Attacke

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Er hatte wohl bemerkt, dass er hier, ohne eine Tonne Autoramme und Fotos zu machen, nicht lebend raus kam. Ja jetzt tat er mir leid. Ich zog ihn ein Stück um die Ecke. "Du..Du musst da nicht mit rein, Samu, echt. Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst nur wegen mir und meinen Fallkünsten." Flüsterte ich, weil ich unnötige Kreischanfälle vermeiden wollte. Ich senkte den Blick und begutachtete nochmal meinen schmerzenden Arm. "No Lia, I don't leave you alone here. I know you're scared and that's why I'll stay here.. With you." Oh man das war echt süß von ihm und ich hätte ihn am liebsten geknuddelt. Tat ich aber nicht. Ich wollte zwar nicht, dass er wegen mir erkannt wurde aber allein in einem Krankenhaus zu sein machte mir Angst. Ich fühlte mich oft allein, auch wenn der Raum voller Menschen war. Außerdem wäre ich ohne sein Beisein sicherlich schon längst geflüchtet. Also sah ich ihn an "Danke." Er nickte lächelnd. Ich sah in Richtung Wartezimmer. Ich konnte mich an diesen Raum nur zu gut erinnern. Dieser Raum voller kranker Menschen und Menschen die glauben, dass sie todsterbenskrank seien und die wirklich Kranken durch ihre Anwesenheit um wertvolle Heilungszeit brachten. Dieser stickig, stinkende Raum in dem selten Freude zu spüren war. Ich begann zu zittern. Sehr unauffällig und es kam auch gleich Bestätigung "Lia?" fragte Samu "Ähh ja?" Stotterte ich. Er grinste und griff nach meiner Hand. Natürlich die unverletzte. Er ging voran, in das stickige Zimmer. Wir liefen durch die Reihen von Stühlen, auf denen Leute mit offen stehenden Mündern saßen. Er zog mich weiter bis zu den zwei letzten freien Plätzen in der hintersten Ecke. Dort setzte er sich und ich ließ mich neben ihn plumpsen. Das war wohl der Startschuss, denn ein ungefähr 12 jähriges Mädchen mit Zahnspange,  das neben mir saß, begann zu schreien, worauf die anderen einsetzten. Na das nenn ich mal Begrüßung. Ich sah zu Samu, er zu mir. Durch die eindringlichen Schreie versuchte Samu sich Gehör zu verschaffen "Ähm Hey." Mit so einer Lautstärke hatte selbst er noch weniger gerechnet als ich. Doch die Kinder hatten sich immernochnicht eingekrigt und einige riefen Dinge wie "Oh mein Gott da ist Sammuuuu!" oder "Samu ich liebe dich!" Und ich wartete nur auf einen Schrei der "Attacke!" hieß. Zum Glück blieben sie auf ihren Plätzen sitzen, mit Hilfe der Eltern (die wohl merkten, dass es Samu unangenehm war.) Was auch gut war, denn ohne die Eltern wäre das wohl zu einer Massenschlägerei gekommen.Die Kinder zappelten ein wenig auf ihren Sitzen herum bis Samu, der meine Hand immernoch gedrückt hielt, sagte:" Okay, okay I know my name. And can you please stop to shout? I need my ears really!" Auf einmal wurde es still und eine Krankenschwester kam panisch ins Zimmer gestürmt. Eine von der Sorte: Gib mir deinen Arm, dass ich die Nadel extra heftig in deinen Arm hauen kann egal wie viele Anläufe es benötigt! Dann rief sie:" Was ist denn..." Dann sah sie Samu und ihre Stimme wurde leiser "Hier los?" Ihre Augen hefteten sich an ihn, wie eine dieser fiesen Kletten die ich mir früher immer in die Haare gehängt hatte, was meistens mit einem Friseutermin ausging. Der Arme. Alles blieb wieder an ihm hängen (Ja so wie fiese Kletten-Schwester-Augen) "I just wanted to go to the hospital with this girl and now I'm here with loud kids, who want to get autographs." Sie wollte mit Sicherheit auch eins, denn sie nickte nur blöd. Ja toll ein nicken brachte uns sicherlich weiter auf einem Schlachtfeld voll Kinder, die fast einen Sänger attakiert hatten. Also ergriff Samu wieder das Wort. "So do you want autographs?" Ein heftiges Nicken ging durch die Runde. Ich war mir sicher, dass die Hälfte dieser Kinder nicht ein Lied von Sunrise Ave kannten. Geschweigedenn wussten, dass Samu zu einer Band gehört.  Aber jedenfalls schrien sie nun nicht mehr. Samu sah mich an und ich nickte zaghaft. Es war ja schön, dass er sich auch für seine kleinen Fans Zeit nahm. Auch wenn er wohl so oder so keine Wahl gehabt hätte. Also löste er seine Hand von meiner und ging von Stuhl zu Stuhl um fleißig Autogramme zu geben. Ich fragte mich wie oft er in seinem Leben wohl schon seinen Namen geschrieben hatte.

Er unterschrieb auf Gipsen an Beinen oder Armen, Tshirts,  Schuhen, Kassenzetteln, Armen (Auch ohne Gips) und allem Möglichen. Ich glaubte, dass es ihm doch etwas Spaß machte. Ganz cool unterhielt er sich mit seinen noch so jungen Fans, lehnte heute Bilder aber ab. Das alles war nichts Neues für ihn. Dann kam er zu einem Mädchen mit braunen, langen Haaren, auf dessen Tasche er unterschrieb. "Wer ist das Mädchen?" fragte sie und zeigte auf mich. Samu sah zu mir rüber "This is Lia!" Sie sah ihn mit großen Augen an "Und was ist mit Vivi?" Er fuhr sich durchs Haar, doch sie hielt ihn mit ihrem Blick fest. Mein Atem stockte und ich glaubte seiner auch.

My ♥ belongs to youWhere stories live. Discover now