Erkenne

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"Ich kann den Klang des Holzes auf deinem Hohlkopf noch hören als wäre es gestern Gewesen." Ein Schlag von oben traf auf Ezras Trainingsschwert. "Das ist schon Ewigkeiten her, unterdessen ist dein Bart schon ergraut Meister." Er lenkte das Schwert geschmeidig an sich vorbei und holte zum Schlag aus, doch sein Meister hatte schon zum nächsten Schlag angesetzt. Ezra musste im letzten Moment ausweichen, ansonsten hätte er einen hieb in die Rippen bekomme. Er duckte sich drunter hinweg. "Noch bin ich schnell genug um Frischlinge wie dich zu trainieren." war die Antwort des Meisters. Er holte aus für einen weitern schlag über den Kopf doch Ezra hatte den Angriff vorausgesehen und täuschte einen Block vor, setzte im letzten Moment einen Schritt zur Seite und ließ das Schwert ins Leere schlagen, während er einen Hieb in die Linke Seite des Meisters landen konnte. Sein Mentor legte nun das Arm um das Schwert. "Ich bin verletzt, aber nicht tot." Mit diesen Worten zog er Ezra am Schwert zu sich und fegte ihm den Boden unter den Füßen mit einem Tritt weg. Ezra lag am Boden und ehe er sich versah hatte er auch schon die Stumpfe Spitze eines Trainingsschwertes in der Magengrube. "Du hingegen bist jetzt Tot, dank deiner voreiligen Zunge und deiner selbstsicheren Gedanken."

Sein Meister Reichte ihm eine Hand und half ihm Hoch. "Du kannst das Schwert schon gut führen, aber du machst immer wieder den Fehler deine Gegner zu unterschätzen." Ezra guckte beschämt zu Boden. "Zuerst sagen sie, ich soll nicht zögern, und nun soll ich mir nicht sicher sein? Ich verstehe nicht was ich davon Lernen soll!" Er schaute auf und sah seinen Meister nun nach Klarheit suchend an. "Beide Aussagen treffen zu. Zögere nicht die schwachen Punkte deines Gegner auszunutzen, aber sei dir niemals sicher, das es auch schwache Punkte sind." Ezra war wieder verzweifelt. Es viel ihm schwer die Ratschläge seines Meister zu allen Zeiten zu befolgen, es waren schon hunderte Lektionen gewesen. "Danke für den Rat Meister, ich werde Morgen versuchen daran zu denken." Ezra versuchte so zuversichtlich wie möglich zu klingen. "Wenn du Merkst, das du die Oberhand über deinen Gegner verlierst, erkämpfe sie nicht zurück. Warte bis er den Fehler macht dich zu unterschätzen." Seine stürmische und ungehaltene Art im Kampf waren Ezras nächst größten Schwächen. Es waren die letzten Worte seines Meisters für den Abend. Ezra bedankte sich erneut und verbeugte sich zum Abschied. Mit einer angedeuteten Verbeugung drehte sich sein Meister um und ging.

Noch einige Zeit später saß Ezra auf dem großen Sonnenstein und dachte über die Worte seines Meisters nach. Sein Blick schweifte über den weitläufigen Übungsplatz. In der ferne sah er er den Großen Sonnenfels auf dem die Festung stand. Der Festung zu Füßen lagen die Wohnbezirke und die Felder. Die Große Sonnenlichtung  wurde von einem dichten Wald geschützt. Auf dem Übungsplatz Trainierten noch andere Junge die morgen vor dem Beginn ihres Martyriums stehen würden. Er sah seinen besten Freund Leon mit Noelle und ihrem Bruder Kjell trainieren. Sie würden Morgen auch die erste Prüfung bestreiten müssen, doch anders als Ezra schienen sie keine Zweifel zu haben. Leon war ein Naturtalent im Kampf und zeigte den Geschwistern ein paar Bewegungsabläufe. Der Abend brach schon an und der Wind wurde kühler. Er beschloss sich zu seinen Freunden zu gesellen und noch ein wenig mit ihnen zu üben. 

"Da kommt ja unser Goldjunge!" Rief Kjell Ezra zu. Es stimmte, als Sohn des Lords von Sonnenfels hatte er einen Mentor Bekommen und einige Vorzüge genossen. Vorzüge die er lieber nicht gehabt hätte, denn er wurde von seinen Freunden immer als etwas anderes behandelt. Sie sagten es stimme nicht, aber er spürte es. "Du weißt, dass ich nicht um einen Mentor gebeten habe oder?" Er ließ es wie einen Scherz wirken, aber es war ihm im Grunde ernst. "Aber Schaden wird es dir im Martyrium nicht." Der Ton des Gespräches wurde schnell vorwurfsvoll und Ezra hatte das Gefühl sich verteidigen zu müssen. "Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich lieber mit euch Trainiert, das weißt du."  Zweifelnd sah Kjell ihn an. "Wenn das wirklich so ist, hättest du mit uns trainiert! Immerhin bist du der Sohn eines Lords und hättest das veranlassen können oder?"  Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sich Kjell wütend um und ging. Sprachlos wollte Ezra noch etwas sagen aber er fand keine Worte. Er sah seine anderen Freunde an, in der Hoffnung dass sie es verstehen würden, doch auch sie wandten sich nun ab und gingen.

Auf dem Weg zur Festung merkte er die aufgeregte Stimmung in den Straßen von Sonnenfels. Während die jungen Männer und Frauen ihre Prüfungen überstanden war die Stadt in festlicher Aufruhe und nun wurden die letzten Vorbereitungen für morgen getroffen. Während die jungen Anwärter zum ersten mal die Weißsicht erhielten und dann einen Kampf mit einem ihnen Ausgewählten Partner ausfechteten, würde die Stadt ein  Straßenfest feiern um die Götter für ihre Prüfung gütig zu stimmen. Die Sonne stand am Rand des Horizonts und die Wächter gingen durch die Straßen um die Feuerstellen anzuzünden. Die Luft war klar und die Vögel sangen nun seit Langem mal wieder in die Nacht hinein. Der Sommer würde Bald kommen dachte sich Ezra. Als er in den Palast der Festung kam wurde er sofort von einem Vogt zu seinem Vater gebracht. Er saß an einer großen Tafel zusammen mit anderen Beratern. Sie alle bis auf sein Vater standen auf als er in den Raum kam. "Lord Ezra" ertönte es zur Begrüßung und dann setzten sie sich. "Meine Lords." erwiderte Ezra mit gesenktem Blick. "Vater".

Er setzte sich an den freien Platz der Tafel. Er konnte beide, den Lord von Schnellwasser und den Lord von Trübweite unter den Gästen seines Vaters ausmachen. "Wir müssen schnell handeln." Fing sein Vater an. "Dieses Jahr sind die Weißen schon früh in den Wäldern, und sie sind Zahlreiche. Zwei Schüler unserer Aufklärer haben es zur Klippenwacht geschafft. ihre Mentoren sind von den Weißen getötet worden." Ezra war verblüfft, normalerweise kamen die Aufklärer ohne Probleme mit den Weißen zurecht. "Unsinn, die zwei müssen Lügen, der Frühling war noch nie so früh, und die Weißen ebenso." der Lord  der Trübweite war schon lange ein dorn im Auge von Ezras Vater. Der frühere Lord ist auf noch ungeklärte Weise gestorben und so sitzt nun sein Sohn Percival Suderlund auf dem Thron. Er war weniger umgänglich als sein Vater und mit deutlich mehr Streitlust im Blut geboren. "Was veranlasst euch zu denken das sie Lügen Lord Suderlund?" fragte Ezras Vater. "Vielleicht wollten sie mit einem Mord davon kommen, oder vielleicht lügt ihr auch, um eure Truppen vor dem drohenden Konflikt mit den anderen Lords im norden zu schonen."  Diese Anschuldigungen waren äußerst dreist da im Übereinkommen der drei Lords zum Südmark Bund steht das Sonnenfels die gebiete des Clans vor den Weißen aus dem Süden beschütze. Dafür würden die Flusslande und die Weite die Armeen stellen um sich gegen die anderen Clans zu behaupten. "Was würde ich dadurch bezwecken Lord Suderlund?" Ezra merkte, dass sein Vater noch so eben seine Fassung behalten konnte. "Um euch, wenn unsere Truppen aufgerieben sind, mit dem Feind zu verbünden und die gebiete der Flusslande und der Weite mit dem Feind aufzuteilen." Der Lord von Trübweite meinte es ernst. die Lords und ihre Berater an der Tafel schwiegen für kurze Zeit und Ezra dachte nach. "Wenn ihr erlaubt Vater, könnten wir einen Trupp Aussenden um einen Weißen zu fangen. Das müsste den Lords als Beweis reichen." erhob Ezra das Wort. Nach weiterem Schweigen stimmte zuerst der Lord von Schnellwasser zu, dann der Lord der Weite. Die Blicke richteten sich auf den Lord von Sonnenfels. "Gut wir werden einen Trupp aussenden, gleich morgen Früh, damit sie am Ende der Feierlichkeiten mit der Beute heimkehren. So lange werden die Lords unsere Gäste sein!" Sein Vater wies den Großmeister der Garnison an, 5 Varanu-Reiter und 15 Kavalleristen auf die Jagt zu schicken. Er erhob sich von seinem Platz an der Spitze der Tafel und bat Ezra auf ein Wort unter sich.

"Du wirst Heiraten." Waren die ersten Worte seines Vaters hinter den verschlossenen Türen. Ezra musste schlucken. "Was?! Und.. Wen?" Ezra wollte noch nicht heiraten, vor allem weil er eigentlich Augen für ein bestimmtes Mädchen hatte. "Es ist die Tochter der Flusslande des Lords Schwarzwatt von Schnellwasser." "Ich möchte sie nicht Heiraten, ich kenne sie nicht!" Er schrie es beinahe so dass es beinahe jemand hätte hören können. "Du wirst sie heiraten. Wie du siehst ist der Lord der weite ein brennendes Pulverfass und wir brauchen ein starkes Bündnis mit den Flusslanden falls unser Clanbündis bricht!" Ezra sah die Problematik, aber er sah es nicht ein, dass er dafür den Kopf hinhalten sollte. "Ich möchte sie kennen lernen, dann entscheide ich." bestimmte Ezra. "Sie wird während deines Martyriums hier sein, du wirst sie also kennenlernen." Ezra akzeptierte dies fürs erste und ging.
"Du wirst erkennen was das beste für unsere Familie ist" rief sein Vater ihm noch hinterher. Erkennen, dachte sich Ezra.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 23, 2019 ⏰

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Clans - Buch 1 ; WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt