Kapitel 1: Der Kreislauf des Lebens

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Ich machte gemütlich schmatzend meine Augen auf, als ich mich an das weiche Fell meiner Mutter kuschelte und anfing zu trinken. Der Geruch von etwas Blut drang mir in die Nase als sie meine restlichen vier Geschwister vorsichtig auspackte und sauber leckte. Meine Mutter war wunderschön. Sie hatte dunkle, charakterstarke Augen und ein passendes, braunes Fell, in das ich mich die ganze Zeit erschöpft hinein kuschelte. Meine ganzen anderen Geschwister waren auch Braun, genauso wie ich, nur, dass mein Fell dunkler war als das von meiner Mutter und den anderen.

Erst als ich etwas kraft gesammelt hatte blickte ich nach oben und sah viele Getreidestränge die hoch zum Himmel ragten. Es faszinierte mich, doch wo war mein Zuhause? Hatten wir überhaupt eins?

Am Anfang viel es mir schwerer als die anderen zu laufen, und sowieso war ich der einzige Rammler. Vielleicht schlossen sie mich deswegen immer so aus.. Meistens lag ich einfach auf Erhebungen, wo Blumen das Graß schmückten. Ich liebte die Sonne und die Freiheit aber ich fühlte mich, je älter ich wurde: einsamer.. Ich lernte von meiner Mutter die verschiedensten Kräuter kennen und als die Feldfrüchte reif waren knabberten wir immer an ihnen. Sie waren immer am leckersten von allem, aber wir mussten uns vor dem Menschen hüten.. Denn die konnten ganz gefährlich werden, sagte Mum immer.

Ich war an meine Familie sehr gebunden und konnte ohne sie nicht. Ich wollte raus und die Welt erkunden! Doch ich traute mich nie weg.. Meine Mutter hatte mir immer wieder erzählt wie gefährlich die Natur doch sein würde und sie erzählte mir von.. Den Menschen mit ihren komischen Metalldingern, die echt gefährlich waren..

Doch wir wurden bald zu alt und wir wussten.. Wir mussten ausziehen. Mir viel es am schwersten, denn ich hatte das meiste mit meiner Mutter unternommen und war ihr am nächsten... ,,Du wirst es schon hinbekommen mein großer!", sagte meine Mutter zärtlich und hoppelte zu mir um mich zu kuscheln. ,,Aber ich werde ganz alleine sein!", jammerte ich mit Tränen und kuschelte mich, wie ich es am ersten Tag gemacht hatte, in ihr Fell hinein.

Rammler waren immer Einzelgänger! Und das konnte ich nicht ab.. Ich brauchte nun eben Gesellschaft. Auch wenn mich dieser Hase nicht mögen würde, würde ich froh sein jemanden zu haben. ,,Das muss nicht so kommen, hör zu", ich richtete meine Ohren nach vorne und sah sie mit schimmernden Augen an: ,,Du bist etwas ganz besonderes und du wirst es schon hinbekommen. Verstanden?", ich nickte. Meine Schwestern waren schon dabei zu gehen aber die waren mir nicht sonderlich ans Herz gewachsen was sie auch so sahen..

Noch kurz drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich umdrehte und einfach davon hoppelte. Meine Mutter lies ich unter einer Wurzel sitzen und merkte wie sie mir sehnsüchtig hinterher blickte.. Mir tat sie leid, aber sie würde jetzt den Lauf der Natur folgen und schon bald wieder ein paar Häschen zur Welt bringen..

Ich sprang auf einen umgekippten Baumstamm um übers Feld blicken zu können.. Doch.. *KNALL* Ein Gewehrschuss lies mich erstarren.



Die Reise ins Ungewisse OstergeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt