Kapitel 2

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Schnell öffnete ich meine Augen wieder. Die Stimme von eben war weg, Jo und Fizzy noch immer damit beschäftigt, meine Wunden zu versorgen. „Wenn ich nicht tot bin, warum bin ich dann hier?" fragte ich mit zittriger Stimme und zischte gleich darauf auf, als meine Mutter mit einem Lappen voll mit Desinfektionsmittel über meine Brust strich. „Du bist im Koma, das hier ist sozusagen eine Art Zwischenwelt zwischen Leben und Tod." Sagte Fizzy und sah bei dem letzten Wort auf den Boden. Ich seufzte. „Wenn ich sterbe, würde ich für immer bei euch sein. Aber das würde auch bedeuten, dass ich alle anderen da draußen verlasse. Wie sollen Phoebe, Lottie, Daisy und meine beiden kleinsten nur ohne mich auskommen?!" Verzweiflung breitete sich in mir aus. „Lou, hey, sieh mich an!" sagte Fizzy und hob mein Kinn an. „Du wirst nicht sterben, okay?" fuhr sie fort und sah mich fragten an. Erneut lief eine Träne über mein Gesicht. „Wie soll ich ohne euch leben? Ich schaffe das alles nicht alleine" murmelte ich und sah meiner Mutter wieder zu, wie sich mich pflegte als hätte sie nie etwas Anderes gemacht. „Mein Schatz" fing sie an zu reden und strich über meine Wange. Sofort schmiegte ich mich leicht an ihre Hand und schloss wieder die Augen. „Wir sind hier, wir waren es die ganze Zeit und wir werden dich begleiten, immer." Sagte meine Mutter und lächelte leicht. „Nun bin ich sogar in Gesellschaft" sagte sie und lachte ganz leicht. Aus irgendeinem Grund musste ich weinerlich mitlachen und sah die beiden an. „Ich bin froh, dass ihr zusammen hier seid" sagte ich und lächelte ein wenig. „So weiß ich, dass ihr nicht alleine und hilflos seid" fügte ich hinzu und stand vorsichtig auf. Ein extremer Schmerz zog durch meine Brust, als wäre ich vom Blitz getroffen worden. Erschrocken hielt ich mich an der Theke fest. „Was ist das?!" fragte ich ängstlich und hielt eine Hand auf meine Brust. „Sie versuchen dich zurück zu holen." Sagte meine Schwester und zog ihr T-Shirt leicht runter. Auf ihrem oberen Brustbereich waren Striemen, die eines Defibrillators. Noch immer etwas ängstlich sah ich nach oben, hörte wieder Stimmen von irgendwelchen Ärzten. „Ich will noch nicht gehen" murmelte ich und sah Fizzy und Jo wieder an. „Dann wirst du das auch noch nicht" erwiderte meine Schwester und legte einen Arm um mich. „Wie wäre es, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen?" fragte sie mich und lief mit mir die Treppe hoch. Lachend schubste ich sie leicht an. „Die Tür nach draußen ist aber unten." Sie lachte ebenfalls und sah mich an. „Du willst doch nicht die ganze Zeit in diesen Sachen rumlaufen, oder?" Wieder sah ich an mir runter. „Habe ich eine andere Wahl?"

Fizzy grinste und öffnete eine Tür. Es war ein Badezimmer. „Naja, das hier ist deine Welt. So würde dein eigener, ganz persönlicher Himmel aussehen. Das bedeutet auch, dass wir hier ein Zimmer für dich haben, mit deinen Klamotten." Ich musste irgendwie lachen, setzte mich auf den Badewannenrand und zog vorsichtig mein T-Shirt aus. Meine Schwester verschwand und kam kurze Zeit später mit einem Haufen Klamotten wieder. „Kommst du runter, wenn du fertig bist?" fragte sie und strich mir wieder durch meine Haare. Ich hielt ihre Hand fest, bevor sie gehen konnte. „Seid du und Mom die ganze Zeit hier gewesen?" fragte ich und war mir nicht sicher, wieso ich das überhaupt fragte. Fizzy schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind nur wegen dir hier. Deine Welt würde so aussehen, wenn du ebenfalls sterben würdest. Bevor du hier warst, waren Mom und ich in unserer eigenen kleinen Welt, in Italien." Sie zwinkerte leicht, lief dann aber wieder nach unten. Seufzend stand ich auf und betrachtete mich im Spiegel. Meine Augenringe waren schrecklich, an meinem Kopf noch immer etwas Blut. Kopfschüttelnd zog ich mich aus und stieg unter die Dusche. Ich wollte nicht mehr daran erinnert werden, was mit meinem menschlichen Körper passiert ist, nun war ich hier und wer weiß ob ich bleiben würde. Nach der Dusche fühlte ich mich schon viel besser, viel lebendiger. Mit einem Lächeln zog ich die Klamotten an, die Fizzy mir rausgelegt hatte. Es war ihr Lieblingspullover, den ich mir über den Kopf zog und anschließend mit meinen Armen reinschlüpfte. Langsam ging ich nach unten, sah mir alles genau an. An den Wänden hingen Bilderrahmen mit Fotos von mir, Jo und Fizzy. Sofort sprang meine kleine Schwester auf, als ich runterkam. „Na endlich! Du brauchst ja fast länger alsMom" sagte sie lachend und hakte sich bei mir unter. „Wo ist sie?" fragte ich verwundert und suchte sie mit meinen Augen. „Mach dir keine Sorgen, sie schläft bereits." Etwas verwirrt sah ich sie an. Lachend stupste sie mich an. „Oh Louis, nur, weil wir nicht mehr auf der Welt lebendig sind, heißt das nicht, dass wir wie Vampire nicht mehr schlafen." Nun musste ich auch lachen und ging mit ihr nach draußen. „Es ist perfekt." Sagte ich und sah mich noch einmal komplett um. „Was meinst du?" fragte sie mich und lief rückwärts vor mir, um mich ansehen zu können. „Lachend machte ich einen großen Schritt um auf ihrer Höhe zu sein. „Das hier, alles. Du, Mom,dieses Haus und die Art wie ich hier lebe. Es fühlt sich an, als wäre ich noch immer vollkommen lebendig, nur in einer anderen Welt." An der Stille, die plötzlich eintraf, konnte ich merken, dass Fizzy damit nicht ganz einverstandenwar. Verwirrt blieb ich stehen und hinderte sie daran, an mir vorbeizugehen.„Was ist los?" fragte ich sie und löcherte sie schon fast mit meinem Blick. Sie verdrehte die Augen und setzte sich hin. Sofort setzte ich mich neben sie undsah sie noch immer an. „Louis du darfst nicht hier sein, hörst du? Es mag für dich die perfekte Welt sein, aber du vergisst dabei etwas. Mom und ich sindgestorben, wir sind tot!" Die Worte trafen mich tief und anhand ihrer Redepause konnte man merken, dass sie genau das auch erreichen wollte. „Hör zu" fuhr sie fort und sah mich endlich an. „Ich liebe dich, das tue ich wirklich und ich bin verdammt glücklich, dich noch einmal sehen zu dürfen. Wir bekommen die Chance uns voneinander zu verabschieden, aber das ist auch alles! Du bist nicht tot, Louis. Du lebst und du musst darum kämpfen, wieder aufzuwachen! Denk an die anderen, an Lottie, Phoebe, Daisy, Ernest und Doris. Denk an deinen Sohn! Die alle brauchen dich da draußen und du brauchst sie! Was denkst du wie unsere Familie weiter existieren soll, wenn bereits so viele von uns gegangen sind? Jo und ich sind jetzt hier und das lässt sich auch nicht mehr rückgängig machen, aber du gehörst hier nicht her!" Wieder rollte mir eine Träne über das Gesicht, weil sie Recht hatte. Ich musste für meine Familie weiterkämpfen. „Ich vermisse dich" murmelte ich leise und lehnte meinen Kopf gegen ihre Schulter. Sofort legte sie einen Arm um mich und küsste meinen Kopf. „Ich vermisse dich auch Bruderherz."

Two of us (Louis TomlinsonWhere stories live. Discover now