"Es war schön mit dir"

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"Veni, es war schön mit dir."

Basti blickte seinen Freund und Verbündeten an, der neben ihm auf der erhöhten Plattform stand, das Gesicht wie immer im Schatten verborgen. Er trat an ihn ran, bot ihm seinen Arm dar. Da standen sie. At the end of the line. Dem Höhepunkt des perversen Experiments, dass die Suro-Insel war.

Als SparkofPhoenix' Gruppe ihre Basis verlassen und vor ihren Augen innerhalb kürzester Zeit eine Verteidigungsanlage hochgezogen hatte, war er nervös gewesen. Aber Angst? Nein. Es waren Zivilisten, keine Armee. Stegi, in seiner absurden Mission für MCExpert an Spark Rache zu nehmen, hatte die Gruppe kopflos zurückgelassen. Es war weniger eine Schlacht als eine Hinrichtung gewesen. Kein Zögern, kein Zaudern, kein Zweifeln. Varo hatte sie gut erzogen. Wer schwach war, musste sterben. Etwas was sie beide wohl niemals ganz ablegen würden.

Veni hielt inne. Hängte den letzten Trank an die richtige Stelle griffbereit an seinen Gürtel. Er hob den Kopf und Basti lief ein Schauer den Rücken hinunter. Sein Waffenbruder schien ihm in die Seele zu starren, auch wenn er die Augen nicht sah. Packte entschlossen seinen Unterarm; Hand an Ellenbogen; Ellenbogen an Hand.

Doch Suro war anders. Die Gier nach Diamanten hatte sie getrieben, die anderen zu töten. In Varo wusste jeder worauf er sich einließ. Kämpfe oder werde bestraft. Es gab keine Freunde bis auf diesen einen Teilnehmer neben dir. Nicht immer waren Basti und Veni dies füreinander gewesen, aber wenn sie die Wahl hätten, dann würden sie sich immer wieder verbünden und verbrüdern. Varo hatte grenzenlosen Ruhm und Ehre versprochen, doch Suro war anders.

Als sie gemerkt hatten, dass sie nicht ihre Freunde von sich stoßen mussten, waren sie überglücklich gewesen. Heute würden die anderen nicht durch ihre Hand sterben müssen. Über die Stimme, die über die Insel geschallt war, als sie aufgewacht waren, und verkündet hatte, dass es nur einen Gewinner geben konnte, machten sie sich keine Gedanken. Sie waren wenige von Hundert gewesen. Sie waren frei gewesen, sich gemeinsam auszurüsten und auf die Jagd zu gehen. Es hatte Verluste gegeben; schmockyyy und Henkenbergen an den Nether, Stegi und NoRiskk an Schwert und Pfeil. Und natürlich gab es die Opfer derjenigen, die sich gegen ihren Siegeszug gestellt hatten, aber für Basti war das okay gewesen, so war der Lauf der Dinge.

Etwas war aber nicht in Ordnung gewesen, etwas fühlte sich grundsätzlich falsch an. Jemand spielte mit ihnen, nicht an ihrer Seite. Vergiftete ihr Wasser, terrorisierte sie mit Stürmen und Mobs, hetzte sie mit wertvollen Geschenken gegeneinander auf, als seien sie Figuren auf einem Spielfeld. Dann hatten sie die Stimme erkannt.

Simon Unge

Das Ausfallen von Varo 5 schien seinen Blutdurst ins Unermessliche gesteigert zu haben, ihm einen Gottkomplex gegeben zu haben. Nicht nur sie hatten die Entdeckung gemacht, auch so Herr Bergmann. Kaum jemand hatte sich mehr um Frieden und ein Ende des Blutvergießens eingesetzt wie er und seine Freunde. Selbst die Brandschatzung ihres geliebten Dorfes hatten sie hingenommen. Und er hatte es gewagt Unge als das zu betiteln, was er war. Ein gnadenloser, sadistischer Tyrann, ihr aller Feind. Sein Hund, Dogtor Jones, hatte Veni gestern eine Nachricht überbracht.

Basti hatte schon vorher gewusst, dass sein Freund dem Redakteur wohlgesonnen war, und hatte darauf Rücksicht genommen in der Wahl seiner Opfer. Er hatte skeptisch verfolgt, wie er dem schwerverletzten Bergi einen Heiltrank gereicht hatte, anstatt seinem Leiden ein Ende zu setzen. Veni zu zuliebe hatten sie sich zurückgehalten, als Herr Bergmann und seine Verbündeten vor dem Netherportal ihre Rüstungen und Waffen niedergelegt hatten und Blumen ihnen entgegengestreckt hatten. Veni war anders gewesen in der letzten Nacht. Unsicher, nachdenklich. Er hatte sich am Portal mit Hilfe seines verzauberten Dreizacks in den Regensturm erhoben und war vor den Pazifisten gelandet. Basti war sich nicht sicher, was sie zu seinem Freund gesagt hatten, aber er hatte seinen Helm abgenommen und eine Blume entgegengenommen. Und hatte sie damit unter seinen Schutz gestellt. Hatte in den Himmel geschrien, dass Unge sich ihm stellen solle.

Unge hatte ihm geantwortet. Bedingungen gestellt. Klar dem Wahnsinn verfallen, hatte er Opfer gefordert. Wo Veni nicht willig war diese zu bringen, war es Basti. Um sich vom Tyrann zu befreien, musste er das Blut eines Unschuldigen vergießen und Unge ließ die beiden, die erschöpft noch in ihren Verstecken schliefen, nie wieder aufwachen. Er wollte sie beisammen haben.

Bisher hatte Basti keine Angst gehabt, doch als er sah, dass Unge ihnen Truhen mit Waffen und Rüstungen für den letzten Kampf stellte, da schlich sich das betäubende, eiskalte Kribbeln in seine Glieder, das seine Kehle zuschnürte und seine Augen tränen ließ. Wenn ein Wahnsinniger ihnen sogar noch diese Chance gab, sie heilte, dann machte es ihm - Varo Champion, erfolgreicher Enderdrachenschlächter - Angst.

"Wither, Wither...", schien der Regen zu rauschen. Sie alle vernahmen es, Fazon, Seltix, Hugo, Fabo, und auch die eigentlich sich freundlich erklärten Freunde Herr Bergmanns, die an die Kisten mit der Ausrüstung drängten.

Die letzten Nächte hatte sich Basti immer wieder der Gedanke eingeschlichen, dass Veni und er es so weit gebracht hatten, dass gegen sie beide kein Feind bestehen würde. Aber wenn keiner mehr übrig blieb, dann gäbe es nur noch sie beide, BastiGHG und Venicraft, Varo Veteranen, Kollegen, Freunde. Und einer würde den anderen umbringen müssen. Und Basti wusste, tief in ihm drin, dass er der Stärkere und Erfahrenere von ihnen beiden war. Es hatte einen sauren Geschmack in seinem Mund hinterlassen, aber er hatte es immer verdrängt und sich voll in die Planung ihrer nächsten Züge gestürzt. Auch wenn er jetzt Angst hatte, fühlte er sich befreit. Sie hatten ihre Ketten gesprengt. Vielleicht würde einer von ihnen sterben, vielleicht beide, aber die Chance, dass sie es gemeinsam überleben würden, stand verschwindend gering.

"Wither, Wither!", flüsterte der Sturm.

Basti glaubte, ein Lächeln in Venis verborgenem Gesicht ausmachen zu können.

"Es war auch schön mit dir, Basti."

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Ein kleiner One-Shot zur gestrigen Folge Suro. Die eine kleine Szene ist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen und ich habe in der Uni heute das hier zusammengezimmert deswegen. Ich habe mir einige kleine kreativen Freiheit rausgenommen und ich kann auch leider keine Garantie für Rechtschreib- und Grammatikfehlerlosigkeit geben, da ich seit einer Woche unter chronischem Schlafentzug dank Suro leide und es unbedingt noch vor dem heutigen Stream rausbringen wollte. Ich hoffe es gefällt und zu Feedback sage ich auch nicht nein :D

"Es war schön mit dir"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt