Olivia schrie vor Angst und streckte die Hände aus, um Matthew's Angriff abzuwehren. Nur wenige Zentimeter von ihr entfernt hielt er plötzlich an. Er warf den Feuerhaken auf den Boden und rannte zur Tür, die zum linken Hausflügel führte. "Matt, bleib da!", rief Liv ihm nach.
Sie sprang mit einem Satz auf und lief ihm hinterher. Mit klopfenden Herzen stand ich auf und beobachtete die Szene. Hazel und Aiden waren ebenfalls aufgesprungen. Sogar Liam und Grace hatten ihre Lieblingsbeschäftigung unterbrochen und sahen ziemlich verblüfft drein.
"Was ist denn in den gefahren?", flüsterte Haz mir zu. Ich zuckte mit den Schultern und war genauso geschockt wie alle anderen auch.
An der Tür holte Olivia Matthew ein. Sie nahm ihn in den Arm und schleifte ihn wieder ins Wohnzimmer. "Setz dich zu uns, Matt. Komm!", forderte sie ihn auf. "Hast du im Ernst geglaubt, ich hätte dich gemeint? Ich hab an jemand ganz anderen gedacht. Ich wollte dich bloß ein bisschen ärgern. Das war alles."
Sie redete weiter besänftigend auf ihn ein und zog ihn zurück ins Wohnzimmer. "Nun komm schon, Matt."
Zuerst hatte er noch versucht, sich aus Olivia's Griff loszuwinden, aber nun stand er mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern da. Ich befürchtete schon, er würde jeden Moment in Tränen ausbrechen, so traurig und hoffnungslos sah er aus. Olivia stellte sich vor ihn hin und legte ihre Stirn an seine. "Es tut mir ja so Leid.", sagte sie leise. Olivia löste sich wieder von ihm und trat einen Schritt zurück. Er wurde rot und fummelte nervös an seiner Brille herum. -"Wag es nicht nochmal, mit mir zu spielen.", sagte er drohend zu Olivia, ohne sie anzusehen. -"Schon gut, okay.", meinte Liv betreten, zog Matthew zum Sofa zurück und setzte sich dann ebenfalls hin.
"Könnt ihr nicht ein Spiel spielen, bei dem es etwas leiser zugeht?", meldete sich Liam wieder zu Wort. "Wie wäre es zum Beispiel mit Flüsterpost? Das würde weniger Krach machen." -"Haha!", rief Olivia ihm zu. "Sehr geistreich, Liam. Hätte ich doch bloß annähernd so viel Witz wie du!" -"Nur kein Neid! Du bist doch auch sehr komisch. Auf jeden Fall siehst du sehr komisch aus.", feuerte Liam zurück und stieß einen hohen Pferde-Lacher aus. -"Sei doch endlich still, Liam.", schimpfte Grace leise mit ihm. -"Ich lasse mir von niemanden den Mund verbieten!", brüllte Liam laut.
Liam hielt sich wohl wirklich für den Obermacker hier. -"Können wir uns etwas zu trinken holen?", bat Grace, die damit anscheinend bezwecken wollte, das Liam endlich die Klappe hielt.
"Ja natürlich.", erwiderte Liam. Sie standen auf und verschwanden in die Küche. -"Lasst die beiden einfach links liegen.", sagte Olivia munter und wandte sich wieder uns zu. Sie rutschte näher zu Matthew hin und lächelte ihn an. "Lasst uns weiter spielen, okay?"
Matthew zuckte mit den Achseln.
Ich glaube, insgeheim kochte er immernoch vor Wut.Warum war er so wütend geworden? Hatte es ihn so verletzt, dass Olivia ihn beinahe vor uns allen bis auf die Knochen blamiert hätte? Dass sie so getan hatte, als sei er eine Niete im Küssen? Oder war da noch mehr?
Was hatte sich in der Vergangenheit zwischen Olivia und Matthew abgespielt? Wenn Olivia mal mit Matthew gegangen war und ihm wieder den Laufpass gegeben hatte, warum lud sie ihn dann übers Wochenende hier her ein?
Ich hätte zu gern gewusst was dahintersteckte. "Ich hätte da noch eine Frage an Madison." Olivia musterte mich nachdenklich. -"Hey! Kommt überhaupt nicht in die Tüte!", protestierte ich. "Ich war schon dran, außerdem hast du meine Frage noch gar nicht beantwortet!" -"Ich bin hier die Gastgeberin.", erwiderte Olivia schmunzelnd. "Also darf ich die Regeln aufstellen und meine nächste Frage geht an dich, Maddy."
-"Oh, fein", sagte Hazel eifrig und rutschte ein Stückchen hervor. "Maddy gibt sich immer so schrecklich geheimnisvoll und ich würde ja zu gern endlich mal eins von ihren dunklen Geheimnissen erfahren."
Hazel's Bemerkung überraschte mich. Denn ich selbst habe mich nie für sehr verschlossen gehalten, aber Haz ist meine beste Freundin und kennt mich besser als irgendwer sonst.
Vielleicht hat sie ja doch ein bisschen recht damit. Vielleicht bin ich manchmal ein wenig zu zurückhaltend.
"Hier nun meine zweite Frage an dich.", fuhr Olivia fort und strich sich durch ihre dicken Haare. "Madison hat dir schonmal jemand ein Geheimnis anvertraut, von dem du lieber nichts gewusst hättest?"
Ich holte tief Luft und antwortete ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu überlegen.
"Ich wünschte, ich hätte niemals von dem Mädchen auf Hawaii erfahren. -"Was für ein Mädchen?", fragte Hazel. "Madison wovon redest du da eigentlich?"Ich bedauerte sofort, es ausgeplappert zu haben.
Warum war ich mit meiner Antwort bloß so schnell heraus geplatzt? Warum hatte ich sie mir nicht noch mal durch den Kopf gehen lassen und mir auf die Zunge gebissen. Wenn ich die Antwort doch nur rückgängig machen könnte.Aber es war zu spät. Ich wurde rot und sah zu Aiden hinüber. Wusste er dass ich auf sein Geheimnis anspielte und dass ich es kannte? Er starrte immer noch ins Feuer, aber ich bekam genau mit wie Aiden die Augen zusammenkniff. Ihm war deutlich anzusehen, dass er genau wusste, worum es ging.
Ich hatte sein Geheimnis ausgeplaudert von dem niemand erfahren durfte!
DU LIEST GERADE
Through the Snow
HorrorEin Urlaub ohne Eltern in einer abgelegenen Skihütte klingt traumhaft. Als der Schnee aber unaufhörlich fällt, ein Schneesturm wütet und die Telefonleitung tot ist, beginnt für die 7 Jugendlichen ein wahrer Albtraum. Erst verschwinden einige von i...