Kapitel 2

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Ich saß bereits mit Judie und meiner Mutter am Tisch und unterhielt mich halbherzig mit ihnen über die Gegend. Ich konnte mich einfach nicht auf die beiden konzentrieren. Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf Louis, der das Essen gerade würzte. Das wirkte hoffentlich nicht zu unhöflich.
Ich würde mich ja sehr gerne unterhalten, aber dieser Kerl erscheint meinem Gehirn wichtiger. Viel wichtiger.
»Will jemand abschmecken? Beim Würzen fehlt mir immer ein wenig das Talent.« lachte er nervös, was einfach zu süß klang. Ich glaube mein Herz schmilzt dahin!

Ich stand sofort auf und ging wie ferngesteuert auf ihn zu. Er lächelte mich an und drückte mir einen kleinen Löffel in die Hand. Unsere Finger berührten sich einen kurzen Moment. Es war als würde ein Feuer in meinem Körper ausbrechen. Und als würde ich einen kleinen Herzinfarkt bekommen. Waren diese Herzrhythmusstörungen denn normal? Ich denke schon. Zumindest hoffte ich es. Wenn nicht hatte ich wohl ein größeres Problem als meine momentane Schwärmerei.
Ich lud mir ein wenig Gemüse auf den Löffel, es war tatsächlich eine Gemüsepfanne, und schob ihn mir in den Mund. Dabei wichen Louis Augen nicht von mir. Ich konnte ihm nicht direkt in die Augen schauen, das war viel zu unangenehm. Deshalb starrte ich lieber auf die vor sich hin brutzelnde Gemüsesorten. Es schmeckte wirklich unfassbar gut! Eine wahre Geschmacksexplosion. War dieser Typ Gordon Ramsey persönlich oder seine Wiedergeburt? Wobei Ramsey ja noch gar nicht  tot war, oder? Naja, egal! Auf jeden Fall war das Essen unfassbar gut!
»Wow...« rutschte es aus meinem Mund, worauf Louis sofort zu grinsen begann.
»Ist das ein Kann man essen-Wow oder ein Schmeiß das Zeug sofort weg- Wow?« Er hatte sich entspannt an die Theke gelehnt. Selbstbewusst war er scheinbar auch noch.
»Ich glaube Ersteres. Bin mir aber nicht ganz so sicher.« entgegnete ich ihm, worauf er sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
»Willst du nochmal probieren?« fragte er und zog eine Augenbraue neckend nach oben.
»Das geht schon so.« Lächelnd sah ich ihm ins Gesicht. Sehr mutig, ich weiß! Aber diesen Anblick darf ich mir doch nicht entgehen lassen! Hellbraune Augen mit dichten Wimpern, eine richtige Stupsnase und dazu ein markantes Kinn, auf dem sich leichte Bartstoppeln abzeichneten. Er hatte sich heute wohl nicht rasiert. Bei einem Umzug kein Wunder. Da darf man das schon mal auslassen.
Ich hatte wirklich den hübschesten Jungen der Welt als Nachbarn. Wenn das mal kein Glück war, dann weiß ich auch nicht.

Am Essenstisch saß ich neben Louis. Mein Blick fiel immer wieder auf seine langen und grazilen Hände. Ich hatte langsam das Gefühl, dass alles an diesen Jungen gut aussah.
»Auf welche Schule gehst du, Isabelle?« fragte mich Judie neugierig. Sie nippte währenddessen immer wieder an einem Weinglas.
»Auf die Dürer-Realschule. Aber ich bin schon im letzten Jahr.« erzählte ich ihr. Meine Schule war nicht sonderlich groß und eher am Stadtrand. Aber das fand kaum einer der Schüler schlimm. Das gesamte Klima in den Klassenräumen war sehr familiär und man kannte sich untereinander. Vor allem, wenn man im selben Jahrgang war.
»Das ist perfekt! Louis wird auch dorthin gehen! Immerhin ist sie von hier aus gut erreichbar, oder? Vielleicht geht ihr dann sogar in die selbe Klasse!« Irgendeine allmächtige Gottheit stand auf meiner Seite. Jetzt ging dieser tolle Kerl auch noch auf meine Schule! Wenn er jetzt auch noch in meine Klasse kommt, so wie Judie hoffte, sollte ich eventuell doch noch darüber nachdenken mich taufen zu lassen.
»Also mit dem Fahrrad auf jeden Fall. Zu Fuß würde es schon ein bisschen dauern. Und die selbe Klasse wäre wirklich nicht schlecht.« Mit dem Fahrrad dauerte der gesamte Weg gerade mal 10 Minuten. Aber zu Fuß war der Weg so umständlich, dass man teilweise 40 Minuten ging. Zu viel für meinen Geschmack. Ich war wohl ein wenig faul.
»Wäre richtig nett von dir, wenn wir morgen zusammen zur Schule gehen. Am ersten Tag will ich nicht zu spät kommen. Mein Orientierungssinn ist echt schlecht. Ich verlaufe mich sogar mit GoogleMaps.« Louis hatte bereits aufgegessen und lächelte mich erneut freundlich an. Ob man einen Muskelkater von zu viel Lächeln bekommen kann? Wobei es mir wirklich ausgesprochen gut gefiel. Er durfte ruhig damit weitermachen.
Ich nickte.
»Klar. Ich fahre ungefähr um 7.35 Uhr los. Ich klingel dann einfach bei dir.«
»Bis dahin bin ich fertig! Danke, Isabelle.«


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