Kapitel 1

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Jeder einzelne Knochen tat mir weh. Ich versuchte mich umzuschauen, doch ich konnte meinen Kopf nicht einmal Millimeter bewegen. Um mich herum passierte etwas. Ich sah Blaulicht im Augenwinkel und jemanden, der sich über mich beugte und an meinem Schultern rüttelte. Im ersten Moment tat es weh, doch noch immer konnte ich mich nicht bewegen, nicht sprechen oder hören. Es war, als würde ich in einer Luftblase schweben.

Vielleicht war es gut so, vielleicht würde es einfach vorbei sein und ich könnte bei Fizzy und Jo sein. Natürlich hatte ich das nicht gewollt, ich wollte mich nicht umbringen. Doch der Schmerz saß so tief in meiner Brust, dass ich die Kontrolle über mein Motorrad verlor und einfach gegen diesen Lastwagen fuhr. Nun lag ich hier, nicht fähig mich zu bewegen, geschweige denn zu sprechen. Ich spürte wie etwas Warmes an meiner Schläfe runterlief, Blut, vermutlich. Es wurden immer mehr Menschen die sich über mich beugten, mit mir sprachen und geschockt aussahen. Vielleicht waren es auch nur zwei Menschen, doch ich sah alles verschwommen und doppelt. Ein weiterer Schmerz, als ich hochgehoben wurde, dann wieder Ruhe. Mein Blick war noch immer auf den Sternklaren Nachthimmel gerichtet. Ich wollte einfach loslassen, sehen was passiert, wenn ich die Augen für immer schließen würde, doch ich konnte nicht. Zu viele Aufgaben, Verpflichtungen und Wünsche schwirrten noch in meinem Kopf.

Meine Augen wurden von Sekunde zu Sekunde schwächer, krampfhaft versuchte ich sie offen zu halten, doch letzten Endes schloss ich sie und wurde direkt in eine Traumwelt katapultiert. Oder war das bereits das Ende?

Gequält öffnete ich meine Augen, ein grelles Licht war direkt auf mich gerichtet. Es blendete und hinderte mich daran, Orientierung zu finden. „Louis" sagte jemand von etwas weiter weg. Ich riss meinen Kopf herum. Diese Stimme kannte ich nur zu gut. „Mama" flüsterte ich und versuchte aufzustehen. Ich sah an mir herunter, überall war Blut, doch ich spürte keinen Schmerz. Das grelle Licht verschwand. Stattdessen fand ich mich an einem Strand wieder. Bei genauerem Hinsehen, konnte ich erkennen, dass zwei Gestalten nah am Wasser saßen. Ungläubig lief ich auf sie zu, zitternd und schwer atmend. „Mama!" rief ich erneut. Beide Gestalten drehten sich in meine Richtung und standen auf. Die Tränen liefen mir über das Gesicht, als ich in die Arme meiner Schwester und meiner Mutter fiel. „Ihr seid es wirklich" schluchzte ich und ließ mich einfach fallen. Die Tränen liefen wie ein Wasserfall über mein Gesicht und mein ganzer Körper zitterte. „Oh Lou, das sollte nicht sein" murmelte Fizzy und strich durch meine Haare. Ich sah die beiden an, wischte mir die Tränen weg und schloss meine Schwester noch einmal in die Arme. „Ich konnte mich nicht verabschieden" murmelte ich und drückte sie nur noch mehr an mich. „Es tut mir so unendlich leid Lou" antwortete sie und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und sah sie an. „Nein, dich trifft keine Schuld. Ich hätte bei dir sein müssen, ich hätte schon am Abend davor meine Sachen packen müssen und zu dir fahren müssen, dich trifft verdammt noch mal keine Schuld." Verzweifelt sah sie mich an, wollte noch etwas sagen, wusste aber wahrscheinlich genau, dass es keinen Sinn machte. Meine Mutter nahm meine Hand und zog mich in Richtung eines Hauses. „Wir werden dich jetzt erstmal säubern und du erzählst uns was mit dir passiert ist." Noch immer konnte ich nicht glauben, wo ich hier war. Es fühlte sich an, als wäre ich einfach in ein Flugzeug gestiegen und zu ihnen rüber geflogen, als wären sie einfach weggezogen. Etwas unsicher setzte ich mich auf einen Barhocker und beobachtete meine Mutter dabei, wie sie Haushaltsmittel und Verbandszeug herausholte. „Ist das hier jetzt der Himmel?" fragte ich vorsichtig und sah mich um. Ich hörte Fizzy aus dem Wohnzimmer lachen. Sie kam auf mich zu und strich durch mein Haar. „Nein Lou, das würde bedeuten, dass du gestorben bist." Mein Blick senkte sich. „Ich bin hier, seht mich an. Vielleicht bin ich ja tatsächlich tot." Nun war es meine Mutter, die lachte. Sie kam ebenfalls auf mich zu und erlöste mich von der schweren Motorradjacke. „Hör mal genau hin, schließ die Augen und höre genau hin, was du noch für Geräusche wahrnimmst." Etwas verwirrt tat ich, was meine Mutter sagte und versuchte noch andere Geräusche zu hören, als die, die unmittelbar in meiner Nähe waren. „Komm schon Louis, kämpffür uns! Ich brauche einen Zugang! Wir müssen die Operation sofort einleiten,wir sind dabei ihn zu verlieren!"

Two of us (Louis TomlinsonWhere stories live. Discover now