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~Agir~

"Natürlich." ich nicke und sofort stellt man mir einen Krug Met hin. Ich greife danach, um einen Schluck zu nehmen, muss aber aufpassen mir an der rauen Theke keinen Schiefer zu holen. Lächelnd trinkt das Mädchen vor mir ebenfalls aus ihrem Becher und redet weiter. Redet über völlig uninteressante Sachen, doch ich sage nichts dazu, sondern nicke nur freundlich. Ich warte auf den richtigen Moment. Denn dieser Moment ist extrem wichtig. Nur er gab mir die Möglichkeit, mein heutiges Ziel zu erreichen. Und das war, diesem Mädchen das Leben zu nehmen.

Wieder nimmt sie eine Schluck und leert damit den Becher. Und da ist er. Der Moment, auf den ich gewartet hatte. Sofort bestelle ich ihr einen neuen, und als ich den verbeuelten Blechnapf entgegen nehme tropft ein wenig dieses wunderbares Mittels mit in den Wein. Sie nippt daran und sofort sieht man ihr an, dass sie sich plötzlich nicht mehr gut fühlte. Doch ich ignoriere das einfach. Es würde ihr bald weitaus schlechter gehen. Noch mal kommt sie nicht dazu etwas zu trinken, denn sie entschuldigt sich und geht schnell in Richtung des Ausgangs. Ich vermute, spätestens in ein paar Metern wird sie sich das erste Mal übergeben, also richte ich mich auf, um ihr zu folgen. Ich lege meine Hand auf den Türgriff, als ich das klimpern von Schwertern an einem Gürtel höre.

Sofort halte ich inne und ziehe mich in die Massen des Saufgelages zurück. An einem Tisch wird gerade eine der hübschen Bedingungen von einem besoffenen Soldaten gepackt und auf den Tisch gedrückt, doch er kommt nicht weiter, weil der Besitzer der Taverne dem unfreundlichen Gast seine Keule über den Hinterkopf zieht, woraufhin dieser in sich zusammen fällt und allgemeines Gelächter ausbricht. Zwar spritzt dabei etwas Blut auf meinen Mantel, doch ich war wirklich nicht auf Streit aus, weswegen ich weiter gehe.

Dann passierte das, was ich schon erwartet habe, denn die Vordertür geht auf und ein ganzer Trupp Uniformierter strömt in die sowieso schon enge Spielunke. Ich jedoch bin schon längst im hinteren Teil des Gebäudes verschwunden, wo mich eine halbnackte Bedienung, welche sich anscheinend gerade umzog, empört anstarrt, doch ich laufe einfach weiter, als wäre sie Luft und verlasse die Taverne durch den Hinterausgang.

Ein wenig enttäuscht bin ich schon, das ich diese Göre nicht erwischt habe und das mir der König schon so auf den Fersen ist. Immerhin hat er gewusst, dass ich heute im "Stürmenden Eber" sein würde. Diese Enttäuschung habe ich lang nicht mehr gespürt. Eigentlich ist bis jetzt immer alles nach Plan verlaufen, doch heute... schnell schüttle ich den Kopf. Das wird nicht wieder vorkommen.

Ich schweife mit meinen Gedanken schon wieder in den nächsten Plan ab, als ich am Marktplatz ankomme. Und da sehe ich sie. Im Licht des Sonnenuntergangs strahlen ihre roten langen Haare mir entgegen, ganz im Gegensatz zu ihrem mageren, erbärmlichen Körper, welcher in dem kleinen Käfig in der Mitte des Marktes kauert. Ihr Blick ist auf den Boden gerichtet und sie bewegt sich keinen Millimeter. Wie aus einem Reflex greife ich in meine Tasche und umspiele die Klinge meines Messers, während ich überlege, wie man das Schloss des Käfigs öffnen kann. Und dann treffe ich meine Entscheidung. Warum weiß ich nicht. Ich tue es einfach.

Story of a murdererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt