twenty two

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Changkyun;

Die Zeit verging wie im Flug.
Es war mittlerweile zwei Wochen her, seit Kihyun und ich unserer ersten Kuss hatten.
Schön und gut, trotzdem rannte ich bei ihm gegen eine Wand aus Beton. Er versprach mir zwar hoch und heilig, dass er demnächst endlich mit der Sprache hinausrücken würde, aber seine Versprechen häuften sich immer weiter auf. Auf eine Erklärung zu warten, war ein unerreichbarer, weit entfernter Traum geworden.
Seit diesem Tag an beehrte uns auch Hoseok mit seiner Anwesenheit. Für mich war sein kindisches Verhalten pure Provokation, aber solange er Kihyun in Ruhe ließ, konnte er machen, was er wollte.
Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als mich Hoseok an den Haaren nach unten zog, sodass ich flach neben ihm auf dem Sofa lag.
Der Silberhaarige schenkte mir ein unschuldiges, durchaus diabolisches Grinsen und zuckte mit den Schultern.

"Wo ist eigentlich dein Lover?",fragte er, seine provozierender Unterton war kaum überhörbar.

"Hast du es dann mal?
Er schläft.",wies ich ihn hin und schlug ihm so hart auf den Oberschenkel, dass es mit Sicherheit Spuren hinterließ.

"Immernoch?
Ist mir ein Rätsel, wie du es mit ihm aushälst. Ich wäre schon lange vom Balkon gesprungen."

"Ich glaube, das hat dich herzlich wenig zu interessieren.",antwortete ich mit verstellter Stimmenlage und lächelte ihn krampfhaft an, mit dem unstillbaren Bedürfnis, ihm einfach eine zu verpassen.
Meine Wut staute sich seit Tagen unbefriedigt auf, es war kaum noch zu ertragen, ihn ohne hintergründige Mordgedanken in sein verdammtes Gesicht zu sehen.

"Hat er dich schon aufgeklärt?
Mich interessiert es echt blendend.~"

"Zum zwanzigsten Mal für heute, nein, hat er nicht und ich werde ihn dazu auch nicht zwingen.",murmelte ich kurz davor meine Selbstbeherrschung endgültig zu verlieren,
"Lass mich gefälligst in Ruhe."

Kaum hatte ich meinen Satz beendet, schon stand ich auf und suchte möglichst den effizientesten Weg, dass mir Hoseok definitiv heute nicht mehr unter die Augen kommen würde.
Ich konnte nicht sagen, was er mit seinen Racheaktionen bewirken wollte, aber seine Intentionen waren sicherlich keine guten und dafür hasste ich ihn.
Vielleicht sollte ich Hyungwon endlich beichten, dass sich sein toller Freund bei uns vor ihm versteckte, das würde die entscheidende Lösung von so einigen lästigen Problemen darstellen.

Wieder führte mich mein Weg durch die sich endlos ziehenden Gänge der Villa.
Seufzend blieb ich vor dem zerstörten Portrait von Kihyun und Hyunwoo stehen, retten konnte ich es leider nicht.
Einige tiefe Kratzer der Glasscherben hatten der Farbe ziemlich zugesetzt, besonders Kihyuns Gesicht erwischte es. Jetzt befand sich lediglich ein Muster aus kleinsten Scherben an dieser Stelle. Schade eigentlich.
Ich lief ohne groß nachzudenken in Kihyuns eigenes Arbeitszimmer, welches ich vor einigen Tagen mitsamt dem Schlüssel entdeckte. Es grenzte glücklicherweise direkt neben seinem Schlafzimmer an, was mir das stundenlange Suchen immens ersparte.
Darin verloren hatte ich zwar ohne seine Einverständnis nichts, aber anders wusste ich mir langsam nicht mehr zu helfen.
Ich war mir sicher, dass ich mit etwas Glück wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt finden konnte, an dem ich mich orientieren konnte. Irgendwas musste sich schließlich hinter dieser verschlossenen Tür verbergen.
Bei Hyunwoos Zimmer erwiesen sich alle Mühen als absolute Zeitverschwendung. Außer benutzte Taschentücher gab es nichts Aufregendes zu entdecken. Nicht, dass ich mich krampfhaft versuchte, in das Privatleben anderen reinzuhängen; ich wollte Kihyun nur endlich helfen. Helfen aus dieser depressiven Phase zu entkommen. Ich konnte Nachts sein stundenlagen Gewimmer neben mir nicht mehr ertragen. Es machte mich krank.
Ein ausgebildeter Psychologe war ich nicht, nicht mal ansatzweise, aber ein Versuch war es trotzdem wert.
Kihyun war mir wichtig. Sein Leiden traf mich härter als jegliche Schmerzen zuvor.

Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt und quetschte mich durch die kleine Öffnung, meine Hand ließ ich auf den Lichtschalter wandern.
Kaum strahlte über mir das grelle Licht auf, schon durchwühlte ich sämtliche Schubladen nach Beweisstücken.
Das enstandene Chaos ignorierte ich dabei, mir war so ziemlich alles egal. Ich brauchte endlich meine langersehnten Antworten, sonst verlor ich noch den Verstand.

"Was?"

Ich schob einige Stapel Papier beiseite und zog ein verstaubtes Fotoalbum aus den tiefen der Schränke.
Behutsam pustete ich den Staub von der rauen Oberflächlich und fuhr mit meiner Hand darüber.
Der schwarze Einband mit Gold versehen wirkte völlig überzogen, teuer und extravagant, aber wundern tat mich das in diesem Haushalt kaum noch.
In meinen Fingerspitzen juckte es mich, dieses Buch schamlos zu öffnen, auf jedes kleinste Detail zu studieren, ein anderer Teil in mir hielt mich jedoch zurück.
Ich griff ungern in die Privatsphäre von anderen ein, dennoch siegte beim zweiten Gedanken daran, meine Unvernunft und ich fing behutsam an, die erste Seite aufzuschlagen.

Das Album stellte sich als eine Sammlung von Fotos mit Kihyun und Hyunwoo heraus; jede Seite des 24-seitigen Buches war mit Bildern der beiden beklebt, angefangen von ihrer Kindheit bis zu einem Datum vor mehr als drei Jahren.
Weder waren diese beschriftet, noch liebevoll verziert, sie waren unordenltich aufgeklebt, was eher untypisch für Erinnerungen wie diese war.
Als ich die letzte Seite erreichte, gab ich bereits die Hoffnung auf, aber dann stach er mir ins Auge, ein Zeitungsartikel mit einem dazugehörigen Foto von einer vollbefahrenen Straße.
Der Artikel schlug bereits leichte Wellen durch die unsauber aufgetragene Leimschicht darunter, daher war die Schrift fast vollständig unlesbar.
Ich drehte und wendete das Buch wie ein Wahnsinniger, aber nichts half. Mein einziger Anhaltspunkt war nicht mehr entzifferbar.

"Ich raste noch aus!",zischte ich aufgebracht und schlug die Hände über dem Kopf zusammen,
"Warum muss ausgerechnet ich damit geplagt werden, ich sterbe noch!"

"Ich raste auch gleich aus, was um Himmels Willen machst du hier?!"

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