kapitel 2

9 2 0
                                    

Das Klassenzimmer war sehr klein und die Decke nicht sehr hoch. Die Stühle waren zu einer Art Halbkreis vor der Tafel geformt.
Professor Yun, welcher auch unser Beratungsprofessor war, schrieb etwas an die Tafel, während die Studenten sich auf den Stühlen niederließen. Er war etwa Mitte fünfzig und war im Vergleich zu anderen Männern ziemlich klein. Außerdem sah man ihm an das er viel Sport machte, denn trotz seines Altes hatte er einen gut gebauten Körper.
Jungkook ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Blick fiel auf seine muskulösen Oberarme. Sie waren sehr definiert und ich konnte meinen Blick kaum abwenden. Jungkook bemerkte meine Abwesenheit und fragte: „Ist alles okay?". Ertappt zuckte ich kurz zusammen und nickte schnell. Na das fing ja schon gut an.
Ein Mädchen mit langen, blond gefärbten Haaren betrat den Raum. Plötzlich durchzog ein leises Murmeln den Raum. Das Mädchen schien sich über diese Aufmerksamkeit zu freuen, denn sie warf ich langes Haar über die Schulter und stolzierte durch den Raum. Bevor sie sich auf einen der Stühle niederließ warf sie ein Auge auf Jungkook, welcher sie kein bisschen wahr nahm. Sie lächelte ein bisschen zu viel und räusperte sich um Jungkooks Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Doch statt das Mädchen anzuschauen wandte sich Jungkook plötzlich an mich und fragte mich ob ich ihm einen Stift leihen könne. Ich reichte ihm einen Stift und beobachtete aus dem Augenwinkel wie das Mädchen die Nase rümpfte und sich Richtung Tafel drehte. Ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
Professor Yun stand erwartungsvoll vor der Klasse und wartete darauf das Ruhe einkehrte, dann begann er zu sprechen: „Hallo liebe Studenten und Studentinnen. Ich freue mich sie auf der Busan Academy of Arts willkommen zu heißen. Ich bin Professor Yun und ich werde Ihnen in den nächsten Jahren zur Seite stehen und Ihnen helfen Ihr Studium erfolgreich abzuschließen.". Professor Yun erklärte uns wie alles auf der BAOA ablief, an wen wir uns wenden konnten und was wir zu tun hatten. Während seines ganzen Redebeitrags lächelte er und strahlte Ruhe aus. Echt beeindruckend. Die Studenten klebten an seinen Lippen als wäre Honig drum geschmiert. Man merkte wie viel Erfahrung er nicht nur als Professor, sondern auch als Künstler hatte. Er hatte Ahnung von dem was er tat. „Noch irgendwelche Fragen?", fragte Professor Yun und blickte in die Menge. Das blonde von vorhin hob schnell ihren Arm, als würde ihr Leben davon abhängen. „Ja Fräulein?", Professor Yun schaute sie an. „Yuna. Choi Yuna. Meine Frage wäre wie es mit dem alljährlichen Theaterstück aussieht. Werden Anfänger auch miteinbezogen?". Ihre Stimme war hoch und schrill und ihr Auftreten sehr selbstbewusst. Professor Yun lies sich davon nicht stören. „Natürlich haben Anfänger auch eine Chance mitzuspielen, dennoch passiert dies eher selten, da die Drittsemestler meistens schon alles anwenden können das sie im ersten Jahr gelernt haben. Es ist schwierig gegen sie anzukommen, aber natürlich möglich. Ihr solltest euer Glück natürlich trotzdem immer versuchen.". Professor Yun zwinkerte uns zu. Yuna lächelte zufrieden. „Das war's dann für heute. Ich wünsche euch allen viel Erfolg und werde euch weiterhin zur Verfügung stehen. An alle die den Vokalpraktischen Kurs bei mir haben: Wir sehen uns morgen. Ihr dürft nun gehen.".
Wie auf Kommando sprangen alle von ihren Stühlen und verließen den Raum. Ich blieb noch einen Moment sitzen und beobachtete das Ganze. Daraufhin bemerkte einen stechenden Blick und schaute kurz zur Seite. Jungkook räusperte sich und schaute mich erwartungsvoll an. Er stand am Ende der Stuhlreihe. Überfordert sprang ich auf und hob eilig meinen Rucksack auf, wobei ich meinen Stuhl umwarf. Jungkook eilte zu mir. Wir bückten uns beide im selben Moment um den Stuhl wieder aufrecht zu stellen. Unsere Hände berührten sich. Ich bemerkte das sich eine gewisse Röte in meinem Gesicht breit machte, aber sah nicht auf. Ich lies den Stuhl verschreckt los und Jungkook stellte ihn wieder auf. Er legte seine Hand in seinen Nacken und schaute nervös hin und her. „Also...", er machte eine kurze Pause. „Ich wollte dich fragen, ob du weißt wie du nach Hause kommst. Weil du ja noch nicht so lange hier bist.". Er schaute mich direkt an. Sein Blick traf mich so hart das ich Gänsehaut bekam. „Ja, danke das du fragst. Mein Vater hat mich noch tausend mal daran erinnert welchen Bus ich nehmen kann.". Ich kicherte und erinnerte mich wie aufgeregt mein Vater heute morgen war. Jungkook lächelte. „Okay, wenn etwas ist sag mir Bescheid, ich kenne mich hier gut aus, ich weiß wie du nach Hause kommst. Mir geht hier niemand verloren.". Er zwinkerte mir zu. Innerlich schmolz ich dahin, lies mir aber nichts anmerken. Er wollte gerade losgehen, als er sich doch nochmal umdrehte und meinte: „Für den Fall das doch mal was ist..", er hielt mir sein Handy hin. Eine Seite um einen neuen Kontakt einzutragen war geöffnet. Ich tippte meine Nummer ein und gab ihm das Handy zurück. Er schmunzelte und tippte kurz auf seinem Handy rum. Er sagte: „Ich habe dir eine Nachricht geschickt, jetzt hast du auch meine Nummer.". Ich schaute auf mein Handy und speicherte seine Nummer ein. „Also dann bis morgen. Komm gut nach Hause Rachel.". Sein Lächeln erwärmte meinen ganzen Körper. Als er meinen Namen aussprach bekam ich erneut Gänsehaut. „Bis morgen Jungkook.". Ich lächelte und schaute ihm hinterher als er den Raum verlies.

An der Uni hielten viele verschiedene Bus- und Bahnlinien. Ich brauchte etwas um mich zurecht zu finden. Buslinie 100 hatte mein Vater gesagt. Die Haltestellen waren so überfüllt gewesen, dass mich ständig jemand anrempelte. Von allen Seiten strömten Menschen her. Es war 16 Uhr. Zu dieser Zeit war an der Uni viel los, aber auch viele Arbeitnehmer waren unterwegs um nach Hause zu fahren. Etwas hilflos wanderte ich von der einen zur nächsten und wieder zu der anderen Haltestelle. Ich kannte mich mit dem Verkehrsnetz in Busan überhaupt nicht aus. Es war anders als in San Francisco. Ich beschloss jemanden anzusprechen und zu fragen. Ich ging auf ein Mädchen zu die dicke Köpfhörer trug. Ich stellte mich vor sie, doch sie bemerkte mich nicht. Wie ein nervöses Kind tippte ich sie an. Erschrocken sah sie hoch und nahm ihre Kopfhörer ab. „Hallo, tut mir leid dich zu stören, aber weißt du wo die Buslinie 100 fährt?". Immer noch etwas abwesend sah sie mich an. „Klar, die fährt hier drüben auf der anderen Seite.". Sie zeigte auf die schräg gegenüberliegende Haltestelle. „Dankeschön!", ich grinste sie breit an. Sie lächelte auch und fragte mich: „Du bist nicht von hier, oder?". Die Frage kam so plötzlich und aus dem nichts das ich nur stammelte: „Äh, ähm, ja. San Francisco.". Das Mädchen nickte: „Das hört man, aber das ist echt cool!". Sie schaute zu einem Bus der gerade an der Haltestelle stehen blieb. „Tut mir leid, das ist meiner. Man sieht sich!". „Öh ja, man sieht sich.", antwortete ich.

An der anderen Bushaltestelle angekommen stöpselte ich mir meine Kopfhörer rein und wartete auf den Bus. Dabei fiel mir auf das ich immer noch Taehyungs T-Shirt trug. Ich schaute von oben herab auf das Shirt. Wirklich lieb von ihm das er mir sein Shirt gegeben hatte. Ich beschloss es zu waschen und ihm in den nächsten Tagen wiederzugeben. Als mein Bus dann endlich ankam, kramte ich mein Ticket aus meinem Rucksack und betrat den Bus. Ich schnappte mir einen der wenigen freien Plätze und verarbeitete den heutigen Tag. Ich dachte an den Vorfall mit Taehyung und an unser Essen in der Cafeteria. Ich erinnerte mich an seine Freunde die er mir vorgestellt hatte. Was mir schon den ganzen Tag nicht aus dem Kopf ging war Jungkooks Blick heute morgen. Wie er mich die ganze Zeit genau beobachtet hatte und mich von oben bis unten musterte. Ich erwischte mich das ich daran dachte, wie seine Hand kurz meine berührte. Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken aus meinem Kopf zu kriegen.
Der Bus leerte sich von Station zu Station. Als ich ausstieg, war der Bus nicht halb so voll wie noch zu Beginn. San Francisco war komischerweise nichts gegen Busan. Zumindest was die vollen Busse betraf.
Auf dem Weg zu unserer Wohnung vibrierte plötzlich mein Handy in meiner Tasche. Es war Jungkook.

Jungkook:
Hey Rachel, bist du gut zu Hause angekommen?

Rachel:
Ich bin in ein paar Minuten zu Hause. Die Busfahrt habe ich schonmal überlebt.

Jungkook:
Okay, gut. Dann sehen wir uns morgen.

Rachel:
Bis morgen.

Ich schaute verlegen auf mein Handy und lief fast gegen eine der Laternen auf unserer Straße. Vom Weiten erkannte ich meine Mutter die mit Einkaufstüten vor der Tür stand. Ich lief schnell zu ihr und half den Einkauf hoch zu tragen. Sie bedankte sich und teilte mir mit das das Essen in zwei Stunden fertig sei. Völlig  erschöpft lies ich mich nur noch auf mein Bett fallen. Das war echt ein aufregender Tag mit sehr vielen neuen Eindrücken. Erneut dachte ich über den Tag und die geschehenen  Ereignisse nach. Ehe mich meine Mutter zum Essen rufen konnte, schlief ich auf meinem großen Bett ein und träumte von meinem ersten Tag an der BAOA.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 27, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

korean love affairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt