Erwachen

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"Ich verstehe nicht, was SHIELD hiermit zu tun hat", sagte Phil Coulson und warf einen langen verwirrten Blick auf die Ausgrabungsstätte vor seinen Füßen. Nick Fury stand neben ihm, die hochstehende Sonne ließ seine dunkle Glatze leuchten.
„Im besten Fall gar nichts. Ich befürchte, dass es nicht gut enden wird."
Der sandgelbe Schutthaufen neben dem zehn Meter tiefen Grab drohte jeden Moment einzustürzen, doch Phil Coulson behielt seine Bedenken für sich, da Nick Fury ebenfalls nur auf das Geschehen achtete. In eben diesem Moment hob ein Krahn einen goldenen Sarkophag aus der Tiefe hervor und beiden Männer machten sich auf den Weg zur archäologischen Leitung.
„Sie sind gekommen!", begrüßte sie ein kleiner Professor mit schütterem weißen Haar.
„Nach dem, was Sie mir berichtet haben, blieb mir keine andere Wahl." Freundlich, aber professionell reichte Fury ihm die Hand. Phil blieb hinter ihm stehen und konnte seine Augen nicht von der reichlich verzierten Gestalt des Sarkophages abwenden, der nun mit äußerster Vorsicht neben ihnen hinuntergelassen wurde.
„Es war verrückt.", fuhr der Professor ohne Aufforderung fort. "Nie in meinem Leben habe ich so etwas erlebt. Hier war alles ruhig, wie immer. Zweihundert Meter weiter haben wir die Überbleibsel eines frühägyptischen Bauernhauses entdeckt. Aber während den Arbeiten -" er zögerte kurz, als wäre es selbst zu ihn zu verrückt. "Während der Arbeiten spürten wir ein Zittern der Erde, und als wir aufblickten dachten wir für einen Moment, wir wären verloren. Ein Sturm zog auf, schlimmer als jeder erdenkliche Hurricane aus Florida. Der Sand um uns herum wurde angehoben und der Wind peitschte, sodass wir unsere Augen kaum noch öffnen konnten. Ich dachte schon, meine letzte Stunde würde inmitten der Sahara schlagen." Er lachte nervös auf. "Aber mit einem Mal war alles vorbei. Der Sturm war wie verschwunden, der Sand rund um uns herum war bestimmt um zwei Meter gesunken, wenn Sie verstehen, was ich meine." Nervös probierte er, mit seinen Armen die Höhe des weggewehten Sandes zu zeigen. "Und- und als ich nach Westen geschaut habe, sah ich eine steinerne Spitze aus dem Boden ragen. Von diesem Tag an haben wir hier gegraben."
Nick Fury nickte anerkennend und wandte sich dem Sarkophag zu.
„Ich verstehe."
Die drei Männer schwiegen, während kräftige Ausgrabungshelfer sich mit dem entsprechenden Werkzeug an den Sarkophag machten. Doch weder eine der Brechstangen, noch ihre Muskeln halfen ihnen weiter, denn er blieb fest verschlossen und schien durch keine Kraft dieser Welt zu öffnen zu sein.
„Ist das immer so bei Ausgrabungen?", fragte Fury den Professor mit hochgezogener Augenbraue.
„Äh, nein. Die meisten Sarkophage konnten mit einfachem archäologischen Utensilien geöffnet werden. Das hier ist, nun ja, äußerst untypisch."
Inmitten der Sahara herrschte absolute Stille und die Ausgrabungsstätte war erfüllt von Schweigen. Wäre es auch nur im geringsten anders gewesen, hätte man die schweren Atemzüge kaum hören können, die begannen aus dem Sarkophag zu dringen.
„Was- was ist das, Boss?", fragte Phil Coulson und machte intuitiv einen Schritt zurück. Ohne Antwort tat der Professor es ihm gleich, nur Fury näherte sich langsam, eine Hand auf den Schaft seiner Waffe gelegt.
„Es hört sich an wie jemand, der keine Luft mehr bekommt.", stellte er fest.
„Aber das ist doch nicht möglich. Wer auch immer da drin ist, ist schon seit Jahrtausenden tot." Der Professor wimmerte unbeholfen und die Ausgrabungshelfer weichten immer weiter zurück.
Für einen angsterfüllten Herzschlag lang schienen die Geräusche aus dem Inneren verklungen zu sein, bis-
„APIS!", schrie eine Stimme aus dem Sarkophag und mit einem Mal wurde der Deckel von innen angehoben. Sand und Staub wehten auf, als er von zwei hochragenden Armen vor Nick Furys Füße geworfen wurde.
„Was zum...", murmelte Coulson, als sich eine Silhouette zwischen den umherwirbelnden Staubkörnern sichtbar machte.

Als hättest du Jahrtausende lang auf diesen Moment gewartet, stiegst du aus dem Sarkophag, die Beine schwach, und die Sicht noch verschwommen. Die drei Männer vor dir schienen bei deinem Anblick eher erschreckt als erstaunt.
Ich muss schrecklich aussehen. Wie lang war ich da drin? Bestimmt für ein paar Jahre. Und was für eigenartige Gewänder tragen hier alle? Wer sind diese Menschen?
Der Mann mit dunkler Haut und Augenklappe hatte sich wieder gesammelt. Er kam auf dich zu und kniff seine Augen zusammen.
„Können Sie mich verstehen? Wer sind Sie?", fragte er dich mit harschem Ton und tiefen Falten auf der Stirn. Du räusperst dich, und fürchtest für einen Moment über die Jahre hinweg das sprechen verlernt zu haben, doch deine Sorgen blieb ohne Grund:
„Ich", sagtest du und strichst den Sand möglich elegant von deinem weißen Kleid, wobei deine schweren goldenen Armreifen freundlich klirrten, "bin D/N, Tochter von Thutmosis dem Zweiten, Pharaonin von Ägypten. Und wer seid Ihr?"

AVENGERS xLeser - Friend of the GodsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt