Mondschein-Kind

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Ich war klein.

Ich war so klein, dass ich mich nicht an meine Diagnose erinnern kann. Wir wohnten in Arizona, Amerika. Arizona war bekannt für die knallende Sonne und Affenhitze. Die Sonne war für mich auch all zu gut bekannt. Ich war drei Jahre alt als ich im Garten mit meiner großen Schwester spielte. Meine Haut wurde schnell rot. Rot wie das Kaminrot in meinem Farbmalkasten.

Deshalb schmierte meine Mutter mich jedes Mal mit Sonnencreme ein. An jenem heißen Sommertag eskallierte mein Sonnenbrand. Wir rannten über eine Wiese, die vollgewuchert war. So tobend und reißend für kleine Kinder, die mickrig sind und sich an jedem Busch verhädderten. Meine Schwester lief voraus. Ich hinterher. Sie lachte. Ich lachte. Unsere Eltern standen am Balkon und blickten auf uns herab. Es waren zehn Sekunden vergangen als ich das letzte Mal im Schatten war.

Die Uhr tickte bereits. "Schneller! Sonst fängst du mich nie!", schrie meine Schwester. Meine Haut wurde trocken. Ich ignorierte jede Anzeichen. Zwanzig Sekunden. Ich beschleunigte mein Tempo. Das Wiesen-Meer wurde aufbrausender. Anstrengung. Mehr und mehr Kletten sammelten sich an meinem rosa Sommerkleid.

"Jetzt komm. So schnell bin ich auch wieder nicht!", sie ließ nicht nach. Ich auch nicht. Meine Haut färbte sich allmählich rot. Juckreiz. Eine drei viertel Minute war um. Ich keuchte und ring mit mir. Mein Körper wurde heiß. Ich glühte förmlich. Qualm stieß mir aus den Ohren. Dies hätte eigentlich ein Rauchzeichen für meine Eltern sein sollen. Hilfe! SOS! Nein. Ich lief weiter. Geleitet davon, meine Schwester zu fangen. Eine Minute.

Die Sonne stieß durch mich hindurch. Durchlöcherte mich, durchlöcherte mein Boot, auf dem ich saß und durch das Wiesenmeer schwam. Ermüdung. Der Kampf auf dem Meer. Das Wasser aus dem Boot schöpfen. Weitermachen. Festland erreichen. Ich wurde langsamer, die Büsche umschlungen mich. Das Loch im Boot entwickelte sich zu einen Riss, der sich durch das ganze Boot bahnte. Ich stürzte. Meine Hände berührten im nachfolgenden Moment den Boden. Mein Gesicht auf sie gerichtet, dansch glitt er meine Arme hoch. Es hatten sich große Quaddeln gebildet gehabt. Manche platzten durch den Fall auf den Boden auf.

Ich realisierte meinen Zustand. Der Schmerz und Juckreiz steigerte sich um das Zehnfache als ich meine vollkommen durch die Sonne deformierte Haut ansah. Zwei Minuten. Alles wurde still. Ich wimmerte so lange, bis ich genug Kraft hatte, um zu Schreien. Die Sonne strahlte weiter auf mich ein. Ich spührte, wie der Boden bebte. Meine große Schwester näherte sich. Sie sah mich und blieb stehen.

Zuerst weiteten sich ihre Augen, danach hielt sie ihren Mund fest. Mein Ebenbild spiegelte sich in ihren Augen. Mein Gesicht war angeschwollen und kaum zu erkennen. Ihre Augen wurden feucht, dann schrie sie. Sowohl vor Angst als auch vor Verzweiflung. Ihr Geschrei war lauter als meiner gewesen und kostete mir viel Kraft dieses Geräusch zu verarbeiten. Ich hielt mir die Ohren zu und danach wurde alles dunkel. Schwärze. Stille. Xeroderma pigmentasum. Sonnenallergie.

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Huhu🙈
Dies ist hier mein aller erstes Buch und die erste Kurzgeschichte. 🙅
Es wäre hilfreich, wenn ihr bitte Feedback geben würdet.😌
~Lara:3

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