Kapitel 11

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Pov Kai

Nach Jules Anruf gingen meine Leistungen noch ein Stückchen Bergab.
Sein Geständnis hatte mich so aus der Bahn geworfen, dass meine letzte Beherrschung mir auch noch entglitten war.
Auf immer mehr Situationen reagierte ich unnötig aggressiv und ließ mich von den kleinsten Sachen zur Weißglut bringen, sodass ich gestern sogar frühzeitig das Training verlassen musste.
Auch der Druck der Medien lastete schwer auf mir, der immer größer wurde.
Mein Ausschluss vom Training war natürlich ein gefundenes Fressen für diese ganzen Medien Arschlocher.
Natürlich merkte auch meine Familie, dass irgendwas los war, denn mein aktuelles Verhalten war ganz gegen meine Natur.
So dauerte es nicht lange bis mich meine Eltern anriefen, die sich besorgt nach mir erkundigten.
Aber ich konnte ihnen nicht erzählen was los war denn Jule und ich hatten es ihnen nie erzählt, denn meine Eltern waren nicht so tolerant wie seine da war ich mir sicher.
Ich versuchte mein Verhalten damit abzutun, dass hier alles so neu ist und ich unter einem massiven Druck stehen würde.
Natürlich überzeugte dies meine Eltern nicht im Geringsten aber nach einer Stunde hatten sie Erbarmen mit mir und baten mich nur noch mich zusammen zu reißen.
Erschöpft vergrub ich meine Hände in meine Haare und blieb einen Moment einfach so sitzen.
Wie konnte mein Leben nur so eine Rapide Wendung nehmen und alles ausgelöst nur von einer einzigen Person.
Und obwohl ich gerade eine Stunde mit meinen Eltern telefoniert hatte kam das dringende Bedürfnis in mir auf zu reden.
Die Frage war bloß mit wem, welchem Menschen konnte ich das ganze am besten anvertrauen.
Die Antwort war mir ziemlich schnell klar.
Wenn es jemanden gab der mich immer verstand und mit dem ich über alles reden konnte war es wohl mein Bruder mit dem ich meine gesamte Kindheit das Zimmergeteilt hatte bis ich nach Bayer gegangen war.
Er kannte mich wahrscheinlich besser als ich mich selber.
Mit zittrigen Finger wählte ich seine Nummer aus und lauschte dann dem Freizeichen das mir die Hoffnung machte, dass jemand ran gehen könnte.
Und tatsächlich nahm mein Bruder beinahe sofort ab.
Ich hatte ihn in seinem Urlaub erwischt was ich komplett vergessen hatte und sofort stieg in mir das schlechte Gewissen auf.
Doch mein Bruder nahm sich trotzdem Zeit für mich mit den Worten „Ich lieg hier am Strand genieße die Sonne und ob ich jetzt den Wellen zuhöre oder mit dir Telefoniere ist auch egal also was gibt's"
Ich schluckte hart denn ich wusste, dass er nicht mehr lang die Sonne genießen würde wenn ich mit der Sprache rausrücken würde.
„Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll" gab ich ehrlich zu denn ich wollte ihm auch nicht zu viel Zeit rauben.
„Am Anfang am besten" gab er glucksend von sich was auch mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Das war so typisch mein Bruder.
„Also vor zwei Jahren wurde das mit Jule alles enger woraufhin wir ja auch wenig später in eine WG zogen aber in Wahrheit waren wir nicht nur gute Freunde sondern..."
„Zusammen" unterbrach mich mein Bruder einfach wie selbstverständlich.
Kurz wusste ich nichtmehr was ich sagen wollte denn seine Selbstverständlichkeit wie er es aussprach wirkte so als hätte ich es ihm schon erzählt.
„Was, woher?" bekam ich nur verwirrt über meine Lippen.
„Es war halt einfach mega offensichtlich wie ihr die ganze Zeit aneinander geklebt habt du nur von ihm erzählt hast und bei eurer Wohnungsbesichtigung war es mir dann klar.
Dein angebliches Zimmer bestand mehr aus Schrank als alles andere und war null persönlich was du am ersten Tag schon geändert hättest wenn das wirklich dien Zimmer gewesen wäre und eure Blicke die ihr euch zugeworfen habt waren auch kaum zu übersehen."
Er hatte recht ich hatte immer das Bedürfnis gehabt überall Bilder aufzuhängen und meistens war das auch das erste was ich tat.
Und im richtigen Schlafzimmer von Jule und mir hatte ich auch darauf bestanden fast eine komplette Wand mit Bildern auszustatten.
'Mein' damaliges Zimmer hatte tatsächlich ausschließlich als Ankleideraum gedient.
„Okay" stotterte ich immer noch total von der Rolle und musste erstmal wieder klar kommen und meine Gedanken sortieren.
„Naja wir haben uns dann aber darauf geeinigt, dass wir uns trennen würden wenn ich nach Bayern gehe und er nach Dortmund, weil wir davon ausgegangen sind, dass es das Beste für uns sei.
Aber es ist ein scheißdreck und dann hat er mich vor ein paar Tage angerufen und hat mir gestanden, dass er mich genauso vermisst wie ich und jetzt weiß ich gar nichts mehr."
„Deshalb auch deine Schlachten Leistungen und deine Ausraster?!"
„Ja" gab ich kleinlaut zu, wusste aber gleichzeitig auch nicht mehr was ich noch sagen könnte.
„Dann fährst du jetzt zu ihm und sagst ihm und bringst es wieder in Ordnung"

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Ein etwas längeres Kapitel zu feier des Tages, immerhin hat ja Jule heute Geburtstag XD❤

Auf den zweiten Blick- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt