Die schwarze lang gezogene Limousine rollte über ein tiefes Schlagloch in der kurvenreichen Landstraße, doch wir spürten nur ein winziges Holpern.
Meine Freunde und ich hatten es uns hinten im Wagen bequem gemacht und genossen den ungewohnten Luxus in höchsten Zügen. "Dieser Schlitten ist der Wahnsinn!", sagte Aiden Miller bewundernd. "Wenn ich mit der Schule fertig bin, werde ich mir auch so einen zulegen." -"In deinen Träumen vielleicht", meinte Hazel Warren trocken. "Du hast ja nicht mal Geld, um dein Fahrrad reparieren zu lassen."
Sie kicherte und schubste ihn so fest, dass er gegen mich krachte. Hazel, Aiden und ich lümmelten uns in den weichen braunen Ledersitz.
Aiden saß in der Mitte und uns gegenüber Matthew Brown. Wir kannten Matthew nicht näher, denn er ging nicht mit uns auf die Higschool in Queens, sondern wohnte in einer anderen Stadt.
Matthew machte einen stillen, nachdenklichen Eindruck. Er hatte noch keine drei Worte gesagt, seit wir unterwegs gehalten haben und ihn eingesammelt hatten. Er war nicht sehr groß und ziemlich dünn, sah aber irgendwie gut aus. Er hatte schwarzes glattes Haar, funkelnd grüne Augen und trug eine Brille, die er sich dauernd auf die Nase schob. Doch meiner Meinung nach sah es mehr nach einem Accessoire aus, als nach einer echten Brille.
Während der Fahrt schaute er dauernd aus dem Fenster und betrachtete interessiert die umliegende Landschaft. Ab und zu lachte er über das, was wir sagten, machte aber selbst keinerlei Bemerkungen dazu.
Er war wohl einfach schüchtern.
"Dir kaufe ich später auch so eine Limousine, Maddy.", verkündete Aiden und sah mich mit einem frechen Grinsen an. "Welche Farbe hättest du denn gern?" -"Silber", antwortete ich keck. -"Okay. Eine silberne Limousine für Miss Madison Cooper.", sprach Aiden förmlich. "Ich meine, wenn Olivia eine hat, sehe ich nicht ein, wieso wir anderen nicht auch eine besitzen sollten." -"Weil Liv als Einzige von uns das nötige Kleingeld hat.", erinnerte ich Aiden, obwohl das eigentlich überflüssig war.
Denn das Olivia Jones, die Tochter reicher Eltern war, wusste nun wirklich jeder. Schließlich schmierte sie uns den Honig oft genug um den Mund. -"Wo ist Olivia eigentlich?", meldete sich Matthew plötzlich zu Wort. Er hatte so lange nichts gesagt, dass ich mich richtig erschreckte. "Soweit ich weiß, wollte sie doch im selben Wagen mit uns zum Skilaufen zu ihrem Haus in den Bergen fahren.", meinte er. -"Was? Machst du Witze? Es wäre doch total peinlich mit uns Schluckern zusammen zu fahren!", rief Aiden mit gespielter Entrüstung aus. Hazel und ich prusteten los, Matthew dagegen verzog keine Miene. -"Olivia fährt mit ihren Eltern zusammen im Jeep.", erklärte ich schließlich. "Damit wir im Schnee einen Wagen mit Vierradantrieb zur Verfügung haben." -"In welchem Schnee?", jammerte Hazel und warf einen Blick aus dem Fenster.
Es wurde langsam dunkel und die vorbeifliegenden Farmhäuser und Felder waren in einem einstigen grauen Schleier gehüllt. Ein silbrig glitzernder Raureif bedeckte die dunklen, winterkahlen Felder und tausende kleine Sterne verzierten das schwarze Firmament. Den winterlichen Temperaturen nach hätte es längst Schnee geben müssen, aber bisher war nicht eine Flocke gefallen.
"Ich hab vor der Abfahrt nochmal den Wetterbericht angehört.", sagte Hazel, fuhr sich mit der Hand durch ihre Haare und zog sich die Ärmel ihres Kragenpullovers über die Hände. "Das mache ich jedes Mal, wenn ich für ein paar Tage wegfahre. Sie haben gemeldet, die Chancen stünden fifty-fifty.." -"..dass es schneit. Aber wahrscheinlich wird daraus höchstens Schneeregen.", bemerkte Aiden.
Ich stöhnte laut auf. Hazel und Aiden gingen jetzt schon so lange miteinander, dass sie immer gegenseitig ihre angefangenen Sätze zu Ende sprachen. Ich fand das wirklich nervig. Manchmal benahmen sie sich wie ein altes Ehepaar. Sie stritten sich auch wie eines, brüllten sich an und beschimpften sich mit allen nur denkbaren Schimpfwörtern. Kurz darauf küssten sie sich, vertrugen sich wieder und taten, als wäre nichts gewesen. Das habe ich nun schon oft genug miterlebt.
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Through the Snow
HorrorEin Urlaub ohne Eltern in einer abgelegenen Skihütte klingt traumhaft. Als der Schnee aber unaufhörlich fällt, ein Schneesturm wütet und die Telefonleitung tot ist, beginnt für die 7 Jugendlichen ein wahrer Albtraum. Erst verschwinden einige von i...