Behutsam legte ich meiner Tochter eine Hand auf den Rücken. Ich liebte sie, mehr als ich je etwas anderes lieben könnte. Es war der 26. Juli 2004. Sie war gerade 5 geworden und ich hatte ihr versprochen, dass wenn sie 5 sei, wir ihren ersten Ausflug ins Freibad machen würden, davor hatte ich immer Angst, denn im Freibad sind im Sommer immer massenhaft Menschen und da sie damals noch sehr klein war, wollte ich ihr das nicht zumuten. "Mama, ich will mal rutschen!", sagte sie und sprang von der Bank auf. "Mia, mein Schatz, Mama ist müde, wir gehen ein anderes Mal rutschen!", antwortete ich schweren Herzens, doch die Arbeit war so schwer gewesen, dass meine Beine mich einfach nicht mehr halten wollten. "Dann gehe ich allein'! Ich will unbedingt rutschen, Mama!", sagte sie mit einem befehlendem Unterton. Ich hatte anfangs Zweifel, doch mein Kind so traurig zu sehen, machte mich unglücklich und so gab ich nach. "Aber du musst bitte vorsichtig sein und wenn du oben bist, rufst du "Mama", damit ich weiß, dass du gut hochgekommen bist, weil ich dich nämlich dort oben nicht sehen kann, die Hecke ist zu hoch!", sagte ich. "Okay Mama, ich versprechs' dir!", antwortete sie glücklich und lief los. Ich holte mein Buch raus und las. Eine Frau neben mir lächelte mich freundlich an, dann setze sie sich neben mich. "Entschuldigung, ich will sie wirklich nicht stören, aber ich kann meinen Ring nicht finden und ich saß vor ihnen auf dieser Bank, vielleicht liegt er hier irgendwo. Können sie mir helfen, ihn zu finden?", fragte sie. "Emm...okay...", antwortete ich. Es verging eine Weile, in der wir die ganze Zeit suchten. "Oh, mein Ring, den wir gesucht hatten, war die ganze Zeit auf meinem Ringfinger...das tut mir jetzt schrecklich leid, na dann, tschüss!", sagte sie und verschwand. Ich war verwundert und holte erneut mein Buch raus. Es fing an zu regnen und so räumte ich alles zusammen. Als ich Mias Handtuch einpackte, fiel es mir ein. Mia hatte nicht ein einziges Mal 'Mama' gerufen, wir hatten es so vereinbart. Panik überfiel mich. Schnell rannte ich die kleine metall Leiter nach oben zur Wasserrutsche. Als ich dort ankam, war die Rutsche Menschenleer, kein einziges Kind, keine einzige Aufsichtsperson. Plötzlich entdeckte ich Mias Ohrring, der vor der Rutsche lag, er war mit kleinen Bluttröpfchen bedeckt. Es traf mich wie ein Blitz. Jemand hatte mir meine Tochter genommen...