Auf der Seite der Götter

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Du sitzt in einem modernen Büro. Die letzten zehn Stunden hast du in einer Maschine verbracht, die von Agent Coulson, wie er sich vorgestellt hatte, Flugzeug genannt wurde.
Ein schwerer hölzerner Schreibtisch steht zwischen dir und Nick Fury. Während des Fluges ist er eher spärlich mit Informationen umgegangen, aber seinen Namen hat er dir zumindest verraten.
Hinter Fury ist eine Glasscheibe, die vom Boden bis zur Decke reicht und einen Blick auf eine Stadt gewährt, die dir nicht bekannt ist. Du siehst nur riesige Gebäude, ungleich jedem Tempel, den du je gesehen hast. In ihnen spiegelt sich der stahlblaue Himmel, doch die Eigenschaften von Glas hat dir bereits dein hoher Vater erklärt, als du noch ein Kind warst.
„Sie müssen verwirrt sein.", sagt Fury und stützt sich auf seine Ellenbogen, um dich mit seinem Blick zu fixieren. Du bist keinesfalls jemand, der sich leicht einschüchtern lässt, aber unter diesen verrückten Umständen spürst du, wie sich eine leichte Gänsehaut auf deinen Armen bildet.
„Ich weiß nicht wo ich bin und ich weiß nicht wann ich bin. Also ja, man könnte meinen ich bin verwirrt."
Deine Stimme ist eisig und du kneifst deine Augen feindselig zusammen.
„Sie sind in New York.", antwortet Fury dir.
„Das sagt mir nichts. Liegt es in der Nähe von Rom? Oder etwa im Norden? Ich habe von diesen schrecklichen Goten-Stämmen gehört. Sie gehören denen doch nicht etwa an?"
„Nein", sagt er ruhig. „Ich gehöre keinem dieser Goten-Stämme an. New York ist eine Metropole in Amerika. Amerika ist ein Kontinent, von dem Sie zu Ihrer Zeit noch nicht wussten. Aber unser örtliches Befinden ist unwichtig. Ich habe viele Fragen an Sie, D/N."
Du schnaubst und verschränkst die Arme.
„Bevor ich Ihnen auch nur den Hauch einer Frage beantworte, will ich wissen, welches Jahr wir haben und was das ganze hier soll? Warum haben Sie mich aus Ägypten hierher gebracht? Und wo ist meine Familie?"
Fury seufzt lauter als du es für nötig hältst.
„Das könnte schwer für Sie werden. Ich kenne weder den Grund dafür, dass man Sie lebendig begraben hat, noch den für ihr Überleben. Aber meine Agenten haben Nachforschungen angestellt und auch der Sarkophag wurde auf seinen historischen Ursprung überprüft und es stellt sich heraus, auch wenn es aller Logik widerspricht, dass Sie Pharaonin D/N sind, die zum Ende der ersten Dynastie Ägyptens in einem jungen Alter bestattet wurde."
Du setzt dich interessiert auf.
„Das stimmt. Die Umstände meiner Bestattung waren kompliziert. Aber das alles beantwortet keine meiner Fragen. Und was meinen Sie Mist der ersten Dynastie? Gab es welche nach meiner Zeit als Regentin?"
Er verschränkt seine Finger ineinander und sieht dich aus müden Augen an.
„Es gab nicht nur einige, sondern gleich 31 Dynastien. Das ägyptische Reich ging unter und darauf folgte..." Er hält inne und entscheidet sich, die Erläuterung der gesamten Weltgeschichte für ein anderes Mal aufzuheben. „Wie auch immer. 1470 vor Christus wurden Sie bestattet, zumindest laut den Ägyptologen, die wir um Rat gebeten haben."
„Wer ist Christus?" fragst du ihn mit schiefgelegtem Kopf.
Fury lacht leise, als hättest du gerade etwas äußerst Unterhaltsamen gefragt.
„Das ist nun wirklich kaum von Bedeutung. Was für Sie von Bedeutung ist, ist dass sich unsere Zeitrechnung nach Christi Geburt orientiert."
„Ah, in Odrnung.", sagst du, obwohl gar nichts in Ordnung ist. Du bist so verwirrt wie nie zuvor.
„Gut. Sie haben eine geraume Zeit unter der Erde verbracht, um genau zu sein-„
„Aber nicht länger als zehn Jahre, oder? Meine kleine Schwester wird nachher noch älter als ich aussehen." Du lachst auf, doch der ernste Ausdruck auf Fury's Gesicht sorgt dafür, dass du aufhörst und nervös deine Hände zu Fäusten ballst.
„Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihre Schwester ist tot. Seit über dreitausend vierhundert Jahren."
Du meinst zu spüren, wie dein Herz für einen Schlag aussetzt. Nein. Entfernt hörst du Fury weiterreden, er teilt dir wieder und wieder sein Bedauern mit aber alles wirkt als wäre es meilenweit entfernt, jedes Geräusch und jedes Möbelstück in diesem Raum mit seiner modernen Einrichtung.
„Ich- ich verstehe nicht. Ich will nach Hause, zu meiner Familie und zu meinem Volk. Jetzt!" Das letzte Wort schreist du beinahe, doch Fury bleibt ruhig vor dir sitzen.
Erst jetzt merkst du, wie du aufgestanden bist.
„Das ist schwer für Sie, das verstehe ich, aber Sie müssen sich beruhigen."
„Beruhigen?" Deine Hände zittern und du siehst ihn entgeistert an.
„Ja, beruhigen. Setzen Sie sich."
Du lässt deinen schwachen Körper auf den Stuhl fallen und schaust Fury wieder an.
Du hast schlimmeres als das durchstanden, D/N. Du wusstest, dass es so kommen könnte.
„Wissen Sie, wie es möglich ist, dass Sie so lange unter der Erde überlebt haben?" fragt Fury dich mit zusammen gekniffenen Augenlidern. „Können Sie mir dieses übernatürliche Phänomen erklären? Ich habe schon viel erlebt; Nordische Götter, grüne Riesen, sogar Armeisen-Menschen, aber wie zum Teufel haben Sie das angestellt."
Du hast dich etwas beruhigt, dein Atem rast nicht mehr und deine Hände haben aufgehört zu zittern.
„Ich selber habe kaum etwas getan. Mein Überleben ist das Werk unserer Götter."
Fury sieht dich fragend an und du räusperst dich. „Das Werk meiner Götter."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 06, 2020 ⏰

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