5.5.17
Tag der Beerdigung
13:07 Uhr
Sie saß auf der Bank und starrte auf die Kerbe. Weder sie noch Fiona hatten sie in die Bank geschnitzt, aber die beiden hatten sich immer gefragt, wer es wohl gewesen war.
Fiona hatte immer gesagt es wäre ein 'S' wohingegen Hannah eher ein Herz sah. Einerlei, was es nun war, die beiden waren sich schon immer sicher gewesen, dass das Zeichen aus liebe auf diese Bank gekommen war.
Nächte lang hatten sie sich romantische Geschichten ausgedacht, nur um sie der anderen am nächsten Morgen zu erzählen.
So waren viele Legenden über die Kerbe in der Bank entstanden.Eine von Hannahs Lieblingsgeschichte war die, von dem missverstanden Jungen, der seine große Liebe in einem Mädchen mit reichen Eltern fand. Da sie jedoch Pflichten zu erfüllen hatte und ihre Eltern nicht verlassen wollte, lehnte sie seinen Vorschlag, mit ihm durchzubrennen ab und die beiden lebten für immer mit gebrochenen Herzen. Aus Liebeskummer schnitzte der Junge (oder das Mädchen- an diesem Punkt waren die beiden sich nie einig gewesen) eine Kerbe in die Bank um für immer an ihre verzweifelte liebe zu errinern.
Es war eine schöne Vorstellung, fand Hannah auch jetzt noch. Aber so unendlich traurig. Ihr Handy klingelte, aber sie ignorierte es.
Wahrscheinlich war das ihr Vater, der schon seit dem sie aus der Kapelle gerannt war nach ihr suchte.
Erstmal hatte Hannah ihre Schmerzen ausheulen müssen, aber nun, da es ihr etwas besser ging, liefen ihre Gedanken wieder frei und spekulierten wild.
Im Internet hatte sie gelesen, dass über 50% aller Suizid Fälle bei Minderjährigen der Grund Mobbing war.
Für sie war es klar, dass Fiona zu dem Teil gehörte, der sich aus anderen Gründen umgebracht hatte.
Der einzige Vorfall an den sie sich erinnern konnte, der in die Nähe des Begriffes 'Mobbing' kam war ein Vorfall in der 7ten Klasse. Er hatte mit einem Jungen, der Fiona wegen ihrem ethnischen Hintergrund beleidigte begonnen und mit einem dreitägigen Schulausschluss für Hannah und einem blauen Auge für den Jungen geendet.
Der Junge hatte die beiden nie wieder in irgendeiner Art und Weise belästigt und auch sonst hatte das niemand versucht.
Sie verstand es nicht.Nächstes Jahr wären die beiden mit der Highschool fertig gewesen und ein ganz neuer Abteil in ihrem Leben hätte begonnen, aber nun, da Fiona beschlossen hatte ihres zu beenden hatte Hannah keine Ahnung mehr, was sie überhaupt wollte.
Sie fühlte wie sie immer mehr in eine Depression verfiel, in die sie nicht verfallen wollte, aber es schien ihr unmöglich zu entkommen.
Ein Treibsand der Trauer über die betrüblichen Ereignisse der letzten Wochen hatten sie gefangen und zog sie in ein unendliches Verderben.
Oder vielleicht war das auch nur ihre Jugendliche Theatralik.
Als ihr Handy ein weiteres Mal klingelte nahm sie, ohne wirklich darüber nachzudenken, den Anruf an.
,,Hallo?" Fragte sie nur um von der erleichterten Stimme von Marge empfangen zu werden.
,,Oh Gott, wo bist du Hannah? Ich hole dich ab." Sagte sie bestimmt. Im Hintergrund der Übertragung konnte Hannah Autos ausmachen, also vermutete sie, dass die Freundin ihres Vaters gerade durch den Ort fuhr um sie zu suchen.
,,Im Park. Aber du musst mich nicht abholen ich laufe jetzt nach Hause. Hast du eingekauft?" Fragte sie und stand von der Bank auf, aber nicht ohne noch einmal über die Kerbe zu streichen.
,,Wenn du nicht zu Hause bist, bis ich da bin lege ich dir wirklich dieses Hundehalsband um, von dem ich dir erzählt habe." Murmelte Marge genervt und legte dann auf.
,,Na gut." Sagte Hannah zu sich selbst und bemerkte erst beim Laufen wieder, dass sie dieses seltsame Kleid trug, und freute sich bald zu Hause zu sein, um es auszuziehen.
Bevor sie neben der Haustür des kleinen, weiß gestrichen ein-Familien-Haus klingeln konnte, hatte ihr Vater schon die Tür geöffnet und sah sie erleichtert an.
,,Hannah, du kannst doch nicht einfach so weglaufen. Wir alle haben uns Sorgen gemacht." Sagte er erschöpft und legte sich eine Hand an die Stirn.
Hannah lächelte kurz entschuldligend und lief dann hoch in ihr Zimmer.
Auf ihrem Schreibtisch lag das Schulzeug, das sie schon gestern und vorgestern ausgepackt hatte um die Hausaufgaben zu machen und sie sah es voller Hass an.
Zum Glück hatte ihr Vater sie bis jetzt noch nicht gezwungen in die Schule zu gehen, aber sie wusste, dass sie sich nächste Woche nicht mehr drücken konnte und, wenn sie ehrlich war, machte der Gedanke die Schule ohne Fiona zu betreten ihr so große Angst, dass sie bei dem Gedanken daran anfing zu zittern.
Immer noch keine Antwort auf die Frage, warum.Nur noch mehr Verwirrtheit und noch mehr Erinnerungen.
DU LIEST GERADE
happier
Teen FictionHannah will herausfinden, warum ihre Beste Freundin sich umgebracht hat und muss bei der Suche nach den Antworten herausfinden, dass es einen Jungen gibt, der in einer ähnlichen Situation ist, wie Fiona. Der Unterschied: er lebt und Hannah setzt all...