Genervt verdrehte ich die Augen. Ich stand mit meiner Klasse an einem Busbahnhof und wartete auf dem Bus zu unserem Camping Ausflug. Der Busbahnhof hatte vier Haltestellen, die neben einander gereiht sind. Die jeweiligen Haltestellen sind mit Glasdächern überdacht, die von blauen Halterungen getragen wurden. Darunter waren Sitzgelegenheiten, wo alte Leute saßen oder sich Jungs breitbeinig platzierten. Fahrpläne gab es nur offiziell, da Jugendlich anscheinend einen Spaß draus machten und meinten diese zu beschmieren. Ich fand diese Schmierereien einfach Furchtbar. Nur Gekritzel das selbst ein Kindergartenkind besser hin bekommen würde. Meine Klassenlehrerin, eine kleine Frau mit roten Haaren, tippte in ihrem Handy rum. Sie sah hektisch aus, wahrscheinlich versuchte sie gerade irgendwelche Fahrpläne online zu finden oder sie trifft mit ihren schwarzen Krallen alias Fingernägel nicht die Buchstaben die sie treffen möchte. Würde mich nicht wundern, die Fingernägel sind halbe Waffen.
Ein lautes, kehliges Lachen zog meine Aufmerksamkeit auf eine Jungengruppe ein paar Meter neben der Lehrerin. Fünf Jungs mit tief sitzender Hose, schwarzer Lederjacke und unterschiedlichen Käppis, standen in einem Kreis. Auf den ersten Blick bemerkte man die sechste Person in der Mitte des Kreises nicht, einen weiteren Jungen um die 1,70 m groß, in blauen Jeans und im karierten Hemd. Im Gegensatz zu den Fünf war der sechster Junge, zierlicher und kleiner. Bei den Jungs erkannte man das regelmäßige Training, allerdings nicht das sie jemals sich ein Buch angesehen haben. Der Junge in der Mitte war Jonas, ein ganz normaler Schüler, aber er ist Pfadfinder und das finden die Jungs in unserer Klasse in ihren Worten „schwul". Der lauteste der Jungs heißt Jo ein 1,90 m großer Junge mit schwarzen Haaren und stechenden grauen Augen. Er ist so zu sagen der Anführer der Gruppe und auch der lauteste. Er erfüllte das typische Klischee eines Schlägers, prügelt sich mit jedem, provoziert die Lehrer und schreibt miserable Noten. Ich weiß nicht wie er bei den Mädchen so beliebt sein kann.
„He seht euch die Schwuchtel an!" schrie Jo und schubste den armen Jonas so stark das er zu Boden fiel. Der Rest der Gruppe brach in lautes Gelächter aus. Solche Feiglinge!
Die Mädchen, die hinter mir standen, kicherten und meine Freundin die bis jetzt nur auf ihr Handy kuckte linste neugierig zu Jo's Gruppe.
„Nicht schon wieder." Stöhnte meine Freundin Theresa. Sie strich sich eine lila gefärbte Strähne hinters Ohr und sah wieder auf ihr Handy.
Unsere Lehrerin bemerkte von dem Trubel nichts, sondern tippte angestrengt weiter.
Zu Jonas Glück kam auch endlich der Bus. Der Busfahrer, ein rundlicher Mann mit Halbglatze, verstaute das Gepäck, während sich die Schüler in den Bus stiegen. Die Mädchen saßen im mittleren Bereich des Reisebusses, ganz hinten saßen die Jungs und vorne saßen die Lehrer, kleine Einzelgruppe die so genannten Außenseitern. Jonas saß mit eine blauen Augen am Fenster in der zweiten Reihe, den Tränen nahe. Meine Freundin saß mit Kopfhörerin die Reihe hinter Jonas am Gang.
„Darf ich mich neben dich setzten?" Jonas schreckte hoch und nickte zögerlich.
Ich stellte meine dunkelgrüne Tasche mit meinem Handy, Pflegung und Taschenlampe. Letzteres habe ich nur dabei da mein Vater meinte als großer Camping-Fan immer so was dabei zu haben. Er wollte mir sogar ein Feuerset geben, aber ganz ehrlich wir machen ein betreutes Campen da brauch ich so was nicht.
Auf der Fahrt war es mal ruhig, da alle am Handy hingen oder Musik hörten. Unsere Lehrerin schlief und ich versuchte es auch. Ich nicht wann ich das nächste Mal schlaf bekommen würde. So wie ich die Mädchen kenne wollen die sicher die ganze zeit party machen und rum jammern dass sie in einem Zelt auf dem Boden schlafen müssen. Gerade als ich die Augen geschlossen hatte, fragte mich Jonas ob ich gerne campe. Ich schlug meine brauen Augen wieder auf und sah ihn an. Sein linkes grünes Auge war leicht angeschwollen. „Ich war leider noch nie campen, daher kann ich nicht behaupten das ich es nicht mag." antwortete ich Wahrheitsgemäß. Meine Mama mochte kein Campen, aber mein Papa hatte mir alles erklärt und mir sogar Wochen vor der Klassenfahrt erklärt wie man ein Zelt aufbaut, Feuerholz sammelt und wie man es anzündet ohne moderne Technik. Was ich in meinen Leben nie brauchen werde, bis auf das Zelt aufbauen.
Die restliche Fahrt befragte ich Jonas über seine Beschäftigung als Pfadfinder aus. Eigentlich klang das recht spannend. Lagerfeuer, campen mit der Gruppe, Förderung von Teamwork und eine Art Überlebenstraining. Nebenbei erfuhr ich dass er einen großen Bruder hatte, der ein Auslandsjahr in Spanien machte. Bei dem Gespräch verging die Fahrzeit wie im Flug.
Der Campingplatz war wie erwartet eine Wiese, umringt vom Wald. Der Wald war mit einem einfachen Holzzaun vom Campingplatz abgeschnitten. Am Eingang war ein Haus mit einem Schild „Campingplatz am Glötzesee". Während unsere Lehrerin ins Haus ging beziehungsweise die Rezeption suchte, saßen viele auf ihren Koffern. Manche hatten nur Rucksäcke und einen Zelttasche und Schlafsack dabei. Ich hatte auch nur eine kleine dunkelgrüne Tasche, eine blau Sporttasche mit einem grünen Schlafsack und einer grauen Zelttasche. Meine Freundin streckte sich einmal. „Endlich sind wir da." Gähnte sie und ließ ihre rote Tasche auf den Asphalt des Parkplatzes sinken. Ich tat es ihr gleich nur meinen Rucksack behielt ich auf den Rücken.
„
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Hinter der Fassade
Short StoryDas ist meine erste selbst geschriebene Geschichte. Ich hab die Version seit über fünf Jahre auf meinen Rechner. Es ist eine Kurzgeschichte von Jugendlichen, die bei einem Schulausfug verloren gehen. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein.