Kapitel 17

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Gehetzt rannte ich die Treppe zum Klassenzimmer hoch. Ich hatte, wie so oft, verschlafen und hatte zu meinem Bedauern auch keine Zeit mehr gehabt, mich aufwendiger herzurichten, sodass ich nur sehr dezent geschminkt war. Glücklicherweise hatte der Unterricht erst vor fünf Minuten angefangen, also wird es schon nicht so schlimm sein. Ich zog die Tür auf und unterbrach Alexander somit genau in einem Satz. "Ach, wie schön, dass du uns auch mal mit deiner Anwesenheit beehrst. Es ist ja nicht so, dass der Unterricht für alle zur gleichen Zeit beginnt.", sagte Alexander genervt und sah mich wütend an. Gerade als ich zu einer Erklärung ansetzten wollte, äußerte er: "Mir ist egal, wieso du zu spät bist, setz dich einfach hin." Schweigend ging ich zu seinem Platz und ließ mich auf den Stuhl fallen. "Was ist denn mit ihm los?", murmelte ich vor mich hin. "Wahrscheinlich ist er zu unausgelastet im Bett.", antwortete Ragnor. Geschockt von dieser Aussage, verschluckte ich mich an meiner Spucke und fing an laut zu husten. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag, spürte ich , wie sich alle Blicke auf mich richteten. "Danke, fürs erneute Unterbrechen. Hol dir nach der Stunde einen Strafarbeit ab. Doch jetzt zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Wir schreiben heute einen Überraschungstest.", meinte er trocken und ging durch die Reihen, um die Test auszuteilen. Genervt stöhnte ein Großteil der Klasse auf und begann die Tische auseinander zu schieben. "Spart euch die Mühe. Ich habe verschiedene Test gemacht.", bemerkte er amüsiert und ein schelmisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Nur Lehrer konnten sich darüber freuen, Kinder leiden zu sehen. Als Alexander einen Test auf meinen Tisch legte, schaute er mich böse an, bevor er die restlichen Blätter austeilte. Was war nur mit ihm los und warum ist er böse auf mich? War er überhaupt böse auf mich? Aber aus welchem Grund? Kopfschüttelnd widmete ich meine Aufmerksamkeit der Aufgaben. Angestrengt versuchte ich mich an irgendwelche Lösungsansätze und Formeln zu erinnern, aber da war nur das Nachsitzen bei Alexander in meinem Kopf. Ich seufzte verträumt, als ich mich daran zurück erinnerte und bemerkte nicht, dass Alexander über meine Schulter auf mein leeres Blatt schaute. "War wohl eine lange Nacht, was?", flüsterte er sauer in mein Ohr. Verwirrt sah ich ihn an. Was meinte er damit? Ich hab doch gar nichts gemacht. Ritt er etwa immer noch auf der One-Night-Stand-Sache herum? Das konnte doch nicht sein Ernst sein.

Die Minuten vergingen, doch mein Blatt blieb leer. Zu vertieft war ich meinen Gedanken. Erst als Alexander laut sagte, dass wir die Test abgeben sollten, löste ich mich aus meinen Gedanken. Seufzend stand ich auf und nahm das leere Blatt. 'Und schon wieder eine Sechs.', dachte ich und lief zögernd nach vorne. Als ich den Test auf den Stapel mit den voll geschriebenen Blättern legte, sah mich Alexander enttäuscht an. Langsam trottete ich zu meinem Platz zurück und als ich mich hinsetzte, sagte Ragnor: "Na, schon wieder einen leeren Test abgegeben?" "Ja, der Test lief fantastisch und bei dir?", gab ich sarkastisch zurück. Er lachte auf und antwortete: "Ja, wie soll er gelaufen sein? Entspannt halt." Ich verdrehte die Augen. Es wird doch so wie so wieder eine Eins werden.

Malec - Secret LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt