Kapitel 3

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Nach dem Essen, das nebenbei bemerkt unfassbar gut war, spülten Judie und meine Mutter das Geschirr ab. Meine Mutter konnte sich nicht einfach an einen Tisch setzen und sich bedienen lassen. Das ging gar nicht. Sie musste immer mithelfen. Das machte sie natürlich zu einem gern gesehen Gast. Sie wurde mindestens zweimal die Woche zum Essen eingeladen. Dies passte mir gut in den Kram, denn an diesen Tagen übernachtete meine beste Freundin Ava bei mir. Sturmfrei musste man immerhin ausnutzen! Und das war mit Pizza und einem Filmemarathon sehr leicht.
Als ich mich einen Moment ins Bad zurückzog nutzte ich die Gelegenheit und schrieb Ava an.

"Du musst heute dringend noch vorbeikommen! Ich muss dir etwas erzählen!"
Isabelle, 20:12

Ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

"Geht klar! Bin um 21 Uhr bei dir!"
Ava, 20:13

Grinsend ging ich zurück ins Esszimmer, wo Louis gerade den Tisch abwischte.
»Ist was Gutes im Bad passiert?« fragte er neugierig. Sein Blick lag auf meinen Lippen.
»Mir passieren in Bädern nur gute Dinge!« protzte ich voller Stolz. Was mir genau in Bädern geschieht, konnte ich allerdings nicht sagen. Auf jeden Fall geschah mir dort nie etwas Schlechtes. Soweit ich weiß.
Ich griff nach dem Geschirrtuch das neben Louis lag und begann damit den feuchten Tisch abzutrocken. Man musste auch seinen Gastgebern helfen. So hatte es mir meine Mutter beigebracht!
Dabei beugte ich mich über den breiten Holztisch und versuchte auch an die Ecken zu kommen, ohne auf die andere Seite gehen zu müssen. Die Faulheit schlug mal wieder zu.
Als ich wieder auf den hübschen Jungen gegenüber von mir achtete, fiel mir etwas auf.

Er sah mir direkt in den Ausschnitt.

Ich stellte mich erschrocken wieder gerade hin und versuchte unauffällig mein Oberteil nach oben zu ziehen. Oh Mann, war das peinlich... Mit rotem Gesicht und pochenden Herzen wagte ich es Louis nochmal anzusehen. Er hatte seine Hand vor seinen Mund gelegt und trotzdem erkannte ich, dass ihm dieser Moment noch peinlicher war als mir. Wie rot er wurde! Irgendwie war das süß.
»E-Entschuldige...« stammelte er leise. Da konnte ich ihm doch gar nicht böse sein! Jeder andere hätte wohl einen blöden Scherz darüber gemacht, aber er entschuldigte sich einfach. Ob ich da wohl einen Gentleman erwischt hatte?
»Kein Problem. Passiert.« Sofort begann er wieder zu lächeln. Er hatte sich wohl wirklich Sorgen gemacht, dass ich ihm das übel nehme. Aber ich war nicht nachtragend. Und immerhin wusste ich jetzt, dass er nicht schwul war! Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war er gar nicht so abgeneigt mir gegenüber.

»Was machst du eigentlich noch so, außer Kochen, meine ich.« Inzwischen war alles sauber und aufgeräumt. Ich hatte also die Chance ihn noch ein wenig auszufragen.
»Hm... Ich mache Sport. Handball. Außerdem lesen und ein bisschen zocken.« verriet Louis mir. Den letzten Teil sagte er allerdings so leise, dass ich ihn kaum verstand.
»Ich müsste eigentlich auch mal mit Sport anfangen, aber ich kann mich nie dazu motivieren.« Er stutzte.
»Du brauchst Sport? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Du bist doch so schlank.« Wieder kam dieses Kribbeln in mir auf. War das ein Kompliment? Ich denke schon, was auch sonst? Hoffentlich war ich ihm nicht zu schlank!
»Nicht zum Abnehmen, aber ich bin so unsportlich. Außerdem brauche ich ein bisschen mehr Kraft.« erzählte ich ihm. Er lehnte sich ein wenig nach vorne und legte sein Kinn auf seinen Händen ab.
»Zum Glück. Was machst du denn gerne?« fragte er. Ich dachte kurz nach.
»Die ein oder andere Serie suchten, lesen, auch ein bisschen zocken und faulenzen. Am aller liebsten faulenzen!« Er lachte auf.
»Das mache ich aber auch gerne!« Er verstand mein Lieblingshobby! Jetzt konnte ich offiziell sagen, dass ich ihn mochte.

Es war 21 Uhr und ich warf mich bereits in meinen Lieblingsschlafanzug. Den mit den Häschen darauf. Objektiv betrachtet war er ein wahrer Liebestöter, aber süß war er allemal. In meiner Schlafmontur musste ich nicht gut aussehen. Es hatte ja auch noch kein Mann Zutritt zu meinem Zimmer. Noch nicht.

Ava war wie immer fünf Minuten zu spät. Allerdings hatte ich mich daran bereits gewöhnt und erwartete sie gar nicht pünktlich.
Wie immer saßen wir gemeinsam auf meinem großen Bett  und sie hatte den größten Spaß dabei meine langen Haare in einen französischen Zopf zu verwandeln.
»Jetzt erzähl mal von ihm!« Tatsächlich war es mir ein wenig unangenehm ihr mein verliebtes Herz auszuschütten, doch ich musste es rauslassen! Sonst würde ich mich noch über Louis her machen wie ein hungriger Löwe. Und das war wohl kaum das Verhalten einer Dame. Wobei das vielleicht auch nicht ganz mein Stil war.
»Zuallererst ist er ein unfassbar guter Koch! Die Gemüsepfanne, die er gekocht hat, war sogar besser als die von meiner Mama!« erzählte ich ihr gespielt entsetzt.
»Nein! So was gibt es?« gab sie genauso ironisch zurück. Wir beide mussten kichern. Gemüsepfanne war nicht ihr Ding. Zu viel Gemüse und zu wenig Süßes. Dass sie bei ihrer Ernährung keinen 40er BMI hatte, grenzte an ein Wunder. Sie aß jeden Morgen nur Nutella auf ihrem Brötchen und zwischen drin alles Mögliche, hauptsache es war süß. Und Gemüse war für sie ein Unding. Höchstens Früchte, aber das wäre schon fast zu gesund für sie. Diabetes lässt grüßen. Aber was ging mich das schon an? Außerdem ist sie zu mir ungefähr genauso süß wie ihre Ernährung! Vielleicht nicht ganz so sehr, aber nah dran!
»Auf jeden Fall haben wir fast die selben Hobbys und am wichtigsten, er ist total lieb! Ein echter Traummann! Und wir haben uns morgen verabredet. Zwar nur für den Schulweg, aber das ist doch schon ein Anfang, oder?« Ich konnte Ava nicht ins Gesicht sehen, doch ich wusste, dass sie bis über beide Ohren grinste. Meine Vorfreude war ja schließlich kaum zu überhören.
»Klein-Belle ist verliebt!~« flötete sie mir entgegen.

Damit hatte sie tatsächlich Recht.

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Ich hoffe sehr, dass euch die Geschichte soweit gefällt. Ich würde mich sehr über eure Meinung dazu freuen und ein wenig Kritik darf auch gerne sein!^^

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