Verloren.

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Elektrische Stöße durchziehen meine Gliedmaßen. Mir ist kalt und heiß zugleich. Als wenn man einen Wasserkocher mit der brodelnden Flüssigkeit in die eisige Tiefkühltruhe stellt. Ein Sturm, ein Kampf - nein - ein Krieg zweier Gewalten, welche nicht verschiedener und extremer sein können.

Ich fühlte mich eingeengt. So eingeengt, dass ich nicht mehr atmen konnte. Die Welt brach in sich und auf mich zusammen.
Gefangen in meinem eigenen Gefängnis auf der Suche nach anderen Menschen verlor ich den Überblick.

Ich bin blind.

Ich versuchte die Trümmer mit aller Kraft zur Seite zu schieben und konnte „sich von mir wegbewegende" Füße erspähen. Ich bündelte all meine Kraft und atmete tief durch.
Ich stand auf und rannte meinen Freunden hinterher. Ich schrie nach Hilfe. Doch das nur in meinem Kopf. Ich brachte keinen Mucks heraus. Ich hatte meine Stimme verloren.

Ich bin stumm.

Ich stand wie angewurzelt da. Ich sah in die glückerfüllten und „von nichts ahnenden" Gesichter, welche mich nicht mal wahrnahmen. Meine Umgebung wurde ruhig. Stille.
Ab dem Punkt werden die Stimmen immer lauter. Stimmen, welche ich mit aller Kraft versuche zu überhören.

„Bring dich um."

Flüstert eine davon immer wieder.

„Niemand würde dich vermissen." „Sie bemerken dich nicht einmal." „Wer ist schon für dich da?" „Niemand." „Du bist einsam." „Liebe bedeutet Schmerz." „Deswegen liebt dich auch keiner." „Versager." „LAUF WEG!"

Die Personen achten nicht aufeinander und reden durcheinander und doch wissen sie immer was der andere gesagt hat. Die Stimmen werden lauter und schreien mich an. Das Gefühl für die Umgebung habe ich schon längst verloren. Es spielt sich alles nur noch in meinem Kopf ab.

Ich bin taub.

Die Sonnenstrahlen erreichten meine Haut. Sie brannten sich in mein Gewebe und ich schreckte auf. Wo bin ich?

„Auf jeden Fall allein."

Ich habe alles verloren.
Ich habe dich verloren.

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