strahlender Mondschein

1 0 0
                                    

Ich lief. Alleine. Durch die Dunkelheit.
Die Straßen waren wie leer gefegt. Keine Menschenseele konnte ich entdecken. Naja, es war ja auch schon spät.
So um die 23 Uhr schätze ich.
Ich hatte keine Uhr dabei, daher konnte ich es nur erahnen.
Immer und immer wieder hörte ich Geräusche hinter mir. Mal ein Knacken oder auch ein Rascheln. Wenn ich mich umdrehte war da nichts.
Beunruhigt lief ich weiter. Warum ich nachts um diese Uhrzeit draußen war? Keine Ahnung!
Vielleicht weil mir meine Familie zu viel wurde? Weil ich mich wieder mit meinen Eltern gestritten habe und mein Bruder nur stumm zusah? Weil sie mich nicht verstanden?
Es war nicht so, als würde ich ihre Sicht nicht verstehen. Aber ich musste weiter machen. Ich wollte Menschen helfen. Aber das verstanden sie nicht. Ich würde es eh nicht schaffen, sagten sie.
Mein Bruder war auch keine gute Hilfe. Er hatte seine eigenen Träume, die er an den Wünschen meiner Eltern angepasst hatte.
Aber ich konnte das nicht. Meine Eltern wollten mich in einem gut bezahlten Bürojob sehen. Vielleicht sogar irgendwann in einer Führungsposition. Aber das Arbeiten im Büro ist stink langweilig.
Sie hatten doch mein Bruder. Er war perfekt. Er studierte Wirtschaft. Er würde bald in einem großen Unternehmen arbeiten und dort irgendwelche Sachen kontrollieren oder so.
So richtig hatte ich nicht zugehört.
Warum auch? Ich liebte ihn. Nur machte es mich krank, die ganze Zeit nicht gut genug zu sein. Wenn nicht auch minderwertig.
Ich schreckte durch den Klingelton meines Handys auf und sah auf den Bildschirm.
„Mama" stand da.
Ich drückte sie weg. Ich wollte nicht mit ihr reden. Ich ging weiter.
Nach einigen Minuten kam ich an einem Laden vorbei. Er hatte nicht mehr geöffnet, dennoch war das Schaufenster beleuchtet.
Dort standen Puppen. Welche aus Holz, aus Plastik und sogar aus Keramik.
In verschiedenen Farben, Größen und Designs.
„Sind die Puppen nicht wunderschön?"
Ich blickte erschrocken zur Seite wo ein Mann stand. Sein Gesicht konnte ich gar nicht richtig erkennen. Es war im Schatten verborgen.
„Gruselig", flüsterte ich.
Auch wenn ich es nicht gut erkennen konnte, meinte ich, ein grinsen gesehen zu haben.
„Findest du?"
Ich nickte. Warum sprach er mit mir? Wer war er? Auch wenn ich wollte, ich konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen. Er hatte eine Kapuze auf. Hatte sein Gesicht tief darin versteckt.
Das Licht des Schaufensters war nicht sehr hell. Und der Mond war gerade von Wolken bedeckt.
„Wer sind sie?", fragte ich.
„Niemand." Er machte ein Schritt auf mich zu.
„Nur ein stiller Beobachter. Ein Wanderer."
Ich sah ihn schräg an.
„Und warum sprechen sie mich an?", fragte ich.
Kurz war es still.
„Du siehst traurig aus. Außerdem ist es nachts gefährlich." Ich lachte leise. Richtig. Irgendwas stand in der Zeitung. Keine Ahnung, ich lese keine. Nur mein Vater hatte kurz davon gesprochen. Was war es nur?
„Du solltest nach Hause gehen", sagte der mysteriöse Mann.
„Nein." Die Nacht war schön. Kühl. Angenehm.
Mein Blick wanderte erneut zu den Puppen. Ich blickte sie an. Sie waren schön. Aber nicht mein Fall. Wer sich sowas wohl ins Haus stellen würde?
„Weißt du nicht, was nachts alles für Gestalten rum laufen?"
Ich zuckte zusammen. Er war mir näher gekommen. Das hatte ich gar nicht mitbekommen.
Ich blickte auf. Die Wolken zogen weiter. Langsam trat der strahlende Mond hervor und füllte die Umgebung mit kalten Licht.
Ich konnte einige Konturen des Gesichts des Mannes erkennen.
„Weiß ich nicht", antworte ich. Ich machte einen Schritt zurück. Ich schaffte Platz zwischen uns.
Er lachte. „Du hast Angst vor mir", stellte er fest.
Ich sah ihn an. Ja, ein bisschen. Er war ein Mann. Etwas älter als ich, vielleicht so um die 30? Mitten in der Nacht war es auch noch. Warum sollte ich da keine Angst haben.
„Ich werde dir nichts tun." Seine Stimme klang warm.
Er nahm seine Kapuze vom Kopf. Ich konnte sein Gesicht erblicken. Mondlicht fiel auf sein Gesicht.
Ich konnte gar nichts anders als ihn anzustarren. Er war wunderschön.
„Du starrst."
Ich lächelte und schaute weg. Ich schaute in den Himmel.
„Der Mond ist schön oder nicht?" Ich sah ihn ins Gesicht.
Er nickte.
Während die Zeit stehen geblieben erschien, lief sie trotzdem weiter.

Ich verbrachte die ganze Nacht mit dem namenlosen Mann.

Draußen unter dem strahlenden Licht des Mondes.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02, 2023 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Meine Kurzgeschichten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt