Wattpad Original
Es gibt 2 weitere kostenlose Teile

A Matter of TRUST - 3

8.5K 441 162
                                    


Auch die nächsten Tage durchlief ich in einem tranceähnlichen Zustand. Ich ging in die Uni, ging arbeiten, wälzte mich schlaflos in meinem Bett, nur um dann wieder alles von vorne zu beginnen. Seit dem Kuss von Robby, hatte ich ihn weder gesehen, noch von ihm gehört. Vermutlich war es ihm peinlich, dass seine Gefühle mit ihm durchgegangen waren. Er spürte, dass ich nicht so für ihn empfand, wie er für mich. Dennoch vermisste ich ihn. Gestern auf der Arbeit war ich kurz davor gewesen, mit Sam darüber zu sprechen, hatte mich in letzter Sekunde dann aber doch dagegen entschieden. Es wäre einfach nicht richtig. Ich war so verwirrt, ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich tun sollte. Die Tatsache, dass sein vergilbter Brief nach wie vor ungeöffnet auf meinem kleinen Küchentisch stand und an der Obstschale lehnte, machte das Ganze kein bisschen besser. Ich wagte es nicht, ihn zu öffnen, auch wenn ich jedes Mal, wenn ich an ihm vorbeiging, vor lauter Neugierde beinahe starb, doch ich fürchtete mich. Ich hatte schreckliche Angst davor, zu erfahren, was er in diesen Brief an mich geschrieben hatte. Darum blieb er ungeöffnet. Ich hatte ihn, seit ich ihn in meinem Briefkasten entdeckt hatte, nicht mehr angerührt.

Eilig schüttelte ich die Gedanken an dieses dumme Stück Papier so gut ich es vermochte ab und schulterte meine Tasche. Mr. Nelson hatte seine Vorlesung gerade beendet, doch in der letzten Viertelstunde hatte ihm kein Mensch mehr zugehört – darauf würde ich sogar Geld wetten. Er war wirklich kein guter Dozent und konnte sich die meiste Zeit nicht richtig durchsetzen, so wie die meisten anderen Lehrkräfte hier. Mittlerweile hatte es sich so eingebürgert, dass ich die Kapuzen meiner Pullover permanent aufbehielt. Sie hatten es aufgegeben, mich darauf hinzuweisen. Ich isolierte mich vollkommen und ging auch heute wieder alleine in die Mensa, besorgte mir still etwas zu essen und setzte mich an eine Viererbank, an der ich Tag für Tag alleine saß. Lange Zeit war ich es nicht anders gewöhnt gewesen, doch seit er weg war, machte mich das Ganze unheimlich fertig. Ich sah ihn überall, selbst hier. Es brachte mich um den Verstand. Starr blickte ich auf das Essen auf meinem Tablett und obwohl es heute Lasagne gab, war mir schlagartig der Appetit vergangen. Seufzend schob ich den Teller angewidert von mir, legte meine Arme auf den Tisch und bettete meinen Kopf darauf.

„Aubrey?"

„Verschwinde."

„Bitte, ich ..."

„Ich will nicht mit dir reden, okay? Hast du das immer noch nicht begriffen?"

„Wenn du mir nur eine Chance geben würdest, bitte."

Ich seufzte genervt, rührte mich aber keinen Millimeter. Ich hoffte einfach, dass sie gleich wieder aufgeben und verschwinden würde, doch zu meinem großen Bedauern sah ich aus den Augenwinkeln, als ich meine Augen leicht öffnete, wie sie immer noch seitlich vor mir stand und sich dann auf einmal mir gegenüber niederließ. Böse dreinblickend hob ich meinen Kopf, schenkte ihr einen unmissverständlichen Blick und steckte dann ohne Kommentar meine Kopfhörer ein, um sie einfach zu übertönen. Meghan versuchte schon seit Tagen mit mir zu reden, doch darauf hatte ich absolut keine Lust. Ich wusste nicht einmal, was sie von mir wollte, aber der Zorn und die Abscheu, die ich für Brian empfand, hatte sich automatisch auch auf Meghan übertragen. Ich wusste, dass das falsch war, aber ich konnte nicht anders. Sie verdiente meine Abneigung. Sie war die ganze Zeit über mit ihm zusammen gewesen und hatte diese Seite an ihm nicht gekannt. Vielleicht hätte sie ihn aufhalten können, wenn sie sich anders verhalten hätte. Möglicherweise wäre alles ganz anders gekommen, wenn er nicht angeschossen worden wäre. Hätte er sich dann von mir verabschiedet? Hätte er sich mir gegenüber nicht so kalt verhalten? Wäre er nicht einfach ohne ein Wort an mich verschwunden?

„Ich verstehe, warum du mir nicht zuhören willst, Aubrey. Glaub mir, ich verstehe es, aber ich muss dir das unbedingt erklären", hörte ich sie nach wie vor dumpf, obwohl ich die Lautstärke meiner Kopfhörer bereits gut hochgedreht hatte.

A Matter of TRUST - AMOT II [abgeschlossen] #NewAdultRomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt