Als Roman nach der Auswärtspleite gegen Bayern nach Hause kam, war er dementsprechend schlecht gelaunt. "Roman, ich..." Ich wollte ihn etwas ablenken und aufheitern, doch wurde direkt unterbrochen: "Nein will ich nicht! Lass mich doch einfach in Ruhe!" Schnellen Schrittes ging er in unser Schlafzimmer und ich seufzte leise. Er war immer zurückweisend und anstrengend, wenn sie ein Spiel verloren hatten, doch heute war es extremer. Ich klopfte ein paar Mal, doch jedes Mal schnauzte er mich sauer an: "Lass es!" "Verpiss dich!" "Nein, ich will nichts mit dir machen!" "Du nervst!"
Irgendwann reichte es mir, ich klopfte leise und sagte bestimmt: "Nein, du meckerst mich jetzt nicht sofort an! Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich will dir nur helfen!" Mein Kopf lehnte ich gegen die kühle Schlafzimmertür. Ich war darauf gefasst, dass er wieder sauer werden würde, doch ich hörte nur ein leises Schluchzen. Langsam drückte ich die Tür auf und das Bild, dass sich mir bot, war schockierend. Mein, sonst so starker und unerschütterlicher, Freund saß zusammengesunken auf dem Boden. Er hatte die Knie angezogen und Kopf in den Händen vergraben. Sein lautes Schluchzen war unerträglich. Sofort kniete ich mich neben ihn, zog ihn an mich und flüsterte: "Roman..." Er schlang seine Arme um meine Taille und weinte ganz leise gegen meine Schulter. "Du sollst mich nicht so sehen..." Ich seufzte leise. "Das ist doch egal...jeder weint mal, es ist nichts schlimmes..." Ganz sanft strich ich durch seine Haare und wippte etwas. Nach einiger Zeit flüsterte ich: "Möchtest du reden...?" Er schüttelte stumm den Kopf und schniefte nur einmal. Doch bereits kurze Zeit später fing er leise an zu reden, immer wieder unterbrochen von kleinen Schluchzern: "Ich kann nicht...nicht schon wieder, der Sündenbock sein...ich...ich hätte die Tore verhindern sollen und...und..." Wieder weinte er leise gegen meine Schulter, doch ich unterbrach ihn nicht. "Sie werden mir alle Schuld geben..." Sanft strich ich über seinen Rücken. Er flüsterte nur: "Warum ich...?" Ich war etwas still bevor ich antwortete: "Ich hab das Spiel gesehen, Roman. Du warst super, doch manche Schüsse waren nicht haltbar. Ihr seid ein Team, da ist niemand alleine schuld. Heute lief es einfach nicht. Ihr müsst analysieren warum, es verstehen, daraus lernen und verhindern, dass sowas nicht nochmal passiert..." "Aber die Medien werden alle schreiben, dass...dass ich die Meisterschaft versaut habe und..." Er zuckte nur mit den Schultern und schniefte. "Du hast gar nichts versaut, Roman. Es gibt einfach Tage, ab denen klappt nichts. Vielleicht hat Bayern auch aus anderen schlechten Spielen gelernt. Jetzt müsst ihr das tun...." Lange saß er einfach da, eng an mich gekuschelt und weinte leise. Ich streichelte beruhigend seinen Rücken und hielt ihn einfach fest.
Es mögen Stunden gewesen sein, jedenfalls fühlte es sich so an, in denen mein meist fröhlicher Freund zusammengesunken und einfach fertig mit der Welt war. Doch schlussendlich hatte er sich beruhigt. Ich löste mich ein kleines Stück und strich über seine tränennasse Wange. Er sah mich kurz an, bevor er ganz vorsichtig seine Lippen auf meine legte. Ich erwiederte den Kuss und zog ihn etwas an mich. Als er sich löste, legte ich eine Hand an seine Wange und fragte leise, aber hoffnungsvoll: "Fühlst du dich etwas besser...?" Er zuckte mit den Schultern und kuschelte sich seitlich an mich. "Etwas...es ist einfach enttäuschend...wir waren so stark diese Saison und jetzt vergeige ich es einfach..." "Nicht du, Roman. Ihr. Ihr habt gute und schlechte Tage. Als Team. Niemand alleine ist schuld. Auch du nicht..." Er nickte vorsichtig, wirkte aber immer noch geknickt. Aber das war okay, man darf traurig sein, niemand erwartet, dass man das einfach wegsteckt, doch er sollte sich nicht die Schuld geben, wie es die Medien manchmal taten. Ich strich durch seine Haare und flüsterte: "Komm runter, ich mach was kleines und dann wird alles gut..." Ich stand auf und zog ihn etwas mit. Ich setzte ihn auf der Couch ab, machte zwei Tassen heiße Schokolade und etwas Kleines zu essen. Damit ließ ich mich neben ihm nieder und gab ihm eine Tasse. Leise, mit rauer und verweinter Stimme, flüsterte er: "Danke....für alles...." Ich nickte nur und zog ihn wieder etwas an mich.
Doch auch, wenn er sich an dem Abend beruhigt hatte, so waren die nächsten Tage viel schlimmer. Er war nur noch am Trainieren, ohne Pause. Er ging ins Bett, wenn ich bereits schlief, stand viel zu früh auf, kam nicht zum Essen, war fast nur im Kraftraum. Die Zeitungen halfen da nicht. Überall las man nur noch die Schlagzeilen "Dortmund geht unter!" "Meisterschaft verspielt!" "Muss Bürki nach Blamage gegen Bayern das Feld räumen?" und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Eines Tages reichte es mir dann. Ich machte mich auf den Weg zum Kraftraum und klopfte kurz an. Er reagierte nicht, deswegen ging ich rein und funkelte ihn an. "Ich mach das jetzt lang genug mit! Du bist jeden Tag nur am Trainieren, isst kaum was und schläfst zu wenig! So geht das nicht weiter, Roman!" "Ich muss trainiern, (Y/N). Stör mich nicht." "Du trainierst nur noch! Du verletzt dich noch! Pausen sind auch wichtig!" "Du hast doch gehört, was alle sagen! Dass ich vielleicht gehen muss!" "Na und?! Die wollen doch nur Schlagzeilen! Es ist komplett egal! Der Trainer vertraut dir! Es war ein schlechtes Spiel, von allen Beteiligten! Mehr nicht!" Ich sah ihn einfach fertig an, als er ansetzten wollte, etwas zu erwiedern. "Komm wieder zu mir, wenn du vielleicht etwas Einsicht zeigst. Und bis dahin schläfst du auf der Couch!" Ich drehte mich um und ging in unser Schlafzimmer. Vielleicht war es unfair ihn abzuweisen, aber er musste einsehen, dass es so nicht weiter ging. Den restlichen Tag gingen wir uns aus dem Weg, die Stimmung war einfach erdrückend. Mit einem etwas bestürztem Blick, zog Roman abends auf die Couch, während ich mich in meine Decke einkuschelte. Erst spät konnte ich einschlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich durch den Geruch frischer Croissants wach. Ich blinzelte verwirrt und setzte mich vorsichtig auf. "Guten Morgen, Ängu..." Ich sah zu meinem Freund, der mit einem Tablett neben mir im Bett saß. "Hör zu, (Y/N)...es tut mir leid...wirklich...ich weiß, dass ich dich verletzt habe und du diejenige bist, die am wenigsten für alles kann. Und trotzdem bist du immer da. Ich hatte...ich habe einfach Angst, dass ich wirklich nur noch auf der Bank lande und nichts mehr tun kann. Das Spiel war einfach schrecklich und ich wollte verhindern, dass es nochmal passiert. Aber das geht nicht mit Training ohne Pause, da hast du absolut recht. Ich war einfach ein Vollidiot, ich sollte mittlerweise wissen, dass du fast immer recht hast..." Ich musste schmunzeln. "Ich weiß, dass es das nicht wieder gut macht, aber ich denke Frühstück ist immer gut..." Er lächelte vorsichtig und stellte mir das Tablett auf die Beine. "Du bist echt ein Idiot, Roman..." Er grinste schuldbewusst und ich küsste ihn einfach sanft. Ich genoss den Kuss, bevor ich mich dem Frühstück widmete. Während ich aß, kuschelte sich Roman an mich und küsste sanft meinen Hals und Nacken. Ich seufzte zufrieden und stellte das Tablett zur Seite, als ich fertig war. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter. "Ich darf doch wieder im Bett schlafen, oder...?" Ich fing an zu lachen. "Das überleg ich mir noch!" Er drehte uns um, kniete sich über mich und grinste frech. Ich kicherte und er fing an mich zu kitzeln. Leise quietschte ich und lachte laut. "Bitte hör auf, Roman!" kicherte ich und er lachte. "Nur wenn ich wieder hier schlafen darf." Ich nickte und er küsste mich ganz sanft.
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One Shots
RandomEin weiteres Buch mit One Shots...was soll ich groß sagen. Schreibt mich einfach an, wenn ihr einen möchtet. Ich schreibe über Fußballer, Formel 1-Fahrer (also allgemein Sportler) sowie ab und an über Musikern und fiktive Personen. Crys