Falling

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"Halt! Sarah", wie aus dem Nichts zog er eine Glaskugel hervor, balancierte diese kurze Zeit zwischen den Fingern, bevor er sich erneut an Sarah wandte: "Ich habe noch ein letztes Geschenk für dich." Er streckte seine Hand in ihre Richtung und senkte den Blick. Sie konnte nicht ahnen, wie viel Kraft in diesem einzigen Kristall steckte. Sie musste es einfach annehmen, zum dritten Mal bot er ihr nun ein Geschenk, doch nun war der Unstand komplett anders, als es die letzten Male gewesen war. Leise und kaum hörbar begann sie zu flüstern: "Ja, ich nehme es an." Er trat einen Schritt zurück und warf die Kugel Richtung Wolken. Sarah war verwirrt. Was geschah hier? Plötzlich durchfuhr ein stechender Schmerz seinen Rücken, was ihn unweigerlich zu Boden zwang. Langsam begannen eulenartige Flüger aus seinen Schultern zu wachsen, was ihm immer noch unsagbare Schmerzen bereitete. Jeder Sterbliche wäre wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen. Wie erleichtert er war, als der Schmerz nachließ und das blaue Blut an den Federn entlang ran. Gleichzeitig zu dieser Prozedur, flog etwas vom Himmel direkt in Sarahs Hände. Der Schwung dieses Gegenstandes ließ sie das Gleichgewicht verlieren und sie stützte den Turm hinab. Jareth, welcher immer noch etwas geschwächt war und keine weitere Zeit hatte sich zu erholen, sprang blitzschnell vom Turm, ihr hinterher. Fest umklammerte sie die Glaskugel. Sie war todkrank, das Ende würde so oder so auf sie zukommen. Für sie war es vorbei, doch für ihn hatte es gerade erst angefangen. Er packte sie am Handgelenk und zog sie in seine Arme. Elegant landete er im Gras. Sie war ganz bleich aller Glanz war von ihrer Haut und ihren Haaren gewichen. Sie wirkte leblos, tot. Doch noch wollte er nicht aufgeben. Er würde immer noch alles erdenkliche für sie tun und er liebte sie zu sehr, um sie nun einfach so gehen zu lassen.
I move the stars for no one...
Nein, sie war nicht niemand, nicht mehr. Sie schätze ihn, dies hatte sie ihm mit ihrem letzten Kuss bewusst gemacht. Deshalb nahm er noch einmal all seine Kraft zusammen und schrie: "Dies ist mein Reich, hier herrsche ich allein! Und ich, Jareth, König dieses Reiches, schenke Sarah Williams das Leben!" Er zog sich einen seiner schwarzen Handschuhe mit den Zähnen aus und legte seine Hand auf ihre Wange. Er spürte ihre Körperwärme und der gewohnte rosarote Farbton kehrte auf ihre Wangen zurück. Ihr Herz schlug gleichmäßig im Takt mit dem seinen. Sie lebte. Er nahm ihr die Glaskugel aus den Händen. "Danke, dass du dieses Mal mein Geschenk angenommen hast." Doch weiteres Blut lief aus seiner Nase und färbte das, zuvor rein weiße, Hemd blau. Er spürte leichte Schmerzen in seinem Körper. Der Tod war wütend auf ihn, da er das Mädchen nicht bekommen konnte und versuchte ihn von innen heraus zu zerstören. Schützend schwang er seine Flügel, um sich und Sarah. Er schwor sich, heute würde der Tod keinen von ihnen beiden bekommen. Langsam erhob Jareth sich in die Lüfte und flog mit Sarah in den Armen zurück ins Schloss. Er legte sie auf sein Bett und setzte sich neben sie auf die Matratzte. Lange verweilte er einfach still neben ihr, doch nach einer Weile begann er zu singen, ein altbekanntes Lied:

There's such a sad love
Deep in your eyes A kind of pale jewel
Open and closed Within your eyes
I'll place the sky
Within your eyes

Sarah fand sich in einem wunderschönen Ballsaal wieder. Suchend bahnte sie sich den Weg durch die Menschenmenge. Auf der Suche nach ihm.

There's such a fooled heart
Beatin' so fast
In search of new dreams
A love that will last
Within your heart
I'll place the moon
Within your heart

Und dort war er wieder, doch sobald sie ihn erblickte, war er auch schon wieder verschwunden.

As the pain sweeps through,
Makes no sense for you
Every thrill is gone
Wasn't too much fun at all,

Diesmal tauchte er direkt hinter ihr auf, nur um ihr dann ein weiteres Mal aus dem Blick zu entfliehen.

But I'll be there for you
As the world falls down

Und da ist er. Er blickt ihr tief in die Augen, doch auch diesmal taucht er wieder in der Menge unter.

Falling
Falling down
Falling in love

Doch als sie ihn diesmal erblickt, bleibt er stehen.

I'll paint you mornings of gold
I'll spin you Valentine evenings
Though we're strangers 'til now,
We're choosing the path
Between the stars

Er bewegt sich mit langsamen Schritten auf sie zu.

I'll leave my love
Between the stars

Er ergreift ihre ihre Hand und beginnt mit ihr über das Parket zu schweben.

As the pain sweeps through,
Makes no sense for you
Every thrill is gone
Wasn't too much fun at all,
But I'll be there for you-ou-ou
As the world falls down

Und wie wunderschön er doch singen kann. Diese Stimme kann wahrhaftig nicht von dieser Welt stammen.

Falling
As the world falls down
Falling
As the world falls down
Falling
Falling in love
As the world falls down, falling
Falling
Falling in love

Alle starren auf die Beiden, wie sie elegant über das Parkett tanzen.

As the world falls down, falling
Falling
Makes no sense at all
Makes no sense to fall
Falling
As the world falls down
Falling

Die Uhr! 13 Stunden... you have thirteen hours in which to solve the Labyrinth... abrupt löste sie sich von ihm und schlug sich durch die Menge hin zu einem Spiegel.

Falling in love
As the world falls down
Falling

Sie packte einem Stuhl.

Falling in love
Falling in love

Und zerbrach damit den Spiegel...

Sarah schlug die Augen auf. Jareth stoppte sofort das Singen und sah ihr in die Augen. Sarah richtete sich auf, legte eine Hand in seinen Nacken und legte ihre Lippen auf die Seinen. Er zog sie noch näher an sich und hob sie auf seinen Schoß. Dieser Kuss war so unglaublich innig und so zärtlich, es war pure Liebe. Langsam löste sich Sarah von seinen verführerischen Lippen, doch sie sagte nichts, sondern lag einfach weiter in seinen Armen. Er griff hingegen auf die Kommode und drückte ihr die Glaskugel in die Hand. "Das ist dein Geschenk, verlier es nicht." "Oh...Jareth" Sie gab ihm einen weiteren Kuss. "Was ist eigentlich geschehen? Ich müsste doch tot sein... oder bin ich das sogar?" Jareth lächelte. "Nein, du bist nicht tot. Weißt du noch, dass du vom Dach gefallen bist?" "Ja, bis dahin erinnere ich mich noch..." "Gut. Also ich bin dir hinterher und hab dich aufgefangen, doch du warst schon tot. Also habe ich geschrien. Ich habe gerufen, dass ich hier der König bin und ich, als König dieses Reiches, dir das Leben schenke." "Dann bin ich nun wieder am Leben? Dann muss ich schnell nach Hause zu Toby und..." Jareth schüttelte den Kopf. "Nicht so eilig, das geht leider nicht." "Wieso nicht?" Tränen begannen sich den Weg über ihre Wangen zu bahnen. "In der Menschenwelt kann ich dich nicht schützen", begann er mit traurigem Ton, "Du würdest sterben." "Nein! Es muss doch einen Weg geben..." Sie begann immer lauter zu schluchzen und zu weinen. "Nein Sarah, diesmal gibt es keinen Ausweg. Du kannst allein in meinem Reich existieren." Er zog sie ganz nah an sich und gab ihr einen Kuss auf das Haupt. "Nicht weinen, es gibt vielleicht doch einen Weg", Sarah horchte auf, "ich kann dich nicht mitnehmen, aber deinen Geist. So könntest du wenigstens deine Familie sehen und rein theoretisch auch Briefe schreiben, aber ich denke nicht, dass deine Familie dir dieses Geschichte abnimmt. Aber dies ist ganz allein deine Entscheidung." "Danke, Jareth" "Gerne. Du weißt doch, für dich war ich immer großzügig. Ich habe getan, worum du mich gebeten hast. Ich habe die Welt auf den Kopf gestellt und ich habe die Zeit zurückgedreht und das alles habe ich nur für dich getan." "Through dangers untold and hardships unnumbered... I have fought my way here to the castle beyond the goblin city... For my will is as strong as yours... And my kingdom as great..." "Stopp, Sarah" "...you have all power over me!" Er begann zu lachen und sie ebenso. Hätte er ernsthaft gedacht, sie würde ihm jetzt noch seiner Macht berauben?! All diese Erinnerungen von ihrem ersten Besuch hier waren Vergangenheit. Sie lebte nun hier, für immer, an der Seite des Koboldkönigs. Hier, wo Zeit keine Rolle spielt...

Wo Zeit keine Rolle spielt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt