Kapitel 31

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"Du hast eine Woche Zeit. Mach dich so bald, wie möglich auf den Weg."

Die monotone Stimme von Pain ließ keinen Wiederstand zu und ohne ein weiteres Wort verließ ich den Raum. Das laute Geschrei von Deidara hallte durch die Gänge. Scheinbar hatte "Tobi" ihn wieder geärgert. Ein Stich fuhr durch mein Herz. Eilig, um nicht durch solche traurigen Gedanken aufgehalten zu werden, lief ich in mein Zimmer. Mit geübten Griffen packte ich alles nötige für die Mission ein. Auch ein paar Dinge, die nicht unbedingt mit gemusst hätten, fanden ihren Weg in meinen Rucksack. Ich würde nicht wiederkommen. In vier Tagen lief Orochimarus Frist ab und bis dahin musste ich bei ihm sein. Mein Blick blieb an Obitos Schrank hängen. Das war er mir schuldig...
Kurzerhand packte ich den selbstgemachten Pullover ein. Die Kette mit dem Jashinsymbol legte ich auf sein Kopfkissen. Ich war keine Jashinistin mehr...

Auf dem Weg zum Ausgang hielt ich an der Küche an und warf einen prüfenden Blick in den Kühlschrank. Ein paar Lebensmittel sollten hilfreich sein.
"Na, musst du auf Mission?", erklang die entspannte Stimme von Kisame. Er war wirklich einer der positivsten 'Menschen', die ich kenne. Zumindest solange er nicht provoziert wurde. Lächelnd nickte ich ihm mit einem leisen 'Hn' zu und schloss den Reißverschluss meines Rucksacks.

"Dann pass gut auf dich auf."
"Hn. Bis dann, Kisame."

Schnell schlüpfte ich an ihm vorbei durch den Türrahmen. Würde er mich wirklich ohne zu zögern Töten?
Das konnte ich mir nicht vorstellen und trotzdem verunsicherte mich Obitos Aussage. Sie klammerte sich in meine Gedanken, wie eine Zecke an die Haut und ließ mir keine Chance auf Klärung. Meine schnellen Schritte hallten dumpf durch die verschlungene Höhle. Eilig passierte ich die vielen Türen und wich Sasori aus, der mir mit einer seiner Puppen entgegenstapfte. Mein Katana schwang bei jedem Schritt unangenehm gegen meine Beine und ich war mir sicher, dass bei der Geschwindigkeit definitiv ein blauer Fleck entstehen würde.

Vor dem großen Fels am Ausgang hielt ich inne. Sollte ich das wirklich durchziehen? Das ich an meinem Plan zweifelte, lag nicht an den Akatsukimitgliedern. Auch wenn einige von ihnen innerlich nicht die schlimmsten Menschen waren, trugen sie den Status Nuke-nin nicht umsonst. Vielmehr verunsicherte mich die ganze Situation. Orochimaru, der mir mehr Zeit zum Nachdenken gab, Itachi, der sich mir gegenüber ziemlich seltsam verhielt und in mir ein unbekanntes Gefühl erweckte und Obito, der mir sogar drohte, mich töten zu lassen. Was sollte das ganze? Ich war damals aufgebrochen, um Sasuke, Team 7 und Konoha zu schützen und stärker zu werden und jetzt? Jetzt rannte ich einem der schlimmsten Feinde meiner Freunde in die Arme. Was für eine Ironie. Ändern konnte ich jetzt sowieso nichts mehr.

Kurzerhand formte ich die entsprechenden Fingerzeichen und mit einem lauten Schaben bewegte sich der Fels zur Seite. Erleichtert atmete ich die kühle Winterluft ein. Meine Gedanken wurden frei und meine Sinne klar. Eine weiße Schneedecke lag unberührt über der Wiese und funkelte im schwachen Licht, der späten Nachmittagssonne und einzelne Eiszapfen hingen am Rand der Höhle. Es war ein wunderschönes, idyllisches Bild.

Langsam machte ich einen Schritt nach dem anderen auf die Lichtung. Fast zeitgleich wich der Schnee vor der Hitze meines Körpers zurück und hinterließ eine grüne Spur. Wehmütig betrachtete ich das funkelnde Meer. Nie wieder in meinem Leben würde es für mich möglich sein Schnee zu berühren. Ich zog den langen Mantel enger um mich und visierte die Bäume am Rand der Wiese an. Das war's dann wohl. Ich würde nicht wiederkommen. Noch einmal zog ich das Band meines Katanas fest. Meine Gedanken wanderten zu den letzten Wochen.

Mein Kampf mit Hidan, Deidaras unabsichtlicher Mordversuch, meine komischen, aber dennoch wundervollen Gespräche mit Itachi und Obito, der sich als versessener Egoist herausstellte. Vielleicht gab es eine Möglichkeit ihn aufzuhalten. Vielleicht... Nur Welche?

"Du hast den hier vergessen."

Erschrocken fuhr ich herum. Mein Herz raste und meine Hand lag auf dem Griff meines Katanas. Ein minimales Schmunzeln zeichnete sich auf Itachis Gesicht ab, bevor es von der kühlen Maske ersetzt wurde.
Mit ausgestrecktem Arm hielt er mir einen Hut entgegen. Ein rotes Tuch baumelte an einer Seite und zwei Glöckchen erzeugten einen hohen Ton.
"Den tragen wir immer auf Mission." Abwartend sah er mich an. Das seltene dunkle braun-schwarz seiner Augen funkelte leicht und ließ mich förmlich darin versinken. Seine langen schwarzen Haare bewegten sich leicht im Wind und entspannt steckte seine andere Hand in der Tasche seines Mantels.

"Ich brauche ihn nicht.", erwiederte ich stockend, immer noch gefangen von der unglaublichen Ausstrahlung seinerseits.
"Warum?"
"Weil,.."
Ja, Warum? Das war eine gute Frage. Vielleicht, weil ich nicht zurück kommen würde. Weil mich der Hut nur aufhalten würde. Oder weil er einfach nur unglaublich peinlich war und schrecklich aussah.
Das leichte Gewicht auf meinem Kopf ließ mich aufschauen. Itachi stand nur wenige Zentimeter vor mir und hatte den Hut kurzerhand einfach auf meinen Kopf gesetzt. Das Tuch hing unangenehm in mein Gesicht und bei jeder kleinsten Bewegung gaben die Glocken einen leisen Ton von sich.

Mit großen Augen starte ich in das dunkle Onix vor mir. Mein Sharingan spiegelte sich in seiner Iris. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren und sein Geruch schickte mich in einem tranceartigen Zustand.

"Setzt ihn einfach auf."

Geistesabwesend nickte ich. Was war nur los? Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Körper sträubte sich gegen jeden Versuch und Itachis Augen hielten mich unermüdlich fest. Irgendwie wollte ich mich auch garnicht bewegen. Stundenlang könnte ich einfach so dastehen und ihn ansehen. Halt Stopp! Was war verdammt nochmal los?!? Blut schoss mir in die Wangen und mit Sicherheit hoch rot drehte ich meinen Kopf zur Seite. Ein leises Klingeln ertönte.

"Ich..muss..jetzt.. los.",stotterte ich. Zügig drehte ich mich um und lief auf die ersten Bäume zu.
"Kiră?" Ich stoppte hielt meinen Blick aber fest auf den Wald vor mir gerichtet.
"Pass auf dich auf."
Kurz erinnerte ich mich an meine letzte Mission. Er hatte, glaube ich, dass selbe gesagt. Ein glückliches Grinsen stahl sich auf mein Gesicht und ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Gleichzeitig übermannte  mich mein schlechtes Gewissen. Er machte sich Sorgen und ich würde sie erfüllen, da ich letztenendes nicht wiederkehren würde.

Ruckartig drehte ich mich um und zog ihn in eine stürmische Umarmung. Es tut mir leid, Itachi. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und genoss diesen Moment in vollen Zügen. Noch bevor der total versteifte Itachi überhaupt eine Chance hatte, meine Umarmung zu erwiedern, löste ich mich von ihm, nahm meinem ganzen Mut zusammen und drückte dem perplexen Ushiha einen Kuss auf die Wange.

"Danke."

Ich sammelte mein Chakra und sprang mit Schwung auf den ersten Baum. Der Hut segelte aufgrund des Gegenwindes in den Schnee und ein paar Sekunden später, hatte ich die kleine Lichtung, das Akatsuki Hauptquartier und einen extrem verwirrten Ushiha hinter mir gelassen.




Alles gute zum Geburtstag, Itachi.

Kiră Uchiha- Verzweiflung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt