Chrissy
Langsam wurden es immer mehr Menschen auf dem Markt. Ich saß schon seit einer, vielleicht ein anhalb, Stunde hier auf einer Mauer und beobachtete die unterschiedlichen Leute. Welchen man wohl leichter etwas abknüpfen kann als anderen. Aber es war auch interessant zu sehen, was die Leute so machten. Zum Beispiel waren am Rand ein paar Kinder, die Seil sprangen, oder grade eben hatte ich ein junges Paar entdeckt, welches Händchen halten über den Markt geschlendert war, oder aber ein junger Mann, der grade kam und ebenfalls etwas abseits die Leute beobachtete. Sein Gesicht war ein bisschen von seinen zotteligen, braunen Haaren verdeckt, aber er wirkte kaum älter als ich. Immer wieder erwischte ich mich selbst, wie zu ihm rüberschaute, bis zu dem Moment wo er sich ebenfalls zu mir drehte und sich unsere Augen trafen. Schnell wande ich den Blick ab. Oh Gott, jetzt weiß er das ich ihn die ganze Zeit beobachtet habe. Peinlich!
Mein Blick schweifte wieder über den Marktplatz, wo sich immer mehr Leute aufhielten, und viele von ihnen waren nicht sehr aufmerksam. Das würde ein relativ leichtes Spiel werden. Ich machte mich auf den Weg durch die Menschenmenge, wo ich bei zwei Leute meine Hand in ihre Taschen gleiten ließ. Ich habe das zwar schon manchmal gemacht, aber trotzdem strömte immer eine Menge Adrenalin durch meinen Körper bei solchen Aktionen. Vor allem seit ich früher einmal erwischt wurde; das hatte schmerzhaft geendet. Als ich wieder bei der Mauer ankam schaute ich mich noch einmal um, ob mich jemand beobachtet oder verdacht schöpft, aber auch nach diesem Jungen, allerdings war er nicht mehr da. Auch gut, dann sieht er nicht meine »Beute«. Ich holte einen Geldbeutel und ein paar Münzen aus meinen Taschen hervor. Nicht viel, aber immerhin besser als nichts.
Ich wartete noch ein bisschen, dann machte ich mich wieder auf denn Weg in die Menschenmenge. Dort hatte ich einen gut angezogenen Mann ins Wesir genommen, der sehr in Gedanken vertieft schien. Ich ging hinter ihm lang und ließ meine Hand in eine Jackentasche gleiten. Als ich grade ein paar Münzen zu fassen bekam, packte er mich am Handgelenk. Er schaute mich wutentbrannt an, wobei ich meine Augen vor Panik weit aufriss und versuchte mein Handgelenk zu befreien. „Was soll das werden?!“ Seine Stimme war nur ein wütendes Zischen, bei dem mir ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. „Ähh… gar nichts“, stotterte ich. „Ach ja? So sah das aber nicht aus.“ Sein Griff wurde noch fester. Das tut weh! Ich versuchte erneut mich aus seinem Griff zu befreien, aber es funktionierte einfach nichts. Ich brauche eine Idee, sonst wars das.
Ich blickte an ihm vorbei und riss meine Augen auf. Das machte ihn aufmerksam. Mit der freien Hand deutete ich in die Richtung und fragte: „Was ist das?“ Er drehte sich tatsächlich um. Idiot. Ich riss meine Hand weg und rannte los. Vorbei an den unterschiedlichen Ständen, bückte mich unter Leinen mit Tüchern, sprang über einen Tisch und riss an einem Obststand eine Kiste um. Ich hörte wie der Mann nach mir rief und versuchte mir zu folgen, allerdings war ich kleiner und flinker. Als ich den Marktplatz verlassen hatte, rannte ich auf einen Gebäudedurchgang zu der zu den umliegenden Wohnbezierken gehört. Immer zwei Stuften gleichzeit nehmend sprang ich nach unten. Am Ende des Ganges rannte ich um die Ecke nach rechts, aber dort stolperte ich über den unebenen Kopfsteinpflaster. Doch plötzlich hielten mich zwei starke Arme an der Taille fest. Das alles passierte so schnell, dass ich aus versehen kurz aufschrie. „Huch, nicht so stürmisch“, meinte er ein wenig überrumpelt. Er hielt mich einwenig an seine, eindeutig starke Brust gedrückt, bis ich wieder sicher stand. Dann drehte ich mich um und blickte in wunderschöne braune Augen bei denen mir der Atem stockte.
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Adam
Sie blickte mir überrascht in die Augen. Ihr Mund war leicht geöffnet und ihr Atem stockte kurz. Mir ging es nicht anders.
Ich musterte ihr Gesicht. Ihre Augen hatten ein intensives, stürmisches Grau. Ein paar Sekunden vergingen bis sie sich schließlich räusperte. Erst da wurde mir bewusst, dass ich meine Hände immer noch um ihre Taille gelegt hatte. Schnell ließ ich sie los. Ist das nicht das Mädchen von grade eben? Ich musterte sie kurz genauer. Ja, sie war es, wenn auch jetzt ein bisschen aufgekratzter aus vorher. Als sie auf der Mauer saß, war sie ehrr konzentriert, als nervös. „Bist du nicht der Junge von grade eben? Bei der Mauer.“ Sie riss mich mit diesen Worten aus meinen Gedanken. Etwas an dieser Aussage ließ mich stutzen. Sie erkennt mich nicht... Das war zwar Sinn der Sache, aber das es tatsächlich funktioniert... Gut so. Ich schüttelte kurz den Kopf, ehe ich antwortete:„ Mh? Äh… ja. Dann bist du das Mädchen, das mich immer wieder beobachtet hat, oder?“ Eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. Ich musste lächeln. Süß.
„Ich –“ fing sie an, allerdings wurde sie von näher kommenden Stimmen unterbrochen. „Ich habe genau gesehen wie sie hier durch gelaufene ist. Wir müssen diese freche Göre schnellstmöglich finden.“ Vor Panik riss sie die Augen weit auf! Sie schob mich zur Seite, doch ich griff nach ihrem Handgelenk. „Warte“, meinte ich leise. „Wie heißt du?“ Vor Unentschlossenheit biss sie sich auf die Unterlippe. Sofort schweifte mein Blick zu ihren Lippen. „Chrissy.“ Dann riss sie sich los und ich erhaschte einen Blick auf ein blau angelaufenes Handgelekt. Merkwürdig, so fest hatte ich sie doch gar nicht festgehalten. Grade als ihre braunen Haare hinter einer Ecke verschwanden, hörte ich hinter mir Schritte. „Entschuldigen Sie bitte, Sir, ist hier eben ein Mädchen vorbei gekommen?“, fragte die Stimme von grade eben, hinter mir. Ich drehte mich um und sah wie zwei Wachen und ein Mann. „Ein Mädchen hat versucht diesen Mann zu bestehlen und ist daraufhin weggelaufen. Haben Sie sie vielleicht gesehen.“ „Wie sah sie denn aus?“ „Ein paar Zentimeter kleiner als Sie, Sir, lange, braune, lockige Haar und sehr verwahrlost.“ Ich überlegte kurz. Die Beschreibung passt gut auf Chrissy. Obwohl ich sie nicht als verwahrlost bezeichnen würde.
„Ja, ich glaube, ich habe grade eben so ein Mädchen gesehen. Sie hätte mich fast umgerannt und ist dann in diese Richtung gelaufen“, sagte ich und zeigte an den Wachen vorbei. „Und Sie meinen sie hatte versucht Sie zu klauen?“ „Ja, ich konnte sie zwar am Handgelenk festhalten, aber sie ist mir trotzdem entwischt“, meinte der Mann. „Danke für Ihre hilfe“, sagte darauf eine der Wachen. Sie drehten sich um und gingen in die Richtung, die ich ihnen gezeigt hatte. Ich wiederum ging in die entgegengesetzte Richtung. Die Richtung, in die Chrissy gelaufen ist.
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1111 Wörter
„Du magst es wohl in andere hinein zu laufen.“
Anna-pauline
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Selektion - Die Rebellin
FanficEs ist wieder so weit. Prinz Adam und Prinz Noah werden 18 und sind somit bereit zu heiraten. 35 Mädchen aus ganz Illéa freuen sich darauf die Herzen der beiden Prinzen zu gewinnen. Aber durch das ungerechte Kastensystem gibt es viel mehr Rebellen. ...