Fünfundzwanzig

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Als es zum Schulschluss läutet bin ich froh den Tag überlebt zu haben. Mika scheint es ebenso zu gehen. Heute war wirklich anstrengend mit zwei Tests und einem Referat für mich. Bin ich froh, dass ich das hinter mir habe. Die nächsten Tage werde ich mich so wenig wie möglich mit Schulkram beschäftigen.

„Hey, da ist jemand für dich", meint Mika und stößt mich mit der Schulter an.

Ich schaue in die Richtung in die meine Freundin deutet und sehe Fly. Wie letztes Mal sitzt sie auf der Mauer. Die Gitarre liegt neben ihr und Henri döst auf dem Boden. Sie sieht so hübsch aus, wie sie da einfach sitzt.

Ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen, als wir auf sie zu gehen.

„Ich freue mich für dich, dass sie doch geblieben ist", meint Mika und verabschiedet sich dann von mir.

Am liebsten würde ich ins Fly's Arme rennen, aber das wäre etwas zu dramatisch. Bei ihr angekommen springt sie von der Mauer und umarmt mich fest. Ich schmiege mich an sie und atme ihren vertrauten Duft ein. Oh Gott, wie sehr ich dieses Mädchen mag. Es ist verrückt.

„Schön dich zu sehen", sagt sie und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Finde ich auch. Was machst du hier?", frage ich sie und knie mich auf den Boden, um den Vierbeiner zu begrüßen.

„Wollte dich sehen und habe die Zeit, die ich mit warten verbracht habe, dafür genutzt um meine Gitarre zu stimmen", antwortet sie lächelnd.

Ich lächele sie an und kann gar nicht sagen, was sie immer wieder aufs Neue in mir auslöst. Es ist als würde mein Körper verrückt spielen, wenn sie in der Nähe ist. So habe ich mich noch nie in der Gegenwart eines anderen gefühlt. Fly ist die einzige, die so etwas mit mir anstellt. Sie hat diese ganze besondere Wirkung auf mich. Ich bin eindeutig verliebt in dieses verrückte Mädchen.

„Dann will ich dich jetzt auch spielen hören", verlange ich.

Fly schüttelt den Kopf und packt ihre Gitarre in den Koffer.

„Ich starte hier garantiert kein Konzert vor einer Horde Schüler", meint sie.

„Schade", murmele ich.

Fly beugt sich ein wenig zu mir und ihre Stimme wird zu einem Flüstern. „Wenn du willst kann ich dir was Vorspielen, wenn wir alleine sind."

Ihre Nähe sorgt dafür, dass ich eine Gänsehaut bekomme und sie am liebsten sofort küssen möchte. Kaum zu fassen, wie sehr ich sie begehre. Ich mache einen Schritt nach hinten um etwas Abstand zwischen uns zu bringen, weil ich weiß, dass ich es nicht aushalten würde ihr so nah zu sein, ohne sie zu küssen.

Ich bin mir nicht sicher ob ich schon dazu bereit bin der ganzen Schule zu zeigen, dass ich lesbisch bin. Außerdem haben Fly und ich immer noch nicht geklärt, ob wir jetzt ein Paar sind. Das sollten wir unbedingt tun, aber ich habe ein wenig Angst davor das Thema anzusprechen.

„Und was machen wir jetzt?", will Fly grinsend von mir wissen.

„Wir können zu mir gehen. Meine Eltern sind noch arbeiten. Außerdem will ich dich singen hören", sage ich.

„Na schön. Wenn du so süß bist, kann ich dir diesen Wunsch einfach nicht abschlagen."

Ich habe keine Ahnung was ich getan habe, dass sie mich süß findet, aber ich hinterfrage das ganze nicht. Es ist mir egal.

„Dann auf geht's", bestimme ich fröhlich.

Fly packt ihre Gitarre ein und schultert ihren Rucksack. Sie drückt mir die Leine des Hundes in die Hand. Mit einem Nicken teilt sie mir mit das sie bereit ist und wir gehen los.

Die StraßenmusikerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt