Schatten

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„Jetzt pass gut auf", flüsterte Struppel, ein kleines Frettchen mit struppigem, fast schwarzem Fell zu seinem Bruder, Schoko. Er drückte sich auf die flache Wiese und beobachtete eine Maus, die ohne Vorahnung an einem Samen am Waldrand knabberte. Schoko beobachtete Struppel, der lautlos auf die Maus zu rannte, sich auf sie warf und sie tötete. Der junge Rüde zeigte Schoko stolz seinen Fang, während das cremefarbene Frettchen angewidert auf die tote Maus schaute, die schlaff aus Struppels Maul hing.
„Das war wohl die einzige hier in der Nähe. Lass uns nach Hause gehen", murmelte das struppige Frettchen in seine Beute. Schoko nickte „Richtig."
„Wer zuletzt da ist, ist ein faules Ei!"
"Hey, warte!"
Die Brüder rannten beide so schnell sie konnten, bis sie zu einem grasbewachsenen Platz am Waldrand kamen.
Dort wartete schon eine etwas ältere Fähe auf sie. "Wo wart ihr?", zischte sie besorgt, als die jungen Frettchen bei ihr ankamen
"Jagen!",antwortete Struppel stolz, nachdem er die tote Maus auf den Boden fallen ließ.
Schoko stellte sich vor die Fähe und begrüßte seine Mutter Nase an Nase.
Sie lächelte und schaute dann auf das Beutetier. "Sehr gut!", lobte sie. Struppel beugte sich nieder um das Tier zu verspeisen.
Die Mutter, die den Namen Smaragd trug, sah zu Schoko. „Möchtest du auch etwas essen?"
Der helle Rüde lehnte ab, seine violetten Augen blitzten. „Nein, danke. Ich habe keinen Hunger." Er hatte noch nie ein Beutetier gegessen und hatte es demnächst auch nicht vor. Aber das hielt er als sein verschlossenes Geheimnis
Seine Mutter nickte.
Der restliche Tag verlief normal. Die Abendsonne schien in den Wald. Der Vater Schoko und Struppels, Stich, diskutierte mit Smaragd, während die beiden Geschwister miteinander redeten. „Was denkst du", begann Struppel, „Sollen wir morgen wieder jagen gehen?"
Schoko streckte sich „Von mir aus."
„Und wo soll's hingehen?"
Schoko dachte nach. „Vielleicht aufs Feld!"
Sein Bruder stimmte zu.
Am nächsten Morgen wachte das cremefarbene Frettchen früh auf. Er rappelte sich auf, gähnte, streckte sich und ging zu Struppel, den er sanft mit einer Tatze anstupste.
Der wurde schnell wach und sprang sofort auf. „Also, gehen wir?"
„Beruhige dich erstmal", murmelte Schoko, bevor er aus dem Bau lugte und schließlich hinaus ging. Struppel folgte ihm.
Die beiden trotteten zu einer riesigen, grün-gelben Wiese, an der das bernsteinfarbene, struppige Frettchen gleich etwas entdeckte. Eine Spitzmaus saß mitten auf dem Feld.
Struppel duckte sich.
Plötzlich ertönte ein sehr lautes Geräusch, die Spitzmaus rannte davon.
Struppel rannte ihr nach.
Schoko sah sich um und entdeckte ein riesiges Ding, das sich über die Wiese bewegte. Es bewegte sich in die selbe Richtung, in die sein Bruder das Tier verfolgte.
Die Maus bog ruckartig ab, direkt auf das Geschöpf zu. Struppel hatte nichts anderes im Kopf und fixierte sich nur auf die Maus, ohne auf etwas anderes zu achten.
„Struppel, pass auf!", rief Schoko verzweifelt.
"Struppel!"
Das Frettchen hielt plötzlich inne und realisierte, was da vor ihm krachte. Er sah geschockt auf das riesige Wesen und aus Angst rührte er sich nicht.
Schoko war sprachlos, als sich das Geschöpf immer näher seinen bewegungslosen Bruder nährte, bis die sich ständig bewegen Krallen Struppel erwischten,
ihn zerfetzten,
ihn umbrachten.
Schluchzend machte Schoko Kehrt und rannte davon. Er wollte nun einfach noch weg.
Weg von der Maschine.
Weg von dem Feld.
Er wünschte sich, es wäre alles nur ein Traum.
Er hoffte, dass er jetzt einfach warm und geborgen neben seinem Bruder aufwachen würde.
Doch vergebens.
Das hier war die pure Realität, ein Albtraum, aus dem man nie erwachte.
Mit Tränen getränkt kam Schoko zu Hause an.
Alleine.
Ohne Struppel.
Denn Struppel war tot.
Er erzählte seinen Eltern alles, beschrieb alles genau, erzählte, wie er nicht in der Lage war zu helfen.. aber das stimmte doch eigentlich gar nicht.
Er hätte ihm helfen können.
Er hätte zu ihm rennen können.
Aber nun war es zu spät.
Denn Struppel war tot.
„Aber es ist meine Schuld!", schluchzte Schoko. „Ich habe gesagt, dass wir beim Feld jagen sollen, aber das war falsch.."
Denn Struppel war tot.
Seine Eltern sahen ihn erschütternd an.
„Du hast Recht", brachte Stich, sein Vater schließlich trocken heraus. Schoko sah auf.
„Es ist deine Schuld", zischte Stich „Verschwinde!"
Schoko sah ihn erschrocken an. Aber er tat, was ihm befohlen wurde.
Er stach wie ein Blitz aus dem Wald und rannte weg. Er verstand die plötzliche Wut seines Vaters.. aber gleichzeitig auch nicht. Aber das war ihm jetzt alles egal. Er wollte einfach nur weg von diesem Ort.
Er kam auf einen Hügel, auf dem ein Baum stand.
Die Morgensonne scheinet darauf und der Baum warf einen großen Schatten auf Schoko.
„Schatten..", murmelte das Frettchen, von seiner Trauer war keine Spur mehr.
„Mein Name ist Schatten."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31, 2019 ⏰

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Schatten&Sky - Das Frettchen und der SpatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt