Ich glaube sie ist Jungfrau

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-Lyra-

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Hatte ich vorher nicht behauptet, ich würde das alles als Neubeginn sehen? Wenn ja, dann ändere ich meine Meinung. Ich will hier weg. Sofort. Ich meine die sind doch verrückt! Von wegen Sternzeichen und Schicksal. Welches Zeug auch immer die genommen haben, legal war es hier sicher nicht. Ach ja stimmt, wo war ich eigentlich? Egal, Hauptsache ich verschwinde von diesem Ort und das schnell. Während ich mir einen Fluchtplan überlegte, bemerkte ich wiedermal zu spät, dass Nikolai stehen geblieben war. Nur das ich im Unterschied zum letzten Mal wirklich in ihn rein rannte. Ich war kurz davor mich zu entschuldigen, ließ es dann aber doch bleiben. Ein verrückter Entführer, der ganz offensichtlich auf Drogen war, hatte keine Entschuldigung verdient. Ich würde nur noch das Treffen mit meinem angeblich zukünftigen Vater meiner Sternzeichen-Zwillinge abwarten und dann abhauen. Ich war einfach viel zu neugierig um jetzt schon zu gehen und dafür hasste ich mich. Nikolai hatte schon längst angefangen mit mir zu reden, allerdings bekam ich das nur teilweise mit. Meine volle Aufmerksamkeit erlangte er erst, als uns ein kleines Mädchen mit honigblonden Haaren und Zahnpasta-Lächeln entgegen kam.

"Ist das die Neue?", fragte sie und musterte mich mit ihren grau-blauen im Verhältnis zu ihrem Gesicht viel zu großen Augen.

"Ja und auf..." Doch bevor Nikolai seinen Satz vollenden konnte, umarmte die Fremde mich herzlich.

"Oh wir haben ja so lange auf dich gewartet! Vor allem Kian, der ist zwar gerade einkaufen, aber dem werden die Augen aus dem Kopf fallen wenn er zurück ist. Und wie hübsch du bist! Mit welchem Haarshampoo wäscht du deine Haare?" Sie nahm meine schulterlangen, hellbraunen und komplett verschwitzten Haare in ihre zarten Hände. " Ist das etwa Pfirsich? Weißt du ich benutze Kokos und das macht meine Haare immer so fettig und..."

"Alba!", unterbrach Nikolai sie drängend. Obwohl er das sehr unfreundlich betonte, merkte man, dass er sie mochte.

"Ja ist schon gut. Ich bin übrigens Alba oder in Virgin oder die Jungfrau, suchs dir aus", zwinkerte sie mir zu.

"Ehm..ich bin Lyra." Meine Stimme klang kratzig, als hätte ich seit Tagen nichts getrunken. Mein Räuspern brachte auch nicht viel.

"Ich weiß! Ist das nicht aufregend? Wir werden bestimmt beste Freundinnen. Darf ich sie durchs Camp führen Nikolai? Bitteeee!" Sie schien ja ganz sympathisch zu sein, wenn auch etwas nervig, allerdings würde ich davon sowieso nicht viel mitbekommen, da ich spätestens nach einem kleinen Gespräch mit Kian in einem Bus auf dem Weg zurück nach Michigan sitzen würde. Je länger ich es mir einredete, desto hoffnungsvoller wurde ich.

"Also gut, das hier..." Er zeigte auf ein mit Efeu bewachsenes Ziegelstein Gebäude. "...ist das Haupthaus. Hier befinden sich die Zimmer der Schicksalsbringer, das Büro, die Bibliothek und so weiter. Hier bist du nur wenn du entweder Mist gebaut hast oder du in der Bibliothek herumstöberst *hust hust* Streber *hust hust* Wassermann." Er grinste. Wieso verflucht waren hier alle so gut drauf? Darauf folgte ein Kieselweg zu einer riesigen Lichtung. Der Weg teilte sich in zwei breite Wege nach links und rechts und in einen schmalen in die Mitte. "Das dort..." Er nickte auf ein längliches Haus mit Strohdach, welches auf der rechten Seite stand."...ist die Cafeteria. Dort gibt es Frühstück, Mittagessen,Abendessen und manchmal besondere Veranstaltungen. Auf der linken Seite befinden sich die Wohnhäuser. Es sind insgesamt zwölf, dass heißt, wie du dir vielleicht schon denken kannst, teilt sich jedes Sternzeichenpaar ein Häuschen. Und zu guter letzt, die Kampfarena." Sie stand direkt in der Mitte, war rund und hatte eine Art Zaun aus Seilen drumherum. "Keine Panik, hier wird nur zu allen drei heiligen Zeiten gekämpft. Spaß-Kämpfe du weißt schon." Nein wusste ich ganz und gar nicht. "Sonst gibt es noch Schießplätze, die könnten vor allem für dich besonders interessant sein und einen See. Ich glaub das wars soweit." Erneut lächelte er mich spitzbübisch an. Hätte ich nicht gewusst, dass er unsterblich in eine andere verliebt war, hätte ich beinahe gedacht er würde versuchen mit mir zu flirten, aber vielleicht war das einfach nur seine Art.

"Soll ich dir ein paar Leute vorstellen?"; fragte er, dabei war ihm meine Antwort schon bewusst und offensichtlich egal, denn er stapfte selbstsicher voran und ich aufs neue gehorsam hinterher. "Keine Angst, ich stell dir nur die Netten vor, auch wenn du spätestens beim Mittagessen alle anderen kennenlernen wirst." Gott man konnte ihm einfach nicht böse sein. Sein Blick ließ sicher tausende von Mädchen schmelzen, oder zumindest eines. Sollte ich mich nicht eigentlich in diesen Kian verlieben?

Bei den Wohnhäusern angekommen, kam uns schon die erste Gruppe Leute entgegen. Oh bitte nicht.

"Lyra, das sind Zoe und Rivien. Zoe ist Krebs und Rivien mein ein und alles. Die beiden gaben sich einen Inngen Kuss. Okay, stopp. Stopp, stopp, stopp, stopp. Waren sie nicht...waren sie nicht Geschwister? Ich glaub mir wurde schlecht. Das war doch nicht legal! Naja die Drogen die hier alle konsumierten auch nicht, allerdings fand ich das weit aus schlimmer. Sollte ich ihn darauf ansprechen? Bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, sah ich sie. Es war so etwas wie Anziehungskraft. Man musste sie ansehen. Satte, dunkelbraune Haare, die ihr in Wellen fast bis zur Taille gingen. Eine perfekte Sonnengebräunte Haut. Hohe Wangenknochen und eine durch den viel zu kurzen Lederrock und dem Spitzenobeterteil, das sehr stark an Unterwäsche erinnerte, sportliche Statur. Ich hasste sie jetzt schon, doch das beruhte meines Verwunderns auf Gegenseitigkeit. Sie ging zielstrebig auf mich zu und betrachtete mich herablassend mit ihren karamellbraunen Augen, die wie die eines Reptils giftig auf mich gerichtet waren. Besonders lange blieb ihr Blick auf meinen Avocado-Shorts hängen. Konnte ich bitte im Erdboden versinken? Danke? Plötzlich wendete sie sich von mir ab und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Nikolai. Sie strich ihm langsam über die Brust, was Rivien ganz und gar nicht erfreute. Trotzdem wehrte er sich nicht.

"Hallo Nikolai, hallo Lyra", sagte sie mit einer hauchenden, fast süßlich klingenden Stimme. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und zog sich den Rock sogar noch ein Stückchen höher.

"Wer war das?", fragte ich in die Runde und vergaß dabei völlig den Pakt, keine Fragen mehr zu stellen.

"Das ist Carania. Kurz Cara. Zwilling, erklärte er und zuckte dabei gleichzeitig mit den Schultern, als würde das alles erklären. "Weißt du, sie ist dank dir jetzt die einzige, die keinen Seelenverwandten hat. Vom männlichen Zwilling fehlt bisher immer noch jede Spur. Nur als kleiner Tipp, halte dich fern von ihr. Sie mag generell niemanden, aber ich denke bei dir ist das nochmal was anderes." Was konnte ich denn dafür, dass ihr Bruder/Seelenverwandter noch nicht aufgetaucht ist? Vermutlich wollte der genauso wenig hier sein wie ich. Bei dem Wort Bruder wurde mir schon wieder schlecht. Themenwechsel.

"Warte. Du willst mir erklären, dass die..." Ich machte dabei eine demonstrierende Handbewegung. "...noch nie einen Freund hatte?"

"Nein, sie war eine der jüngsten die ins Camp gekommen sind. Zusammen mit mir. Wir waren zehn. Damals waren wir sogar so etwas wie Freunde, aber als sich das Camp nach und nach gefüllt hat und Cara als einzige zusammen mit Kian keinen Partner hatte, hat sie sich von allem und jedem abgewandt. Also um deine Frage zu beantworten: Ja sie hatte noch nie einen Freund und ist demn wahrscheinlich auch noch Jungfrau..." Er machte einen fast sehnsüchtigen Blick. "... und jetzt schauen wir ob Kian und die Anderen schon zurück vom Einkaufen sind."

the ZodiacWo Geschichten leben. Entdecke jetzt