer Familie. Die Fahrt verläuft relativ leise. Da mein Vater es geschafft hat den Termin bei Plattenfirma auf einen Samstag zu legen, habe noch nicht mal einen Schultag verpasst, denn nach dem Singen steht bei mir sofort die Schule, aufgrund meiner außerordentlich guten schulischen Leistungen erlauben mir meine Eltern überhaupt das Singen, obwohl ich dadurch manchmal auch ein paar Stunden Unterricht verpasst habe, aber da ich die souveräne Jahrgangsbeste bin haben meine Eltern keine Einwände. Als wir dann endlich im Wohnzimmer eintreffen warten meine Brüder Akira, Kanaye, Hotaka  und meine Mutter bereits auf uns. Drillinge und meine Mutter haben bereits alles für das Abendessen vorbereitet, so dass wir unmittelbar mit dem Essen beginnen können. Am Tisch reden wir über unsere Erlebnisse des heutigen Tages und alles läuft fast normal, bis mein Vater von der Tournee anfängt und meine Eltern uns den Plan für das nächste Jahr vorstellen.


AMELIEWhere stories live. Discover now