Samstagabends

16 2 0
                                    


Ich... Sitze mal wieder vor meinem Pc... Schau auf dem kalten Monitor, der mich jedes Mal blendet, wenn ich meine Augen kurz schließe und wieder öffne. Es ist nicht die Müdigkeit, die mich die Augen schließen lässt, sondern die Vorstellung etwas zutun, was ich mich nicht traue... Es ist einfach sich die Dinge vorzustellen oder sich in Situation hinein zu versetzen, in der ich gerne wäre. In der du vor mir stehst und wir uns normal Unterhalten. In einer dieser Vorstellung sind wir Zusammen und ich gestikuliere umher, weil mir einfach die Worte fehlen. Worte, die ich dir gerne vor dem Kopf werfen würde, weil wir uns Streiten. In einer anderen haben wir den Streit hinter uns. Wir haben uns sogar getrennt und meine Gefühle zerreißen mich in mehreren Stücken, aber irgendwie halte ich die noch inne und sterbe dabei einen einsamen inneren Tod, weil ich mit niemanden darüber sprechen kann. Die Angst jemanden das Gefühl zu zeigen, der nicht du bist. Egal ob Familie oder Freunde denn schließlich bist du was besonderes für mich. Das war ein Gefühl, welches nur du in mir erkennen konntest. Die Angst dich zu verlieren! Ich versuche einfach damit alleine klar zu kommen und trage mein Pokerface, obwohl du siehst, dass die Einsamkeit und die Trennung von dir, wie eine Verderbnis mich innerlich zerstört. Mein Lächeln wird grau und monoton und irgendwann brichst du das Schweigen zwischen uns und ich falle mit Tränen, die mir die Wangen entlang rollen, um deinen Hals. Dabei wuschelst du mir sanft durch die Haare und versuchst mit einer ruhigen aufbauenden Stimme mich zu beruhigen, aber die Freude, dass alles wieder zwischen uns gut ist, bringt mich einfach zum Weinen. In einer anderen Vorstellung kennen wir uns gar nicht. Wir treffen uns zufällig an einem ungebundenen Ort und stoßen, wie in einem Hollywood Film, zusammen. Wir beide wollen uns Entschuldigen und fangen an zulachen, weil diese Situation einfach so weird ist. Ich meine, wir beide stoßen zusammen, gucken uns an und wollen uns gegenseitig zeitlich synchron Entschuldigen. Als wir aufgehört haben zu Lachen, mustere ich dich genauer und verliere mich in deinen wunderschönen blau grauen Augen. Diese Kombination habe ich noch nie gesehen und ausgerechnet bei dir sehe es und finde es faszinierend. Du bemerkst, dass ich mich irgendwie in deinen Augen verlaufen habe und holst mich mit deiner rauen, aber dennoch sanften Stimme wieder raus. "Hey! Mein Name ist ...." und ich schüttel kurz meinen Kopf und kratze mich verlegen am Hinterkopf und erwidere "Hi! Schöner Name! Ich heiße ..." und lächel dabei. Mein rotes Gesicht versuche ich zu verstecken. Von einem zusammenstoßen wird das zu einem Kennenlernen und dann zu einer Unterhaltung. Wir erkennen recht schnell, dass wir viel gemeinsam haben und von der Unterhaltung wird das zu einem ersten Date. Ich komplett nervös, schon 30 Minuten zu früh am vereinbartem Ort, überlege was ich sagen könnte und bemerke, wie schwitzig meine Hände sind. Du erscheinst und dein Lächeln lässt meine Nervosität einfach verschwinden. Von einem Date wird es zu einem weiteren und dann zu einer Beziehung. Die Beziehung hat ihre Höhen und tiefen. Situationen, wo wir uns Lieben oder Hassen. Situationen, die wie eine Diashow durch meine Vorstellung rast. Doch.. An einer dieser Tiefen bleiben wir hängen und merken, dass irgendwas zwischen uns ist. Nicht der Stress von der Arbeit, der dich plagt. Nicht die Einsamkeit, die mich jeden Abend umarmt. Sondern uns wird klar, dass unsere Liebe, die für die Ewigkeit war, nicht wirklich für die Ewigkeit ist. Als uns das klar wird, schauen wir uns an. Wir schweigen. Ich steh auf und geh. Wir schreiben uns nicht, wir rufen uns nicht an. Wir sehen uns nicht. Aber nach einer Zeit treffen wir uns wieder zufällig an dem Ort wieder, wo wir zum ersten Mal zusammen gestoßen sind. Ich frag dich, ob du dich noch daran erinnern kannst und du nickst einfach. Wir quatschen. Wir schauen uns an. Wir weinen. Wir wissen beide, dass die Liebe doch nie verschwunden war und umarmen uns. Die Plage, die dich auf der Arbeit heimsucht ist verschwunden und die Einsamkeit, die mich umarmte, ist ausgesperrt und werden bis zu unserem Tod glücklich. Diese Art der Verstellungen habe ich viel zu oft. In der Realität kenne wir uns flüchtig, wir Unterhalten uns sogar selten miteinander. Aber ich schreibe dir am Handy öfter was, das du dir gelegentlich anschaust und vielleicht mal antwortest. In Wahrheit haben wir nichts gemeinsam. Du gehst gerne auf Partys und machst Sport, wirst von Freunden umschwärmt und dein Lächeln ist voller Freude und Ehrlichkeit. Ich hingegen... Hasse Partys, weil ich mich da unwohl fühle. Hasse Sport, weil mir danach alles wehtut und obwohl ich Freunde habe, die ich schätze und lieb hab, verstecke ich mich lieber hinter meinem Monitor und Spiele Pc-Games. Mein Lächeln ist nicht so voller Freude und Ehrlichkeit, weil ich Angst habe, dass ich damit schrecklich aussehe und andere über mich reden. Ich Lache auch nicht oft, weil ich weiß, dass mein Lachen scheußlich ist und andere damit störe. Du bist die Person, die auf einer Bühne steht und alleine schon mit deiner Ausstrahlen alle begeisterst. Ich bin die Person, die im Dunklen den Scheinwerfer auf dich richtet und aus einer Entfernung mit Begeisterung dir zuschaut, wie du deine Show gestaltest. In meiner Vorstellung wäre ich gerne neben dir auf der Bühne und alle könnten uns sehen. Doch die Angst, dass uns das Publikum hasst und die viel größere Angst, dass du mich zurückweisen könntest, hält mich zurück dir meine Gefühle zuschreiben. Ich weiß, dass das feige ist und ich sollte es wenigstens versuchen... Aber im Gegensatz zu meiner Verstellung, würden meine Gefühle mich wirklich im inneren Zerreißen und töten. Daher bleibe ich vor meinem Monitor an einem Samstagabend alleine und bleibe bei meiner Vorstellung, während du wahrscheinlich auf einer Party bist.

SamstagabendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt