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Wie alles blieb:

Ermüdet kam Cassandra in ihrer Wohnung an. Sie saß heute in einer Vorlesung, die bis 19:00 Uhr andauerte und traf danach noch eine Freundin, mit der sie sich so amüsiert unterhalten hatte, dass sie lange Zeit in dem heimelig ausgestatteten Restaurant saßen.

Die Uhr an der Wand, die Jack angebracht hatte, zeigte gerade 23:48 Uhr an und die junge Frau tapste erschöpft in die Küche, in welcher sie als heißes Getränk nur noch einen Tee zu sich nehmen könnte, denn eine Kaffeemaschine besaß sie nicht mehr. Dafür hatte Jack gesorgt.

Er mochte es nicht, wenn sie ihm sagte, er bräuchte ihr keinen Kaffee zahlen, denn sie habe bereits einen zuhause getrunken und da er nun ebenfalls in der kleinen Wohnung lebte, hatte er, so fand sie, ein Mitspracherecht. Zudem mochte sie die alltäglichen Morgenstunden, die sie in dem kleinen Café verbrachten, welches jedes Mal, wenn sie es betraten, nach heißer Schokolade und Kaffee duftete.

Cassandra nahm sich ein Glas aus dem Schrank und griff dann zu der Wasserflasche auf der Theke. Während sie sich das Glas einschenkte und daraus trank, warf sie einen Blick zu dem Kühlschrank und zu den darauf heftenden Bildern. Auf diesen waren sie und Jack an verschiedenen Orten und mit verschieden Personen oder nur zu zweit abgebildet.

Sie waren bereits seit drei Monaten zusammen.

Jack hatte nicht gezögert und sie nach dem zweiten Mal in dem Café um ein Date gebeten. Natürlich in dem selben Café mit dem selben köstlichen Kaffee.

Die junge Frau lächelte sanft vor sich hin, stellte das ausgetrunkene Wasserglas auf die Spüle und lief aus der Küche zu ihrem Schlafzimmer.

Leise zog sie ihre Schuhe aus und versuchte sich danach umzuziehen ohne ihren schlafenden Freund zu wecken. Dies gelang ihr, doch als sie sich zu ihm legen wollte, drehte er sich um.

„Cassy?" hörte die raue verschlafene Stimme Jacks.

„Hey" flüsterte sie und setzte sich auf das gemeinsame Bett. „Du kannst ruhig weiterschlafen" lächelte sie und kroch dann unter die Decke, um sich in seine Arme zu legen.

„Ich hab dich vermisst" sagte Jack noch liebevoll, bevor er wieder in den Schlaf abdriftete.

„Ich dich auch" hauchte Cassandra ihm entgegen, schloss dann die Augen und fiel ebenfalls in einen angenehmen Schlaf.

Der nächste Morgen begann in Hektik und Chaos.

Hastend suchten sie ihre Sachen zusammen und verließen gemeinsam die Wohnung.

„Wenigstens haben wir jetzt zusammen Biologie" sagte Jack und griff nach Cassandras Hand, die er lächelnd mit seiner umschloss.

Eine verräterische Röte überzog ihre Wangen, während sie schüchtern lächelte, als wären sie erst seit dem gestrigen Tag ein Paar.

„Wir haben noch 4 Minuten. Wir sind heute wirklich früh dran" stellte Cassandra fest und sah zu Jack.

„Ja, mal wieder eine Glanzleistung von uns Beiden" er lachte kurz und zog sie ein bisschen schneller mit sich.

„Wieso beeilst du dich denn so?" fragte sie ihn, ging jedoch das Tempo angepasst mit ihm.

„Ich möchte noch einen Kaffee, bevor wir zur Vorlesung müssen. Ich weiß nicht, ob ich den Professor sonst aushalte" sagte er grinsend.

„Ach komm, so schlimm ist er nicht. Außerdem ist er ja nur eine Aushilfe bis Professor Jenkins wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird" verdrehte Cassandra die Augen und zog Jack in Richtung des Vorlesungssaals.

„Aber mein Kaffee" jammerte Jack und sah in die entgegengesetzte Richtung, in welcher sich das Café bereits in Blickweite befand.

„Später, du Junkie" erwiderte Cassandra daraufhin schmunzelnd und lief die Treppen hinauf zu ihrem Stammplatz.

„Wir gehen nachher zu dem Café, trinken Kaffee, reden und hetzen dann zur nächsten Vorlesung, wie jeden Tag. Keine Ausnahmen wegen einem neuen nervenden Professor" erklärte Cassandra leise.

„Aber er ist wirklich schlimm, das musst selbst du, als seine Lieblingsstreberin zugeben" grinste Jack sie an und erhielt einen gespielt bösen Blick.

„Vielleicht. Aber du bist auch nicht gerade einfach"

„Ich bin fantastisch" sagte er überspitzt empört und brachte Cassandra zum Lachen. „Ja, manchmal bist du das"

„Manchmal?"

„Ja, manchmal" antwortete sie daraufhin und sah wie der neue Professor hineinlief und bereits genervt dreinblickte.

„Ohje" murmelte Jack, dann ergab er sich seinem Schicksal und hörte dem mürrischen Professor zu, dessen Worte zu ihnen hinauf hallten und ihn zum einschlafen verleitet hätten, wäre Cassandra nicht darauf bedacht, sich so oft, wie nur möglich, zu melden.

Ihre Stimme hatte immer eine gewisse Wirkung auf ihn.
Er wollte ihr jede einzelne Sekunde des Tages zuhören. Ihre Worte niemals vergessen und immer wieder vernehmen, sie selbst in seinen Träumen andauernd abspielen lassen und zu lächeln beginnen.

Er liebte es, wenn sie mit einem Lächeln im Gesicht sprach, liebte alles an ihr und noch mehr als ihre Worte, liebte er ihre Lippen.

Die zahlreichen Küsse, die sie tauschten, die er niemals beenden wollte. Er wollte ihre Lippen schmecken, jeden einzelnen Tag, jede einzelne Sekunde.

Denn, wann immer er sie küsste, ihre Lippen kostete, schmeckten sie nach Kirschen und niemals in seinem Leben wollte er auf diesen Geschmack verzichten.
Niemals wollte er auf Cassandra verzichten, denn er brauchte ihre Lippen, ihre Worte, sie selbst, wie den Sauerstoff um zu überleben.

Lächelnd sah er zu ihr, sah die Röte auf ihren Wangen.
Sie wusste, dass er sie anstarrte und wagte einen verlegenen Blick zu ihm hinüber. Er lächelte.

Sie erschien ihm so wunderschön, so perfekt. Jedes Mal, wenn er ihr das sagte, beharrte sie, es nicht zu sein, doch dies machte sie für ihn nur noch begehrenswerter,  noch perfekter.

Er sah sie an, wissend, dass er ohne sie, wie eine Blume eingehen würde.

✓ Kirschen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt