Wilkommen auf der Busan Academy of Arts!

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Es war soweit. Heute war mein erster Tag auf der Busan Academy of Arts. Meine Eltern, die aufgeregter waren als ich, fuhren mich zum Gelände der Universität.
„Wir wünschen dir einen wundervollen ersten Schultag Liebling!", sagte meine Mutter und umarmte mich. Auch mein Vater ließ sich die Chance nicht entgehen und drückte mich fest an sich. Er packte mich bei den Schultern. „Ich bin so stolz auf dich Rachel. Ich wusste das du stark genug bist und dich nicht unterkriegen lässt. Siehst du, ein Schulwechsel ist doch gar nicht so schwer!".
Er hatte recht. Ein Schulwechsel war nicht das Schlimme an der ganzen Sache, zumal mein erstes Jahr an der Uni begann. Für mich ging es direkt in ein anderes Land.
Meine Eltern und ich lebten in den USA. Geplant war, dass ich in dort zur Uni gehen werde um Schauspiel, Tanz und Gesang zu studieren. Gelandet bin ich dann in Busan, Korea. Kleine Planänderung meines Vaters, der wegen seines Jobs als Manager nach Korea ziehen musste. Für ihn war dies kein Problem, da er aus Korea stammt. Meine Mutter und ich hingegen sind beide in den USA geboren und taten uns etwas schwer. Im Gegensatz zu meiner Mutter hatte ich jedoch den Vorteil, die koreanische Sprache relativ gut zu beherrschen.
Mein Vater ließ mich los und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Und denk dran: Mit der Buslinie 100 findest du wieder nach Hause! In ein paar Tagen kannst du dann ins Studentenwohnheim ziehen.". „Ja Dad, ich habe es verstanden. Ich werde schon nach Hause finden.", sagte ich lächelnd und verabschiedete mich von meinen Eltern. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um und sah wie sie mir über beide Ohren lächelnd hinterher sahen.
Mit gemischten Gefühlen betrat ich das Gelände der Uni, die Hände fest um die Träger meines Rucksackes geschlungen. Von allen Seiten kamen mir Menschen entgegen, die entweder tanzten und sich mit Pirouetten über das Gelände bewegten oder in verrückten Outfits umher stolzierten. Es beeindruckte mich, dass die Menschen hier so frei erschienen. Andererseits schüchterte mich dies ein wenig ein, genau so wie die riesigen Gebäude auf dem Campus.
Überwältigt von der Größe des Geländes der Uni, blieb ich abrupt stehen und sah mich um. Mein Blick fiel auf eine Gruppe Jungen die auf der Wiese vor der Bücherei saßen. Zwei von ihnen tanzten, was die anderen sehr zu amüsieren schien, denn sie lachten so laut, dass die Leute um sie herum genervt zu ihnen blickten.
Ich lächelte kurz, bis ich plötzlich von jemandem angerempelt wurde und bemerkte wie sich eine heisse Flüssigkeit auf meiner weißen Bluse breit machte. Ich schrie kurz auf. Einige Personen schienen den Vorfall mitbekommen zu haben, denn es wurde schlagartig still und einige der Studenten begannen zu tuscheln. Errötet schaute ich nach, wer mir das ganze Schlamassel eingebrockt hat. Ein Junge mit knallblauen Haaren griff hektisch nach ein paar Papiertüchern aus seinem Rucksack und sagte:„Oh nein, tut mir leid! Man warum muss sowas immer mir passieren?". Er tupfte die Papiertücher aufgeregt über mein Dekolleté. Auch die Gruppe Jungen war aufmerksam geworden und beobachtete das Geschehen. Einer der Jungen schien sichtlich amüsiert und musste sich sein Lachen sichtlich verkneifen. Ich errötete. Er fuhr sich durch sein braunes Haar und schaute mich direkt an. „Hör auf!", schrie ich und der blauhaarige Junge stand beschämt vor mir. „Es tut mir wirklich leid! Und tut mir leid das ich dich einfach angefasst habe, ich wollte das gar nicht. Ich habe nur reagiert und nicht nachgedacht. Ich-". „Schon gut.", murmelte ich und schaute runter auf meine klitschnasse Bluse mit dem riesigen Kaffeefleck. Der Junge stand immer noch eingeschüchtert vor mir, den Blick nach unten gesenkt. Ich seufzte. „Hey, es mag vielleicht unverschämt klingen, aber ich habe ein Shirt dabei das du anziehen könntest. Nur wenn du willst natürlich." meinte er und zog ein blaues Shirt aus seinem Rucksack hervor. „Ach nein, das ist nicht nötig. Ich komme schon klar.", antwortete ich unsicher. „Komm schon, das ist das mindeste, was ich für dich tun kann. Es ist auch frisch gewaschen!". Er lächelte und hielt mir das T-Shirt hin. Ich konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen und nahm ihm das T-Shirt dankend ab. „Ich bin übrigens Taehyung. Kim Taehyung. Meine Freunde nennen mich auch Tae. Du darfst mich ruhig auch Tae nennen!". Er strahlte und schien wie ausgewechselt. Plötzlich war er kein bisschen eingeschüchtert, sondern sehr selbstbewusst und fröhlich. „Ich bin Rachel. Rachel Parker. Oder Parker Rachel wie ihr es hier sagen würdet." Er lachte. „Okay Rachel Parker, nett dich kennen zu lernen. Du bist nicht von hier oder?". Ich zupfte am Saum des T-Shirts und antwortete: „Nein ich komme aus den USA. Merkt man es sehr?". „Oh cool! Nein, alles gut. Du schienst nur sehr überfordert hier auf dem Campus und deinem Akzent nach zu urteilen bist du noch nicht so lange hier.", meinte Taehyung. Er fuhr fort: „Also Rachel, was hältst du davon wenn ich dich über den Campus führe und wir gleich etwas essen gehen?". Ich nickte: „Gute Idee. Ich bin hier wirklich etwas verloren.". Ich schaute mich um. Die Aufmerksamkeit war schon lange nicht mehr auf uns gerichtet. Jedoch bemerkte ich das der Junge von vorhin mich immer noch ansah. Er ließ den Blick nicht von mir ab, obwohl seine Freunde um ihn rum schon wieder anderweitig beschäftigt waren. Taehyung packte mich beim Handgelenk und zog mich mit. „Komm ich zeige dir erstmal die Hörsäle, da sind auch Toiletten auf denen du dich umziehen kannst!". Wortlos folgte ich ihm zum riesigen Gebäude das sich mittig auf dem Campus befindet.
Auf der Toilette wechselte ich endlich die dreckige Bluse gegen das frische Shirt. Ich steckte ich in den Rock. Vor den Toilettenräumen wartete Taehyung auf mich. „Super, das Shirt sieht toll an dir aus! Hast du Hunger?", fragte er mich. „Danke! Natürlich habe ich Hunger. Auf geht's, lass uns was essen!". Taehyung führte mich zur Cafeteria. Die Cafeteria war riesig, genau wie das Angebot an verschiedenen Gerichten. Wir schnappten uns beide jeweils ein Tablett und entschieden uns beide für eine Reis-Gemüse-Pfanne. An der Kasse angekommen wollte ich mein Portmonee aus meinem Rucksack holen, als Taehyung plötzlich meinte: „Lass das!". „Was soll ich lassen?", fragte ich erschrocken. „Lass dein Portmonee in der Tasche. Ich bezahl das!". Er gab der Dame an der Kasse einen Schein und zwinkerte mir zu. „Taehyung, das ist wirklich nicht nötig.", stammelte ich. „Kein Wort mehr! Das ist eine Wiedergutmachung für vorhin. Und jetzt schnapp dir dein Tablett und Besteck. Ich habe einen Mordshunger!".
Wir entschieden uns für einen Tisch der mittig in der Cafeteria stand.
„Also Rachel, wie lange bist du schon in Busan?", fragte Taehyung mit vollem Mund. „Seit etwa zwei Wochen.", antworte ich gelassen und aß von meiner Reis-Pfanne.
„Dürfte ich fragen, warum du hierher ziehen musstest?". Ich legte meine Gabel zur Seite. „Mein Vater ist Manager und musste fürs Geschäft nach Korea ziehen. Er ist gebürtiger Koreaner, weshalb ich koreanisch spreche, wenn auch sehr gebrochen.". Ich lachte verlegen. „Also ich finde das dein Koreanisch echt gut ist. Was studierst du hier eigentlich?", Taehyung schaute mich nicht an, zu konzentriert war er auf sein Essen. „Ich studiere Schauspiel, Tanz und Gesang und du?". Er schaute auf und sein Miene erhellte sich: „Ich studiere das auch! Hey vielleicht haben wir ja ein paar Kurse zusammen! Wunder dich nur nicht, denn die Anfänger-Studis haben ein paar Kurse mit den Fortgeschrittenen zusammen. Dann kann ich dir vielleicht mal meine Freunde vorstellen. Auch das jährliche Theaterstück wird von verschiedenen Studenten aufgeführt." Er schien sichtlich aufgeregt und enthusiastisch, als er dieses Thema ansprach.
„Hey Tae!", eine tiefe Männerstimme erklang hinter mir. Taehyung blickte auf. „Hallo unbekannte Freundin von Tae.". Ein großer Junge mit gebräunter Haut stand neben uns am Tisch, gefolgt von einer Bande weiterer Jungen die alle ein Tablett in der Hand hielten. Ich erkannte, dass es die Jungs von vorhin waren, die auf der Wiese vor der Bücherei entspannten. „Dürfen wir uns setzten?". Der große Junge schaute von mir zu Tae und von Tae wieder zu mir. „Klar", sagte Taehyung. „Natürlich", antwortete ich zurückhaltend. Die Jungs setzten sich zu uns an den Tisch. Ich musterte einen nach dem anderen. Sie waren alle ziemlich gutaussehend. Ich bemerkte das der Junge der mich vorhin so angestarrt hatte auch dabei war. Er schaute mich erneut an und ließ den Blick wieder nicht von mir ab, auch als er sich setzte. Meine Atmung veränderte sich schlagartig.
Der große Junge saß nun gegenüber von mir neben Taehyung. Er stieß Taehyung an der Schulter an und räusperte sich. „Taehyung, willst du uns nicht einander bekannt machen?". Taehyung blickte auf. „Leute, das ist Rachel.". Die Jungs begrüßten mich und sahen mich an. Taehyung ging der Reihe nach durch. „Rachel, das ist Namjoon". Namjoon sah mich mit einem breiten Lächeln an. „Das ist Jin und neben dir J-Hope.". Sie drehten sich zu mir und lächelten mich an. „Das ist Suga, das ist Jimin und das hier neben mir ist Jungkook.". Jungkook also. So hieß der Junge der mich so angestarrt hatte. Er musterte mich von oben bis unten.
„Wilkommen auf der Busan Academy of Arts!", sagte Jimin.
„Also Rachel kommst du aus Busan oder bist du neu hierhergezogen?", fragte Namjoon sichtlich interessiert. „Ich bin vor zwei Wochen aus den USA hierhergezogen."
„Und wie gefällt es dir bisher hier in Busan?". „Bis jetzt ganz gut.", ich machte ich kurze Pause und seufzte, „Es ist nicht San Francisco, aber.. ich werde hier schon klar kommen. Korea ist wunderschön.". Taehyung nickte und Namjoon lächelte erfreut. „Ein West-Coast-Girl. Gefällt mir.", sagte Jungkook und grinste.
Meine Atmung wurde schwerer.
„Wenn du einen Stadttour durch Busan haben willst, sag mir Bescheid!", meinte Jimin. „Oder mich.", Jungkook hatte die Arme verschränkt und saß lässig auf dem Stuhl, „Ich komme auch aus Busan.". „Denk dran Kookie: Ich wurde zuerst in Busan geboren.", sagte Jimin ermahnend und wir lachten.
„Rachel was studierst du eigentlich?", fragte J-Hope energisch. „Schauspiel, Tanz und Gesang.". „Cool, dann haben wir alle bestimmt ein paar Kurse zusammen!". Er freute sich wie ein kleines Kind. Ich blickte auf die Uhr. Viertel vor eins. „Tut mir leid Jungs ich muss los. Ich habe gleich den ersten Einsteiger-Kurs.". Ich stand auf und nahm mein Tablett in die Hand. „Warte.". Jungkook stand auf und sah mich an: „Ich muss auch zu dem Kurs, wir können zusammen hin. Ich weiß wo der Raum ist.". Wir verabschiedeten uns von den anderen und machten uns auf den Weg.
Die Sonne schien über den Campus und brannte auf meiner Haut. Die Wärme der Sonnenstrahlen breitete sich auf meinen nackten Beinen aus.
„Schickes Shirt trägst du da.". Jungkook grinste mich schelmisch von der Seite an. „Ist das etwa von Taehyung?". Ich sah ihn an und konterte: „Ja, ist es. Du hattest den Vorfall vorhin doch freudig beobachtet wenn ich mich nicht Irre.". „Sowas sieht man nicht alle Tage. Das neue hübsche Mädchen kriegt direkt am ersten Tag eine Kaffeedusche und das auch noch von Tae. Man konnte ihm seine Überforderung ansehen.". Hübsch. Verlegen klemmte ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Jungkook bemerkte es sofort und lächelte. Wir betraten das B-Gebäude und liefen in die zweite Etage. Jungkook hielt mir die Tür auf und ich betrat den Raum.

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