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Draußen erwartete mich schon meine Freundin Lynn, die mir auch sofort ein Kuss auf den Mund drückte.
„Hey Schatz, schau mal was ich für ein neues süßes Oberteil habe. Gefällts dir?"
Ich warf einen blick drauf und murmelte: „Ja wunderschön."
Es reichte noch nicht mal über den Bauchnabel und war knalle eng. Wie konnte sie sich darin nur bewegen? Ich mein, klar hatte sie eine super Figur und soll sie auch nicht verstecken, aber das Teil fand ich ein bisschen übertrieben.
Sie nahm mein Desinteresse nicht ernst und schleifte mich in die Cafetaria, wo ich ihr ein Schokocroissant holen sollte.
„Keine Diät mehr?", fragte ich sie erstaunt.
„Doch klar, aber ab und zu ist sowas erlaubt."
„Na dann...".
Ich stellte mich an, wobei ich fast von den ganzen Unterstufenschülern erquetscht wurde, weil sie sich alle vordrängelten. Was solls...
Plötzlich entdeckte ich Yoongi im Getümmel, mein Herz begann heftig zu pochen und ich bekam Schweißausbrüche.
Er stand nur etwa zwei Meter von mir entfernt und redete mit einem Typ. Ich konnte die Augen nicht von ihm abwenden.
„Was darf's sein?", unterbrach mit die Stimme der mürrischen Cafetariafrau.
„Ein Schokocroissant, bitte".
Ich gab ihr das Geld und bahnte mir dann mit dem Schokocroisannt einen Weg aus der Menge. Als ich mich dann nach ihm umdrehte, konnte ich ihn nicht mehr entdecken.
„Schatzi, was ist los? Warum schaust du so enttäuscht drein?"
O Gott das hat mir grade noch gefehlt. Nicht das sie etwas merkte...
„Es ist nichts.", log ich und hoffe sie würde nicht weiter drauf eingehn.
Sie sagte tatsächlich nix, sondern biss in ihr Essen.

In den darauf folgenen Stunden tat ich wiedermal nichts anderes als ihn zu beobachten. Es störte mich nicht, das ich dadruch nicht viel vom Unterricht mitbekam, es gab ja wichtigeres und außerdem kam ich sowieso gut mit. Ich war zwar kein Steber, aber lag trotzdem im oberen Mittelfeld. Ich mein, klar hätte ich besser sein können, doch wozu aufpassen? Es ging auch so.
„Jimin, könntest du uns bitte deine Interpretation dieses Gedichtes mitteilen?", drang plötzlich die Stimme unserer Lehrerin in mein Hirn. Welches Gedicht? Na super...
„Äh also.. nun... ich denke es sagt uns viel über äh... ich ...also..".
Plötzlich meldete Yoongi sich. Unsere Lehrerin zog die Augenbraue hoch und machte ein dickes Minus in ihr Heftchen und nahm Yoongi dran.
„Ja Yoongi."
„Also ich interpretiere das Gedicht so, dass sich zwei lieben, aber nicht zueinander können weil ein Hindernis oder eine Person zwischen ihnen steht und ihr Zusammensein verhindert und..."
Mein Herz klopfte so laut, das ich schon Panik schob, dass man es hören konnte.
Wärend er redete, lächelte er mir zu und ich schwebte im 7 Himmel. Yoongi hatte mich gerettet. Yoongi hatte es meinetwegen mit der Schreckschraube aufgenommen...
Die Tatsache, das er sich immer meldete, verdrängte ich erfolgreich. Wie gebannt lauschte ich yoongi Interpretierung. Er könnte glatt von uns sprechen...
Ich las mir das Gedicht durch, dem ich zuvor keine Beachtung geschenkt hatte:

Zwei (Gustav Falke 1896)

Drüben du, mit deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.

In dem breiten Strom, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.

Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.

Leis, gespenstisch, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre blassen Spiegelbilder.

I am not gay, i swear Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt